Nazi-Kameradschaft beim „Kerzenabend“ der NPD in Memmingen

Erstveröffentlicht: 
13.12.2016

Die schwäbische NPD hat in Memmingen mit der Neonazikameradschaft Voice of Anger gefeiert. Die Besucher bedrohten Journalisten.  Linke bekannten sich zu Sachschaden.

 

Vergangenen Samstag, den 10.12., lud die NPD Schwaben zum sogenannten „Kerzenabend“. Die „traditionelle Vorweihnachtsfeier“ fand wie im Jahr zuvor in einer Gaststätte in Memmingen-Steinheim statt, wie von der NPD veröffentlichte Photos zeigen. Der Inhaber behauptet dagegen auf Nachfrage, dass die NPD zum ersten Mal bei ihm gewesen sei. Im Übrigen sei ihm egal, ob die NPD oder die SPD bei ihm feiere.

 

Der hohe Vernetzungsgrad zwischen der schwäbischen NPD und der Neonazi Kameradschaft Voice of Anger zeigte sich auch an diesem Abend. „Rund 60 Besucher, darunter viele Kinder“, sind laut NPD zum „Kerzenabend“ gekommen. Ein großer Teil davon: Anhänger der Neonazikameradschaft Voice of Anger. Auch an der diesjährigen „Sonnwendfeier“ der NPD nahmen Voice of Anger-Anhänger teil, umgekehrt besuchten NPD-Mitglieder wiederholt die Kameradschaft in ihrem neuen Clubhaus.

 

Es soll „Kinderbetreuung mit Kasperletheater“, Nikolaus und Knecht Ruprecht gegeben haben. Neben Gedichten und Liedern, gemeinsamem Singen und Instrumentalmusik, habe die Partei Vorträge geboten. Einer der Redner war Walter Marinovic aus Wien. Der ehemalige Gymnasiallehrer publizierte in extrem rechten Medien wie der National-Zeitung, der NPD-Zeitschrift Deutsche Stimme oder Umwelt & Aktiv. Beim diesjährigen Leser- und Autorentreffen der Umwelt & Aktiv stellte sich der Revisionist selbst als „altes Sturmgeschütz“ vor. Der Vortragstitel des 87-jährigen: „Völkerwanderung gegen Europa: Es – ist – Krieg“. Auch in Memmingen soll er seine Sicht auf „die Ursachen und Zusammenhänge der Asylflut“ referiert haben.

 

Ein Journalist, der das Neonazi-Treffen dokumentierte, wurde von den NPD-Mitgliedern Kast, Winkler und einigen Anhängern von Voice of Anger bei seiner Arbeit bedrängt und bedroht. Die anwesende Polizei Schritt nicht ein, weil sie die Situation nicht als bedrohlich erkannt habe. Stattdessen schlugen Polizisten vor, der Fotograf könne seine Arbeit beenden, um zur Deeskalation beizutragen. Die Polizei schritt ebenfalls nicht ein, als zwei der Neonazis den Journalisten später bis zu seinem Auto verfolgten.

 

Unbekannte beschädigten das der NPD zur Verfügung gestellte Lokal in der Nacht zuvor. Laut einem linken Bekennerschreiben wurden Scheiben eingeworfen und die Parolen „Kein Platz für Rassisten“ und „Nazis bekämpfen“ hinterlassen. Wohl deshalb wurden Teile der Fassade mit schwarzen Planen verhüllt.