Etwa 1500 Demonstranten aus dem ganzen Bundesgebiet haben am Samstag in Berlin gegen den Einsatz der Bundeswehr und anderer Armeen in Afghanistan protestiert. Bei einer Kundgebung auf dem Bebelplatz forderte Kirchenkritiker Eugen Drewermann ein sofortiges Ende des Militäreinsatzes.
Afghanistan habe in 3000 Jahren seiner Geschichte kein einziges anderes
Land angegriffen, sagte Drewermann.
Nach der Kundgebung soll ein Protestzug zum Reichstag und Brandenburger
Tor ziehen. Die Berliner Polizei sprach von 800
Teilnehmern, die Veranstalter von bis zu 3000 Demonstranten. Die
Generalsekretärin der katholischen Friedensbewegung Pax Christi,
Christine Hoffmann, sagte auf der Kundgebung, die Mehrheit der
deutschen Bevölkerung lehne den militärischen Einsatz am Hindukusch
ab.
"Mehr Soldaten nach Afghanistan zu schicken, bedeutet keine
Exit-Strategie, sondern faktisch mehr Kämpfe", sagte sie. Jeder
weitere tote Zivilist provoziere die Ablehnung der afghanischen
Bevölkerung und spiele somit den Taliban in die Hände.
Die Demonstranten hatten Plakate mit Sprüchen wie "Kein Soldat
mehr" oder "Frieden für Afghanistan - Bundeswehr raus" bei sich. Auch
Fahnen der Globalisierungsgegner Attac und der Partei Die Linke waren
zu sehen.
Außenminister Guido Westerwelle (FDP) würdigte die "gesunde
Skepsis" der Demonstranten gegenüber Militäreinsätzen im Ausland. Man
dürfe aber auch nicht naiv sein. Westerwelle sagte: "Es würde kein
einziger Brunnen gebohrt, es würde kein Krankenhaus gebaut und es
würde kein Mädchen zur Schule gehen können, wenn wir jetzt einfach
kopflos abziehen und Afghanistan sich selbst überlassen würden.
Abgesehen davon wäre es auch ein erhebliches Risiko für unsere eigene
Sicherheit hier in Europa."
Das neue Bundestagsmandat, das kommende Woche beschlossen werden
soll, sieht eine Erhöhung des Bundeswehrkontingents um 850 auf bis zu
5350 Soldaten in Afghanistan vor. (dpa/ddp)