Ermittler suchen Zeugen für Nazi-Angriff

Erstveröffentlicht: 
15.01.2016
Über 100 000 Euro Schaden nach Krawallen in Connewitz

VON FRANK DÖRING

 

Nach den Krawallen rechtsextremer Hooligans in Connewitz hat das Operative abwehrzentrum (OAZ) einen Zeugenaufruf gestartet. Die Ermittler suchen beispielsweise Hinweise zur Anreise der Täter, die ihre Fahrzeuge überwiegend in der Threnaer Straße parkten. Wie bereiteten sie sich vor, wie genau erfolgte der Angriff auf die rund 20 Geschäfte und Lokale? Das auf die Aufklärung extremistischer Straftaten spezialisierte OAZ hofft bei diesen Fragen auf Augenzeugenberichte sowie Fotos und Videos, welche die Randale dokumentieren.

 

Zudem bitten die Kriminalisten dringend darum, gefundene Beweismittel bei der Polizei abzugeben. Zwar hatten nach Angaben der Polizei sowohl der Kriminaldienst als auch die Tatortgruppe des Landeskriminalamtes vor Ort Spuren gesichert. Doch auf linken Internetseiten waren danach Fotos von vermeintlichen Ausrüstungsgegenständen der Neonazis veröffentlicht worden, die angeblich nach dem Polizeieinsatz von Anwohnern in Connewitz gefunden wurden – etwa Vermummungsgegenstände, Schlagschutzhandschuhe und ein Messer.

 

„Zudem bittet das OAZ all jene Geschädigten sich zu melden, die bisher noch nicht bei der Polizei bekannt sind oder aufgesucht werden konnten“, so eine Sprecherin. Mit einer Reihe von betroffenen Eigentümern und Geschäftsinhabern hat die Polizei inzwischen Rücksprachen geführt. Eine genaue Bezifferung des entstandenen Sachschadens sei aber nach wie vor nicht möglich. Die vorläufige Schätzung gehe von Schäden im unteren sechsstelligen Bereich aus.

 

Das OAZ ermittelt gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft gegen jene 211 Tatverdächtigen wegen schweren Landfriedensbruchs, die am Montagabend von der Polizei in der Auerbachstraße festgesetzt worden waren. Weitere 15 Hooligans fassten Beamte an anderen Stellen in Connewitz. Momentan seien die Ermittler mit einer „intensiven Aufbereitung der Aktenlage, des derzeitigen Kenntnisstands zu den Ereignissen und einer entsprechenden Umsetzung fortführender polizeilicher Ermittlungsarbeit“ befasst, teilte das OAZ gestern mit. Mithin könne auch noch nicht gesagt werden, wie viele Hooligans aus welchen Bundesländern oder sogar aus benachbarten Ländern zu den offenbar geplanten Ausschreitungen nach Connewitz kamen. Auch Angaben zu einzelnen Tatverdächtigen – in linken Netzwerken kursieren bereits konkrete Namen – macht das OAZ vorläufig nicht.

 

Zeugenhinweise nimmt die Kripo unter 0341 XXX entgegen.