Jeder zehnte Besucher bei der Darts-WM kommt aus Deutschland. Mittwoch formierten sie sich zu einem unangenehmen Chor. Sie stimmten Lieder an, die fehl am Platz waren. Die englische Presse ätzt.
Sie kommen in Lederhosen, verkleidet als Tim Wiese und mit Dynamo-Dresden-Schals: Noch nie waren so viele Deutsche bei der Darts-WM wie dieses Mal. Nach Angaben von Veranstalter Barry Hearn sind 7500 der rund 66.000 Tickets nach Deutschland verkauft worden, das entspricht einem Anteil von 11,4 Prozent.
Am Mittwoch führte das zu einem Gesang, der nur als unangenehm zu bezeichnen ist. Abwechselnd schallte es durch den altehrwürdigen Alexandra Palace: „Ohne Deutsche wär hier gar nix los!“, „Wir haben ein Heimspiel in London!“, und, besonders fehl am Platz: „Timo Werner ist ein Hurensohn!“
Publikumsliebling aus Holland
Es gibt kaum eine Sport-Veranstaltung, bei der die Nationalität der Athleten nebensächlicher ist, als die Darts-WM. Publikumsliebling ist mit Raymond van Barneveld ein Niederländer, Schotten, Waliser und Belgier werden für Treffer in die Triple-Felder genauso gefeiert wie die Lokalmatadoren aus England. Die Lieder, die von der bierseligen Menge geschmettert werden, sind frei von Nationalismus.
Sie besingen ihre Liebe zum Dartsport („Stand up if you love the darts“) oder den Wunsch, noch ein bisschen länger zu bleiben ( „Don’t take me home“). Nicht jedoch die Herkunft der Protagonisten. Die Deutschen änderten dies. Dabei ist mit Max Hopp der beste deutsche Spieler bereits gescheitert.
„Sie kennen Sensations-Weltmeister Keith Deller nicht und können nicht erklären, wie Phil Taylor den Thron erklomm“, ätzt die englische „Sun“ über die deutschen Besucher: „Sie kennen sich nicht aus im Sport, sondern werden angezogen von der Oktoberfest-Atmosphäre und ihrer Vorliebe für große Biergläser. Und die Bundesliga macht während der Darts-WM auch noch Pause.“
Im nächsten Jahr findet die Darts-WM in einer größeren Halle statt – der Zahl der deutschen Besucher wird das nicht abträglich sein.