Die meisten Geschichten über „böse Flüchtlinge“ stimmen nicht

Erstveröffentlicht: 
17.07.2016

Dresden/Leipzig - Egal ob gezielt verbreitet oder fahrlässig gestreut: Falschmeldungen rund ums Thema Flüchtlinge vergiften seit Monaten massiv das politische Klima im Land.

 

Fakt ist aber: Hunderte solcher Gerüchte sind längst als falsch (bzw. erlogen!) widerlegt. Eine Internetseite aus Leipzig listet die Fälle auf, nennt zu den falschen Infos die Fakten.

 

Beispiel 1: In der Tiefgarage am Dresdner Elbe Park soll im November eine Höffner-Mitarbeiterin von Südländern vergewaltigt worden sein. Über soziale Netzwerke wurde diese Meldung in Windeseile geteilt. Nur: An der Sache war nichts dran. Null! Die Polizeidirektion Dresden stellte daraufhin klar, dass es sich um eine Falschmeldung handelte. Gegen den Facebook-User wurde ermittelt.

 

Beispiel 2: Eine sächsische AfD-Landtagsabgeordnete beklagte im Februar, Migranten wären in Freiberg respektlos auf einem Polizeiauto herumgetrampelt. Ein Foto sollte das beweisen. Jedoch stellte sich heraus, dass das Foto wohl in Köln gemacht wurde, schon älter ist. Die vermeintlichen Flüchtlinge sahen zudem sehr nach Fußballfans aus...

 

Beispiel 3: In Bautzen sollen Südländer einen 37-jährigen Deutschen Anfang des Jahres mit einem Messer attackiert und verletzt haben. Das Gerücht machte im Netz schnell die Runde. Später meldete die Polizei, dass der Mann im Suff gestürzt war, sich dabei selbst verletzt hatte.

 

Solche Geschichten werden von den Leipzigern Karolin Schwarz (30) und Lutz Helm (35) im Internet zu einem Karten-Puzzle der Lügen zusammengebaut. Unter Hoaxmap.org zerpflücken sie im Web die falschen „News“ aus der Gerüchteküche.

 

Mit 177 Gerüchten und deren Widerlegungen war die interaktive Seite im Februar gestartet. Jetzt finden sich dort schon über 400 gelistete Fälle. „Die Gerüchte verbreiten sich rasant und mit ihnen wird Stimmung gemacht. Das finden wir nicht gut. Mit der Hoaxmap und sachlichen Fakten wollen wir helfen, die Situation zu entschärfen“, erzählt Karolin Schwarz.

 

Die Nutzung der Datenbank ist simpel: In die Karte reinzoomen, den gelben Punkt z.B. neben der eigenen Heimatstadt anklicken - schon werden das oder die Gerüchte aufgeführt und ein Link, wo das Gerücht widerlegt wird. Elf Unwahrheiten führt die Hoaxmap allein in Dresden auf.

 

„Mittlerweile unterstützen uns Menschen aus ganz Deutschland“, freut sich Internet-Aktivistin Karolin Schwarz, die sich wünscht, „dass die Menschen hinterfragen, was sie im Netz lesen und Inhalte nicht unüberlegt teilen.“