Feuernacht in Berlin - Randalierer zerstören 28 Luxus-Autos

Ein Mercedes steht in Brand – es ist nur eines von insgesamt 28 Autos, die in der Nacht in Berlin demoliert wurdenFoto: spreepicture
Erstveröffentlicht: 
06.02.2016

Berlin – Brennende Luxus-Autos, eingeschlagene Fensterscheiben, brennende Straßenbarrikaden. In der Nacht zu Samstag herrschte Chaos in Berlin-Kreuzberg. Randalierer zogen durch die Straßen, demolierten 28 Autos.

Schwerpunkt der Randale: die Flottwellstraße am Park am Gleisdreieck in Kreuzberg. Dort suchten sich die Chaoten gegen 1 Uhr offenbar gezielt vier hintereinander geparkte Autos aus und steckten diese in Brand. In der Folge fingen auch andere Autos Feuer. Nach bisherigen Erkenntnissen standen ein Mercedes Cabrio, ein BMW X6, ein Mercedes ML und ein 5er BMW in Flammen. Insgesamt wurden 28 Autos beschädigt.

Andere Autos wurden stark demoliert: Bei einem Mercedes GL wurden die Frontscheibe und das Fenster der Fahrerseite zerstört. Auch bei zwei Minis wurden die Scheiben zertrümmert. Insgesamt sollen 28 Fahrzeuge beschädigt worden sein, wie die Polizei mitteilte.

★ In dem Neubaugebiet des Berliner Szenekiezes sind viele Luxus-Mietwohnungen entstanden. Auch dort wurden Fensterscheiben leerstehender Geschäftsräume oder gläserne Eingangstüren mit Steinen eingeworfen. Außerdem wurden zwei Bauzäune in Brand gesteckt.

Wie die Polizei am Samstag mitteilte, sollen Anwohner beobachtet haben, wie eine Gruppe von 20 bis 40 Personen vom Tatort flüchtete. Die Unbekannten waren vermummt und auf Fahrrädern unterwegs.

Noch hat sich niemand zu den Anschlägen bekannt. Doch vor etwa drei Wochen drohten autonome Gruppen auf einer einschlägigen Internetseite mit Feuerrache-Taten, wenn die Polizei weiter gegen die Szene vorginge, und riefen dazu auf: „(…) jeden Angriff, jede Räumung mit 1 Millionen Euro Sachschaden zu beantworten.“

Die Polizei geht von einer politisch motivierten Tat aus. Der Staatsschutz ermittelt. Die Arbeit der Spurensicherung wird bis in die Vormittagsstunden andauern. Wie hoch der Schaden ist, ist noch unklar. Verletzte gab es nicht.

Linken-Demo

Die Randale in der Nacht könnte ein Vorbote für eine am Samstag geplante Demonstration sein. Linke und linksradikale Gruppen wollen ab 16 Uhr in Berlin-Friedrichshain gegen Personenkontrollen und Hausdurchsuchungen der Polizei demonstrieren. Die Veranstalter wollen den Kiez „bunt, wild, laut, unbequem und widerständig erhalten“.

► Bei dem Protest geht es auch um einen Polizeieinsatz in der Rigaer Straße am 13. Januar. Dort waren 550 Polizisten angerückt, nachdem ein Kontaktbeamter von linken Chaoten verprügelt worden war.

Einsatzkräfte beschlagnahmten Pflastersteine, Eisenstangen, Krähenfüße in dem Haus mit der Nummer 94. „Unverhältnismäßig“, nannte Hakan Tas (49, Linke) die Aktion. Grünen-Politikerin Canan Bayram (49) sprach von „rechtswidrigen Durchsuchungen.“

Linke autonome Gruppen riefen im Internet zu Vergeltungs-Aktionen auf. Heute sollen Hass-Demos gegen CDU-Innensenator Frank Henkel (52) stattfinden.

Wie ist es zu dieser Eskalation gekommen?

BILD liegen Polizei-Protokolle vor, die zeigen, dass sich die Einsätze in der Rigaer Straße innerhalb von zwei Jahren mehr als verdreifacht haben!

Von 94 Vorfällen im Jahr 2013 auf 308 im vergangenen Jahr. Ein Auszug aus dem Jahr 2015:

➜ 21. März An der Ecke Samariterstraße durchschlägt ein doppelter Mauerstein die Seitenscheibe eines Polizei-Einsatzwagens. Glassplitter verletzen den Beamten am Auge.

➜ 20. Juli, 1.31 Uhr: Eine Streife bemerkt, wie eine fremde Person auf ein Fahrzeug steigt. Als per Funk Verstärkung angefordert wird, wird ein Pflasterstein von einem Dach geworfen.

➜ 29. Juli, 1.50 Uhr: Polizei und Feuerwehr löschen einen BMW vor der Rigaer Straße 30, werden mit Steinen angegriffen. Die Einsatzkräfte bleiben unverletzt.

➜ 1. August, kurz vor Mitternacht: 70 Personen entzünden auf der Kreuzung Ecke Liebigstraße ein Feuer aus Warnbalken. Anrückende Einsatzkräfte werden mit Steinen beworfen, vom Dach mit Ziegelsteinen. Drei Verletzte, einer mit blutender Platzwunde am Ellenbogen. Polizeiwagen nicht mehr einsatzfähig.

➜ 14. August, 22.50 Uhr: 150 Personen auf der Kreuzung Rigaer- und Liebigstraße. Ein Gruppenwagen nähert sich, zwei Gegenstände schlagen davor auf, eine unbekannte Flüssigkeit spritzt hoch. Es folgen vier bis fünf Treffer auf dem Dach, milchige Flüssigkeit fließt über die Windschutzscheibe.

➜ Gleicher Abend, etwa eine Stunde später: Ein Dienstwagen des Zentralen Objektschutzes wird mit 20 Steinwürfen angegriffen, ein Stein fliegt durch die geöffnete Seitenscheibe, verfehlt den Fahrer nur knapp. Der meldet sich vom Dienst ab.

➜ 3. September, 1.40 Uhr: Steinwürfe beschädigen ein Polizeifahrzeug schwer, 31 Pflastersteine werden sichergestellt.

➜ 14. September, 16.20 Uhr: Sieben Vermummte bewerfen vor der Rigaer Straße 103 Bauarbeiter mit Steinen.

➜ 26. September, 0.15 Uhr: Beamte wollen eine brennende Holzpalette in der Liebigstraße 34 löschen, werden von einem Dach der Rigaer Straße 96 mit Steinen beworfen.

➜ 3. Oktober, 0.30 Uhr: 30 Personen errichten eine Barrikade aus einem Dixi-Klo und Papiercontainern und zünden sie an. Feuerwehr und Polizei werden mit Steinen und Gehwegplatten vom Dach beworfen. Vier Polizisten werden leicht verletzt, der Gruppenwagen und zwei Privat-Pkw beschädigt.

Die Polizei fährt seit den Vorfällen vermehrt Streife in der Gegend. Seit Mitte Oktober bis heute wurden mehr als 1000 Personen kontrolliert.