Bei seiner Vorgängerin kritisierte der neue Justizsenator das Vorgehen noch. Jetzt will auch Behrendt über Suizide im Knast nicht informieren.
von Jörn Hasselmann
Seit genau sieben Jahren verschweigt die Justizverwaltung Todesfälle hinter Gittern, die damalige neue Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD) hatte dies durchgesetzt. Der schärfste Kritiker dieser höchst umstrittenen Anordnung war seitdem der Rechtsexperte der Berliner Grünen, Dirk Behrendt. Vor allem mit Suiziden müsse transparent umgegangen werden, schließlich seien Gefangene zwangsweise in der Obhut des Staates. 2006 hatte es mit zehn Suiziden einen Rekord gegeben. CDU und Grüne kritisierten die Entscheidung von der Aues deshalb damals als "skandalös". Jährlich stellte der Oppositionspolitiker Dirk Behrendt seitdem diese Anfrage an die Justizverwaltung: "Todesfälle im Knast".
Nun ist Behrendt seit drei Wochen Justizsenator – und verschweigt Suizide. Am Dienstagabend wurde in der JVA Tegel ein 58 Jahre alter Mann tot in seiner Zelle, im C-Flügel von Haus 2 gefunden. Der Russe hatte sich in seiner Zelle stranguliert. Die Anstalt rief um 17.05 Uhr den Notruf der Feuerwehr und meldete einen "Atemstillstand". Ein Notarzt versuchte eine gute Stunde lang, den Gefangenen wieder zu reanimieren, jedoch vergeblich. Die Information stammt von einem Mitinsassen.
Auf Anfrage bestätigte die Justizverwaltung den Suizid. Der Gefangene habe eine elfmonatige Freiheitsstrafe etwa zur Hälfte verbüßt gehabt, er sollte im Frühsommer entlassen werden, sagte Behrendts Sprecherin Peggy Fiebig, weitere Details nannte sie nicht. Eine Information der Öffentlichkeit sei nicht geplant.