Polizeigewerkschafter Wendt „Willkommenskultur ist nichts als ein künstlicher Begriff“

Erstveröffentlicht: 
15.08.2016
Rainer Wendt ist Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft. Und er ist – das wird man sagen dürfen, ohne verhaftet zu werden – umstritten. Wendt schreckt vor Provokationen nicht zurück, spricht auch schon mal mit rechtslastigen Postillen und fordert Konkurrenzgewerkschaften offen heraus. Nun hat der 59-Jährige ein Buch geschrieben: „Deutschland in Gefahr“. Es hätte gut und gern auch „Der Untergang“ heißen können.

 

Im Vorwort behauptet der Polizist, wer in Deutschland falsch parke, der habe ein Problem. Wer einen Einbruch und eine Körperverletzung begangen oder jemanden im Straßenverkehr getötet habe, der könne indes gelassen bleiben. Schon das Risiko, erwischt zu werden, sei gering. „Und selbst wenn Sie das Pech haben sollten, machen Sie sich keine Sorgen. Sie finden jemanden, der Ihnen bescheinigt, dass Sie eigentlich ein feiner Mensch sind. Oder dass Sie irgendwie traumatisiert sind, vernachlässigt, zu wenig geliebt oder zu viel verstanden wurden.“

 

„Gefährliche Denkfehler“

Überhaupt, meint Wendt: „Bei kleinen Dingen kommen wir ganz groß raus. Hundesteuern, Bauvorschriften, Flaschenpfand, GEZ-Gebühren oder Mülltrennung, da sind wir fit in Deutschland, kleine Sachen gehen immer − große weniger bis gar nicht. Die letzte richtig große Sache, die wir geschultert haben, war die Wiedervereinigung.“ Und nun sollten mindestens eine Million Flüchtlinge integriert werden. Nur mache die Regierung dabei „einige gefährliche Denkfehler“. Denn „die angebliche Willkommenskultur“ sei bloß „ein künstlicher Begriff aus der Wunschkiste von Menschen mit edler Gesinnung“. Ohnehin vergebe die Aufgaben das Volk. Diese gehöre nicht dazu.

 

Natürlich sind Wendt die objektiven Daten nicht entgangen. „Deutschland ist wirtschaftlich erfolgreich wie nie, es herrscht quasi Vollbeschäftigung, wir unterstützen Schwache und Arme, leisten Hilfe für Verfolgte und dürfen uns zu Recht täglich an unserer edlen Gesinnung berauschen“, notiert er. Doch fällt das Lob hörbar ironisch aus. Bierernst ist die Beschreibung von Defiziten:  Millionen Arme, eine kaputte Infrastruktur, geschlossene Behörden, alleingelassene Lehrer und „Volksvertreter, denen das Volk nicht geheuer ist“. Eine durchaus programmatische Zwischenüberschrift lautet übrigens: „Regt Euch wieder ab, es ist nur die AfD!“ Und ein erstklassiger Zynismus ist auch dabei. Denn Algerien, Marokko und Tunesien seien selbstredend sichere Herkunftsstaaten, so Wendt. Es seien ja „deutsche Urlaubsländer“.

 

Es soll noch schlimmer kommen

Es also ist zum Fürchten. Und das ist erst der Anfang. Denn: „Spätestens wenn Verteilungskämpfe größer werden und die Leistungsfähigkeit des deutschen Steuerzahlers zurückgeht, brechen offene Unruhen und Kämpfe zwischen unterschiedlichsten Gruppierungen aus und werden kaum beherrschbar sein, jedenfalls nicht mit einer kaputtgesparten Polizei.“ Bitte verriegeln Sie schon mal Ihre Fenster!

 

Vor Rainer Wendt hat bereits die Beamtin Tania Kambouri ein Buch geschrieben. Es heißt: „Deutschland im Blaulicht. Notruf einer Polizistin“. Und es verkauft sich bestens.

 

Rainer Wendt: Deutschland in Gefahr: Wie ein schwacher Staat unsere Sicherheit aufs Spiel setzt, Riva-Verlag 2016, 19,99 Euro.