Heim für alleinreisende Minderjährige Brandanschlag auf Asylunterkunft in Jüterbog

Erstveröffentlicht: 
01.10.2016

Unbekannte haben in der Nacht zu Samstag zwei Brandsätze auf ein Flüchtlingsheim in Jüterbog (Teltow-Fläming) geworfen. Verletzt wurde niemand. Bislang gibt es keinerlei Hinweise auf die Täter.

 

Jüterbog - Unbekannte Täter haben in der Nacht zu Samstag einen Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in der Innenstadt von Jüterbog (Teltow-Fläming) verübt. Nach Polizeiangaben warfen die Täter gegen 1.15 Uhr zwei Brandsätze auf ein Fenster des Flachbaus, in dem alleinreisende, minderjährige Flüchtlinge untergebracht sind. Weil die Brandsätze die doppeltverglasten Fenster nicht durchschlugen, entzündeten sich die Brandsätze laut Polizei aber nur im Fensterbereich. Einem durch die Geräusche alarmierten Betreuer der Unterkunft gelang es anschließend, mithilfe einer Kollegin die Flammen an der Außenfassade löschen. Als die herbeigerufene Feuerwehr eintraf, war der Brand bereits erstickt.


 Am Ende hatten die 20 Bewohner im Alter von 15 bis 17 Jahren großes Glück: Verletzt wurde keiner, auch musste das Gebäude nicht evakuiert werden. Die Brandsätze wurden auf das Fenster eines unbewohnten Abstellraumes geworfen, beschädigten nur die erste Verglasungsschicht. Rings um das Fenster blieben aber großflächige Rußspuren. Auch ein unmittelbar neben dem Gebäude parkendes Fahrzeug wurde durch den Ruß in Mitleidenschaft gezogen. 

 

Bis auf Weiteres Polizeischutz


Insgesamt beläuft sich die Schadenshöhe nach Polizeiangaben auf circa 1500 Euro. Vorsorglich wurden durch die Johanniter-Unfall-Hilfe, die Träger der Unterkunft ist, Notfallseelsorger und Dolmetscher für die Bewohner hinzugezogen. Außerdem steht das Gebäude jetzt bis auf Weiteres unter Polizeischutz. Noch in der Nacht hatten Spezialisten der Kriminaltechnik Spuren am Tatort gesichert. Hinweise auf den oder die Täter gibt es indes noch keine, sagte ein Polizeisprecher den PNN. Weder seien vor Ort Personen noch ein Fahrzeug gesehen worden, sagte er. Ein rechtsextremistischer Hintergrund liegt nahe, Beamte des Staatsschutzes sind mit den Ermittlungen betraut. 

 

Gibt es einen Zusammenhang mit einer anderen Tat?


 Fraglich ist, ob es einen Zusammenhang zu der Explosion in einem Jüterboger Flüchtlingstreff Ende November gibt. Wie berichtet war der Raum der evangelischen Kirche damals nach einer fremdenfeindlichen NPD-Demonstration durch eine Explosion zerstört worden. Die Ermittler vermuteten bisher, dass die im März ausgehobene Neonazi-Zelle von Nauen um den NPD-Politiker Maik Schneider an dem Anschlag beteiligt war. Der NPD-Mann gilt als der Kopf der Gruppe, meldete auch die Demonstration in Jüterbog an und sitzt derzeit unter anderem wegen des Brandanschlags auf eine als Asylunterkunft vorgesehene Turnhalle in Nauen in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft Potsdam wirft ihm die Rädelsführerschaft einer kriminellen Vereinigung vor, die für insgesamt sieben Straftaten angeklagt ist. Die Explosion in Jüterbog aber gehört bislang nicht dazu, den Ermittlern gelang es nicht, der Truppe eine Beteiligung nachzuweisen – auch weil nach PNN-Informationen keine Funkzellenabfrage durchgeführt wurde.