Leipzigs OBM Jung: „Ich halte die Stimmung in Sachsen kaum noch aus“

Erstveröffentlicht: 
02.04.2016

„Die Politiker vor Ort müssen Bündnisse schmieden, um zu zeigen, dass sie für ein anderes, weltoffenes Deutschland einstehen“, sagt Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung und appeliert damit an seine Amtskollegen, sich deutlicher gegen Rechtsextremismus zu positionieren.

 

Leipzig. Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) hat an seine Amtskollegen appelliert, sich klarer und deutlicher gegen Rechtsextremismus zu positionieren. „Die Politiker vor Ort müssen Bündnisse schmieden, um zu zeigen, dass sie für ein anderes, weltoffenes Deutschland einstehen“, sagte er dem Portal „100tage100menschen.de“ des Deutschen Katholikentages. Sachsen habe ein Rassismusproblem, da gäbe es nichts zu beschönigen. „Ich halte die Stimmung in Sachsen kaum noch aus“, so der SPD-Politiker. Wären da nicht die vielen optimistischen Menschen, die aktiv Willkommenskultur leben und deutlich auf der Straße ihren Widerstand formulieren, "dann könnte man fast verzweifeln", sagte Jung.

 

In einem Gastbeitrag formuliert Jung vor wenigen Wochen: „Wir haben in Sachsen ein Rassismusproblem“. Von seinen Kollegen in den Kommunen fordert der Oberbürgermeister mehr Aktivitäten. „Ich würde mir wünschen, dass die Politiker vor Ort stets klarer und deutlicher werden und Bündnisse schmieden, um zu zeigen, dass sie für ein anderes, weltoffenes  Deutschland einstehen“, so Jung gegenüber „100tage100menschen.de“. Er wolle aber nicht pauschal über Kolleginnen und Kollegen urteilen, denn er könne sich vorstellen, dass es vor allem in kleinen Gemeinden manchmal schwer für einen Bürgermeister sei, gegen die Stimmung vor Ort aufzustehen.

 

Den Katholikentag sieht der Leipziger OBM als Diskussionsforum für alle Menschen. Dort gäbe es nicht nur spirituelle Angebote, diskutiert würden auch die aktuellen politischen Herausforderungen, von der Flüchtlingskrise bis zu Fragen der Integration. „Und diese Themen gehen uns alle an, egal ob gläubig oder nicht gläubig“, so Jung.

 

Und auch zur AfD äußert sich Jung im Interview. Der Katholikentag hat beschlossen, Vertreter der Partei von allen Podien auszuschließen.  „Im Leipziger Stadtrat sitzen vier Mitglieder der AfD. Meine Erfahrung ist, dass das Menschen sind, mit denen man einen Dialog führen kann“, so Jung. Ich wisse aber gleichzeitig, dass es innerhalb dieser Partei extremistische Tendenzen gebe – bis hin zu offener Fremdenfeindlichkeit. Insofern respektiere er die Entscheidung des Katholikentags, dieser Partei kein Forum zu bieten. „Eines aber ist mir wichtig: Wir müssen mit den Menschen im Gespräch bleiben, die ihre Ängste und Sorgen loswerden wollen“, betonte der Oberbürgermeister.

 

Der 100. Deutschen Katholikentag findet vom 25. bis 29. Mai in Leipzig statt. Erwartet werden mehrere Zehntausend Gäste. In dem Portal werden 100 Geschichten von Menschen erzählt, die mit dem Katholikentag in Verbindung stehen.