Wurzen - Angriff auf Wohngemeinschaft von Flüchtlingen

Erstveröffentlicht: 
17.01.2017

Für Robel T. und seine drei Mitbewohner war es kein angenehmes Wochenende in ihrer gemeinsamen Wohnung in Wurzen. Sie wurden von unbekannten Männern bedroht und beleidigt. Die Tatverdächtigen warfen Fensterscheiben ein und es flog ein Brandsatz in Robels Zimmer. Ehrenamtliche kamen zu Hilfe. Die Ermittlungen wegen schwerer Brandstiftung beim Operativen Abwehrzentrum laufen, aber es regt sich Kritik am Verhalten der örtlichen Polizei.

 

Bereits Freitagnacht wurden der 19-jährige Robel T. und seine Mitbewohner im Alter zwischen 20 und 27 Jahren von den Unruhestiftern durch das Fenster ihrer Erdgeschosswohnung beleidigt, berichtete er dem MDR. Durch die Hilfe einer Ehrenamtlichen und der Polizei, die innerhalb kürzester Zeit eintraf, war bald wieder Ruhe.

 

Doch Samstagnacht wurde es schlimmer: Männer schlugen und traten gegen Fenster und Wohnungstür, warfen Scheiben ein. Ein Brandsatz flog. Robels Bett wurde getroffen. Wieder riefen die Flüchtlinge die örtliche Polizei, doch dieses Mal dauerte es länger, ehe die Beamten eintrafen. "Wir hatten Angst und haben eine unserer deutschen Helferinnen verständigt", erzählte Robel.

 

Die ehrenamtliche Helferin versuchte dann ihrerseits, die Wurzener Polizei zum Kommen zu bewegen und sorgte außerdem dafür, dass die vier Eritreer in Sicherheit gebracht werden konnten. Seit Anfang der Woche sind sie bei Freunden und der Adventgemeinde Wurzen untergebracht. Einer der vier Eritreer ist so verängstigt und verstört von den Geschehnissen, dass er die Stadt verlassen will, sagte Robel. 

 

Beide Nächte dieselben Angreifer? Das OAZ ermittelt


Die Pressesprecherin des Operativen Abwehrzentrums (OAZ) der Polizeidirektion Leipzig Kathleen Doetsch teilte auf Anfrage des MDR mit, dass Ermittlungen wegen des Verdachts der schweren Brandstiftung geführt werden.

 

"Personen wurden nicht verletzt. Es entstand Sachschaden. Die Schadenshöhe kann derzeit nicht genau beziffert werden. Inwiefern es bereits am Freitag zu Straftaten am gleichen Objekt kam, wird unter anderem auch Gegenstand unserer Ermittlungen sein", hieß es aus dem OAZ weiter. 

 

Demokratie-Netzwerk: "Angreifer müssen bestraft werden."


Ingo Stange arbeitet beim Netzwerk für demokratische Kultur in Wurzen. Er sagt zu den Vorfällen: "Das waren leider keine Einzelfälle. Es gab hier im letzten und auch schon in diesem Jahr massive Bedrohungen und Angriffe auf Flüchtlinge. Hinzu kommt, dass viele Flüchtlinge keine guten Erfahrungen mit Polizisten in Uniform gemacht haben." Sie werden nicht ernst genommen, wenn sie anrufen und um Hilfe bitten, sagte Stange weiter. Die Beamten würden zum Teil erst kommen, wenn deutsche Freunde der Flüchtlinge anrufen. So sei es auch am vergangenen Samstag gewesen, ist sich Stange sicher.