Oha, die Recherche-Mitte stellt sich vor.

Recherche Mitte

Ein neues Internetportal der Neonaziszene erblickte zu Beginn des Jahres das Licht der virtuellen Welt. Vollmundig verkündeten die Betreiber der „Recherche-Mitte“ sich mittels ihrer neu geschaffenen Plattform zukünftig der Anti-Antifa Arbeit widmen zu wollen. Das Feindbild scheint klar umrissen: „... egal ob Antideutsch, Antinational, Antiimperialistisch, kommunistisch oder bolschewistisch“ [sic], wie es die Macher unumwunden auf den Punkt bringen. Hinter dem konspirativen Anstrich des „unabhängigen“ Medienkollektivs verbergen sich gleichsam Anhänger der parteiunabhängigen Neonaziszene sowie der NPD.


Registriert wurde die Seite im vorigen Monat bei einem kanadischen Serverbetreiber und dort schließlich am 10. Februar freigeschaltet. „Reichsstrasse 88“, in der „Reichshauptstadt, im Reich 01488“ lauten die dort hinterlassenen Kontaktdaten des als „Recherche-Team“ auftretenden Anmelders. Bei diesem handelt es sich indes um keinen Unbekannten. Der sächsische Neonazi Sandro Auerbach aus dem beschaulichen Eppendorf im Erzgebirge tritt bereits seit einigen Jahren als Anmelder obskurer Internetseiten in Erscheinung. Ihm zur Seite steht Kai Rzehaczek aus dem sächsischen Eilenburg. Der 1968 geborene NPD-Funktionär ist unter anderem Geschäftsführer des „Nordsachsen-Versands“, einem Internet-Versandhandel, der neben einschlägiger Musik auch Bekleidung mit Bezug zum Nationalsozialismus veräußert.

Neben den ostdeutschen Mitwirkenden der „Recherche-Mitte“ lassen sich auch Aktivisten im norddeutschen Raum verorten. So wie Michael Meyer - seines Zeichens Vorsitzender des „NPD Unterbezirks Oldenburg“ wie auch der derzeitige Webmaster des Anti-Antifa-Projektes. Bei diesem handelt es sich um den ehemaligen JN-Aktivisten Markus Walter aus dem niedersächsischen Garrel, welcher sich unter dem Pseudonym „Asterix“ für die Gestaltung der Seite verantwortlich zeichnet.

Inwieweit der „Recherche-Mitte“ eine dauerhafte Zukunft beschert ist, bleibt abzuwarten. Am vergangenen Freitag, den 05.03.2010, acht Tage vor seinem 19. Geburtstag, erhielt Markus Walter just unerwarteten Besuch von Beamten der Oldenburger Kriminalpolizei. Hintergrund der folgenden Durchsuchungsaktion war eine Fotografie auf einer von Walter betreuten Internetseite nachdem Walter auf einer weiteren Internetseite (der „Autonomen Nationalisten Oldenburg) einen Staatschutzbeamten als „Stasi-Spitzel“ bezeichnete und dieser daraufhin eine Anzeige erstatte.

Den „professionellen Charakter“ ihres zukünftigen Wirkens versuchten die beteiligten Neonazis vor allem durch den Aufbau und die Bezeichnung des Internetprojekts zu unterstreichen. „Der Name ist mit Absicht, als Anlehnung von Recherche-Ost und –Nord, so gewählt.“ Auch Logo, Rubriken und Aufbau wurden den beiden antifaschistischen Medienprojekten entlehnt. Nachdem diese die Hintergründe und personelle Zusammensetzung des „Internet-Projekts“ öffentlich gemacht haben scheint der Anti-Antifa-Arbeit der „Recherche-Mitte inzwischen die Puste auszugehen. Dort heißt es unter anderem: „was sind das denn für vollidioten! die Jungs schaffen es nicht mal ne woche aktiv zusein, ohne enttarnt zuwerden? die wollen uns gegen die zecken vertreten?… ich weiß ja nicht!“ - Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

Hintergrundtext zur Recherche-Mitte, aus welchem ein Teil der hier verwendeten Informationen entlehnt wurden:

www.recherche-nord.com
www.recherche-ost.com