Demonstration gegen AfD-Parteitag in Bingen

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Erstveröffentlicht: 
09.07.2016

BINGEN - Man wolle „mit demokratischen Mitteln unserer Meinung friedlich, aber entschieden Ausdruck verleihen“, hatten die Veranstalter im Vorfeld erklärt „und möglichst breit aufgestellt und mit einer möglichst großen zivilen Bewegung gegen die AfD auftreten“. Zu diesem Zweck demonstrierten am Samstag ab 9 Uhr morgens DGB, Linke, SPD und Linkspartei sowie Binger Bürger und einige extra angereiste Demonstranten vor dem Rheintal Kongresszentrum, wo zum wiederholten Male ein Landesparteitag der Alternative für Deutschland abgehalten wurde. Dem wolle sich das Bündnis entgegenstellen.

 

Etwa 100, vielleicht 150 Demonstranten waren am Ende erschienen, um ein Zeichen zu setzen. Die AfD sei ein Wolf im Schafspelz, waren sich die Redner einig, der hinter bürgerlicher Fassade immer schlechter radikal rechtes Gedankengut verberge. Man erinnerte an Björn Höckes Thesen zum "lebensbejahenden afrikanischen Ausbreitungstyp", an Alexander Gaulands Äußerungen zu Jerome Boateng und das jüngste Chaos um den Versuch des Ausschlusses Wolfgang Gedeons aus der baden-württembergischen Landtagsfraktion. Die Strategie der AfD sei zumindest partiell wohl auch in Bingen erfolgreich, so der Binger Juso-Vorsitzende Rouven Winter, gegen die NPD zum Beispiel fänden sich deutlich mehr Gegendemonstranten ein. Enttäuscht äußerten sich die Redner Winter, Michael Hüttner, Sebastian Hamann (alle SPD) und Versammlungsleiter Ingo Rochus Schmidt (Die Linke) über das Fernbleiben der Stadtspitze und der anderen im Rat vertretenen Parteien.

 

Parallel zur Kundgebung der lokalen Aktivisten hatte ein überregionales Antifabündnis eine Demonstration angemeldet. Beide Veranstaltungen stellten sich zwar gemeinsam der AfD entgegen, doch wurden aus den Reihen der Antifa auch immer wieder Proteste gegen Redeabschnitte der SPD- und Linken-Politiker laut. Auch AfD-Mitglieder kommentierten die Demonstration von Zeit zu Zeit durch Zurufe, das ein oder andere Wortgefecht schloss sich an. Kurz turbulent wurde es als ein AfD-Mitglied durch die Reihen der Demonstranten den Weg zum Rheintal-Kongress Zentrum suchte, der Vormittag verlief aber friedlich. Für den Nachmittag plant das Antifabündnis noch einen Stadtrundgang, an dem sich die Binger Veranstalter ausdrücklich nicht beteiligen, so Schmitt.

 

Auf der anderen Rheinseite hatten unbekannte Täter in der Nacht von Freitag auf Samstag in der Rüdesheimer Weinbergslage "Berg Roseneck" auf die Stützmauern eine zwei Meter hohe Parole gegen die AfD gemalt. Das zuständige Fachkommissariat in Wiesbaden hat die Ermittlungen übernommen, zudem wurde eine Strafanzeige wegen Sachbeschädigung gefertigt.