Geld für NSU-Projekt: Stadträte zeigen Schülern die kalte Schulter

Erstveröffentlicht: 
15.06.2016

Einige Kommunalpolitiker wollen kein Geld für ein Theaterstück zum Nationalsozialistischen Untergrund ausgeben. Sie fürchten einen Imageschaden - den fürchten die Befürworter jedoch auch.

 

Zwickau. Wie viel Aufarbeitung tut der Stadt gut? Um diese Frage kreist der Disput, der die neun Mitglieder des Kulturausschusses entzweit hat. Am Ende behielten die Skeptiker die Oberhand.

 

Die Verwaltung hatte vorgeschlagen, dass die Stadt einem Theaterprojekt einen Zuschuss von maximal 10.000 Euro zahlt. Unter der Obhut des Vereins "ASA-FF" - ein Netzwerk, das sich mit globalem Lernen befasst - sollten sich Schüler aus Zwickau, Chemnitz und Hamburg mit den Protokollen zum Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) auseinandersetzen und daraus unter anderem eine szenische Lesung entwickeln, die wiederum die Grundlage für weitere Beschäftigungen mit dem Thema sein sollte.

 

Für Gerald Otto geht das zu weit. "Die Oberbürgermeisterin hat viel getan, um den Imageschaden für unsere Stadt zu begrenzen", sagt der CDU-Stadtrat, der den Vorschlag abgelehnt hat. Eine permanente Wiederholung des Themas mache die Sache nicht besser. Zudem ärgert er sich darüber, dass der Stadt im Vorwort zum Projektkonzept unzureichender Aufklärungswillen unterstellt wird. "Es wird genug getan", ist sich Otto sicher.

 

Martin Böttger, der als einer von Vieren für den Vorschlag stimmte, sieht das genau anders: "An dem Projekt sind mehrere Städte beteiligt, sogar das Staatstheater München. Wenn wir das ablehnen, machen wir uns lächerlich", findet der Stadtrat der Grünen. Chemnitz gebe beispielsweise wesentlich mehr dazu als Zwickau. Er stimmt Otto aber in dem Punkt zu, dass das Demokratiebündnis schon einiges zur Sache tut. "Aber das richtet sich mehr an Erwachsene, nicht an Schüler."

 

Am Entstehen des Theaterstücks sollen Schüler aus drei Städten beteiligt sein - aus Chemnitz und Zwickau, weil dort die drei NSU-Mitglieder Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos lebten, und aus Hamburg, weil eines von deren Opfern aus dieser Stadt stammte. Aus Zwickau wird sich die Pestalozzi-Oberschule aus Pölbitz am Projekt beteiligen, sagt Franz Knoppe, der zum Vorstand des Vereins "ASA-FF" gehört und der sich mit der Kunstgruppe Grass Lifter schon seit längerem darum bemüht, dass über die Taten des NSU kein Gras wächst.

 

Knoppe kann die Entscheidung des Ausschusses nicht nachvollziehen, zumal die Stadtverwaltung hinter dem Vorhaben stehe. "Ich bedauere die Entscheidung von CDU und AfD. Zwickau verpasst damit eine Chance, dass sich die Jugend begegnet", sagt er. Und er erläutert, dass das Anliegen des Projektes in alle beteiligten Städte getragen werden soll, damit sich die jungen Leute darüber austauschen können. "Das Vorhaben stirbt damit zwar nicht. Aber wir müssen jetzt sehen, wie wir die fehlende Summe bekommen", sagt Knoppe.