Rechte Rocker im Visier des Verfassungsschutzes

Erstveröffentlicht: 
05.10.2016

Rechte Rocker im Visier des Verfassungsschutzes Bei den Ereignissen rund um den Kornmarkt fielen die Mitglieder von Aryan Brotherhood Eastside mehrfach auf. Für die Behörden sind sie keine Unbekannten.

 

Breite Schultern, graue Kutten: Die Mitglieder der Bautzener Rocker-Gruppe Aryan Brotherhood Eastside sind so schnell nicht zu übersehen. Auch nicht am Abend des 9. Septembers, als sich Asylbefürworter und -gegner auf dem Kornmarkt plötzlich ganz nah gegenüberstehen. Die kräftigen Männer, die das Kürzel „125“ gut lesbar auf dem Rücken tragen, sind zudem an den Folgetagen immer wieder rund um die Platte herum gesichtet worden. Jetzt legt Sachsens Verfassungsschutz offen: Bei den Bautzener Rockern handelt es sich um eine rechtsextreme Gruppe – mit guten Kontakten zu hiesigen Freien Kräften, aber auch zu Motorradgangs wie den Hells Angels.

Öffentlich in Erscheinung getreten war die Bruderschaft mit dem klaren rassistischen Bezug im Namen in Bautzen bislang kaum. Vor wenigen Wochen hatten sie bereits ihr fünfjähriges Jubiläum gefeiert. Auf dem Schirm haben Sachsens Verfassungsschützer Aryan Brotherhood Eastside eigenen Angaben nach aber erst seit 2014.

Laut Verfassungsschutz handelt es sich bei Aryan Brotherhood Eastside (kurz: ABE) um eine, so wörtlich, rechtsextremistische, rockerähnliche Gruppierung. „Sie treten rockerähnlich mit entsprechenden Kutten mit Symbolen, Insignien und Beschriftungen auf. Die Funktionsbezeichnungen der Mitglieder orientieren sich ebenfalls an den Begrifflichkeiten der Rockerszene“, erklärt Martin Döring, Sprecher der Behörde.

Bei dem weithin gut lesbaren Kürzel „125“ handelt es sich um einen Code. Die einzelnen Ziffern stehen für die Reihenfolge der Buchstaben A, B und E im Alphabet. Der Verfassungsschutz rechnet derzeit der ABE etwa 15 Personen zu. Neben gemeinsamen Veranstaltungen, bei denen die Mitglieder unter sich bleiben, pflegen diese nach Erkenntnis der Behörde aber auch Kontakte zu Freien Kräften und sogenannten Outlaw Motorcycle Gangs. Als Beispiel nennt Martin Döring dafür die Hells Angels. Deren Mitglieder werden immer wieder in Verbindung mit schwerer Kriminalität gebracht. Dabei geht es unter anderem um Drogen, Schutzgeld und Prostitution.

Wie konkret die Bautzener Rocker mit der straff organisierten rechten Szene in der Region vernetzt oder gar fester Bestandteil davon sind, ließ Martin Döring offen. Das MDR-Magazin Fakt hatte jüngst allerdings von einem Pakt zwischen ABE und der ebenso in Bautzen agierenden Gruppe Stream BZ berichtet. Letztere hetzt seit Wochen im Internet gegen Zuwanderer und propagiert offen eine „NS-Zone“. Der Name von Stream BZ tauchte auch unter einer von verschiedenen rechten Gruppen im Netz veröffentlichten Erklärung nach den Krawallen auf dem Kornmarkt auf. (SZ)