Absage an den NPD-Chef

Erstveröffentlicht: 
07.02.2017

Bautzens Landrat Michael Harig hat erneut Marco Wruck zu einem Gespräch empfangen. Vom Verlauf ist er enttäuscht. Klare Worte kommen indes aus dem Bautzener Rathaus.

Von Sebastian Kositz

 

Bautzen. Nach einem erneuten Treffen mit NPD-Kreischef Marco Wruck hat sich Landrat Michael Harig (CDU) skeptisch über den Sinn eines weiteren Dialogs geäußert. Das Gespräch sei wenig zielführend verlaufen, erklärt der CDU-Politiker. Im Kern sei es dabei um die Jugendarbeit in Bautzen, die Aufsichtspflicht für unbegleitete minderjährige Geflüchtete durch den Kreis, der Situation auf dem Kornmarkt und rechte Demonstrationen gegangen – ohne dass die Themen dabei tatsächlich konstruktiv behandelt wurden. „Es nützt nichts, nur die Situation zu beschreiben und an Dingen festzuhalten. Wenn man sich dabei nur im Kreis dreht, muss ich solche Gespräche nicht führen“, sagt Michael Harig.

 

In dem Gespräch sei es zudem darum gegangen, Vorurteile zu widerlegen, etwa bezogen auf die jungen Zuwanderer. So habe der Landrat darauf verwiesen, dass zumeist nur über die wenigen Fälle gesprochen werde, wo etwas nicht klappt – ohne zu sehen, dass die übergroße Mehrheit keine Probleme bereite. Weitere Gespräche, so kündigt Michael Harig an, werde es nur geben, wenn zuvor klar absehbar sei, dass damit auch etwas zu erreichen ist. 

 

Landrat hält dennoch an Linie fest


Schon das erste Treffen zwischen Michael Harig und dem NPD-Chef Mitte Dezember war heftig umstritten. Das Ansinnen hatte sogar auf bundespolitischer Ebene Kritik ausgelöst. Das zweite Gespräch vergangene Woche war laut Michael Harig erneut auf Betreiben von Marco Wruck zustande gekommen. Zugleich bekräftigte Michael Harig aber auch noch einmal seine Linie, grundsätzlich zu Gesprächen mit allen Menschen, die konstruktiv an Lösungen arbeiten wollen, bereit zu sein.

 

Bereits im Herbst nach den Kornmarktkrawallen hatte sich Bautzens Oberbürgermeister Alexander Ahrens mit Marco Wruck und weiteren Rechtsextremen getroffen. Inzwischen geht das Stadtoberhaupt allerdings deutlich auf Distanz. „Herr Wruck ist weder willens noch fähig, sich ernsthaft und differenziert mit einem Thema auseinanderzusetzen. Auch dies disqualifiziert ihn für jeden weiteren Gesprächsversuch“, so Alexander Ahrens jüngst in Reaktion auf eine Verbalattacke durch den NPD-Chef. Vor wenigen Tagen hatte Marco Wruck das Stadtoberhaupt unter anderem über Facebook verbal attackiert und ihm bezogen auf das Gespräch und mit Blick auf Forderungen nach einem neuen Jugendklub in Bautzen Wortbruch vorgeworfen. Alexander Ahrens weist das zurück. Aus seiner Sicht hat der NPD-Mann die Gesprächsinhalte verdreht.