Sachsens Flüchtlingshelfer fühlen sich gemobbt

Erstveröffentlicht: 
24.02.2016

Dresden - Immer mehr sächsische Flüchtlingshelfer fühlen sich im Internet gemobbt.

 

„Vom rechten Rand werden wir beschimpft: schämt euch, dass ihr helft. Sehr massiv. Vom ganz linken Rand werden wir beschimpft: schämt euch, wie mies ihr helft“, sagt Rüdiger Unger (55), Vorstandschef des Deutschen Roten Kreuzes Sachsen (DRK).

 

Das gehe gegen alle Helfer - egal ob hauptberuflich oder ehrenamtlich.


„Am liebsten würde ich unseren Leuten sagen: Bitte lest einfach keine Facebook-Einträge mehr. Das belastet schon sehr!“, so DRK-Chef Unger.

 

Die Zahl derer, die sagten, das will ich im Freundeskreis oder ganz privat gar nicht mehr erzählen, was sie tun, steige. Der Riss gehe oft quer durch die Familien. Unger weiter: „Das macht mir wirklich große, große Sorgen.“

 

Der DRK-Landeschef traf diese Aussagen bei einer gemeinsamen Veranstaltung der Liga der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Sachsen. Dazu zählen unter anderen Diakonie, Caritas, das DRK selbst und die Arbeiterwohlfahrt.

 

Die Verbände betreiben einen Großteil der Asylbewerbereinrichtungen in Sachsen. Den Angaben zufolge sind dort zuletzt pro Monat rund 1700 Ehrenamtliche tätig gewesen.

 

Unger betonte, dass sich die Helfer mental zur Zeit in einer besonders schwierigen Lage befänden. Gerade die Mitarbeiter des DRK: „Denn die sind es gewohnt, immer die Guten zu sein.“

 

Zum Beispiel wenn es um Hilfe bei der Evakuierung nach Bombenfunden gehe. „Da bekommen die alle auf die Schulter geklopft: Ihr seid die Besten.“ Nun aber würden die Helfer immer wieder beschimpft, auch bei Bürgerversammlungen.

 

Dieser Spannungsbogen, in dem sich die Helfer befänden, berge ein großes Risiko: „Wenn ich mich irgendwann nicht mehr traue zu sagen, ich engagiere mich humanitär, dann haben wir ein Grundproblem in der Gesellschaft.“

 

Vor dem Hintergrund der Bemühungen für Flüchtlinge forderten die Vertreter der Wohlfahrtspflege auch eine professionelle Koordination der Ehrenamtler im Freistaat Sachsen. Dafür brauche es Geld. Beides fehle bislang einfach.

 

Darüber hinaus brauche es unbedingt ein auf die Zukunft gerichtetes Integrationsprogramm für Flüchtlinge. Es brauche aber auch, so die Verbands-Vertreter, ein „Nachhole-Programm“ in Sachen Integration für die Sachsen selbst.