Rechter Terror: Viele Anschläge zu Weihnachten

Erstveröffentlicht: 
26.12.2015

Somalier in Dresden mit Messer attackiert / Nigerianer in Halle angegriffen / Anschläge auch in Schlettau und Dresden sowie Meerane / Angriffe auf Osteria in Leipzig, linkes Wohnprojekt in Dresden, Asylheime im Südwesten und Berlin

 

Berlin. Wie erst jetzt bekannt wurde, ist bereits am Mittwoch in Dresden ein Somalier von Rassisten mit einem Messer attackiert worden. Der Mann war mit zwei weiteren Flüchtlingen unterwegs, als er von mehreren Unbekannten attackiert wurde - sie beleidigten den Mann laut einem Bericht der »Dresdner Morgenpost« unter anderem als »Nigger« und stachen dann auf den 19-Jährigen ein. Die Polizei ermittelt.

 

Im sachsen-anhaltischen Halle ist ein Mann aus Nigeria Opfer einer rassistischen Attacke geworden. Wie der MDR meldet, wurde er am zweiten Weihnachtsfeiertag von einem Angreifer zuerst beleidigt und dann mit einem Stock geschlagen. Der Rassist konnte entkommen, der Mann aus Nigeria musste wegen einer Platzwunde am Kopf im Krankenhaus behandelt werden.

 

Auf eine Flüchtlingsunterkunft im sächsischen Schlettau ist in der Nacht zum Samstag ein Brandanschlag verübt worden. Wie die »Freie Presse« mitteilte, schleuderten Rechtsradikale mehrere Molotow-Cocktails auf das Gebäude, ein Teppich geriet in Brand. Vier Geflüchtete wohnten bereits in der Unterkunft, sie blieben zum Glück ebenso unverletzt wie das Wachpersonal. Sicherheitskräfte sollen einen abfahrenden Seat mit vier Insassen beobachtet haben.

 

Wie der MDR berichtet, gab es auch einen Angriff auf eine Flüchtlingsunterkunft in Dresden. Dort explodierte laut Polizei ein vermutlich illegaler Böller im Eingangsbereich und zerstörte mehrere Glasscheiben.

 

Auch auf eine Osteria in Leipzig hat es zu Weihnachten einen Angriff von rechts gegeben. Wie das Lokal auf Facebook mitteilte, zerstörte ein Mann die Scheiben, nachdem er eine Auseinandersetzung mit einer Angestellten angefangen hatte, weil diese ihm »nicht deutsch genug« gewesen sei.

 

Im sächsischen Meerane ist zudem auf einen Flüchtlingshelfer ein Anschlag verübt worden. Wie die »Freie Presse« meldet, wurde das Auto des 45-Jährigen komplett mit Farbe überschüttet. Der Mann sagte dem Blatt, er sei in den vergangenen Monaten aufgrund seines Engagements für die Geflüchteten mehrfach beschimpft und beleidigt worden. Auch habe er bereits zwei Morddrohungen erhalten. Die Polizei ermittelt, der Staatsschutz ist eingeschaltet.

 

Die Tat ereignete sich bereits in der Nacht zum Heiligabend. In Meerane hatte es schon Anfang November rassistische Ausschreitungen gegen ankommende Asylbewerber gegeben. In der Stadt im Landkreis Zwickau hatten Dutzende Rechte, »besorgte Bürger« und Rassisten versucht, die Verteilung von Asylbewerbern auf ihre Unterkünfte zu verhindern. Sie griffen auch die Polizei an, mehrere Beamte wurden verletzt.

 

Damit steigt die Zahl der bisher bekannten an den Feiertagen verübten rechten Anschläge und Anschlagsversuche weiter. In der Nacht zum Freitag hatte es in einer noch nicht fertiggestellten Flüchtlingsunterkunft in Schwäbisch Gmünd in Baden-Württemberg gebrannt. Die Ermittler gehen davon aus, dass das Feuer gelegt wurde, wie Polizei und Stadtverwaltung am Morgen mitteilten. Das Gebäude sollte im Frühjahr fertiggestellt werden und bis zu 120 Flüchtlinge beherbergen.

 

In Berlin hatte ein Sicherheitsmitarbeiter einer Berliner Flüchtlingsunterkunft in der Nacht zum ersten Weihnachtsfeiertag einen rassistischen Angreifer vertrieben. Der unbekannte Täter habe den 34-Jährigen bei dem Vorfall im Stadtteil Siemensstadt nach dessen Aussage zunächst gefragt, ob es sich um ein Asylbewerberheim handle und er dort eine Bombe legen könne, und ihn dann attackiert, teilte die Polizei am Freitag in Berlin mit. Als der Mitarbeiter ihn aufforderte, weiterzugehen, versuchte der Rassist, ihn durch die Scheibe zu ziehen. Der Wachschützer schlug daraufhin den Angreifer zweimal ins Gesicht - und in die Flucht.

 

Bei Brandanschlägen auf zwei benachbarte Wohnhäuser im schwäbischen Wallerstein, in denen Flüchtlinge wohnen, waren in der Nacht zum Donnerstag zwölf Menschen verletzt worden. Wie die Polizei in Augsburg mitteilte, brannte es am Vorabend in den Kellern der beiden Gebäude. Es sei von Brandstiftung auszugehen. In der Nähe des Brandorts sei ein tatverdächtiger 22-Jähriger festgenommen worden. »Da beide Gebäude von Personen mit Migrationshintergrund bewohnt werden, kann derzeit eine ausländerfeindliche Motivlage bei dem Tatverdächtigen nicht ausgeschlossen werden«, erklärte die Polizei. Die Kriminalpolizei ermittle in dem Fall - allerdings »in alle Richtungen«.

 

In Dresden hatte es in der Nacht zum Donnerstag zudem einen Brandanschlag auf das alternative Wohn- und Kulturprojekt RM16 im Stadtteil Pieschen gegeben. Wie es in einer Erklärung heißt, sei in der Nacht eingebrochen und ein Brand im Kohlenkeller gelegt worden. Aufgrund starker Rauchentwicklung wurde das Feuer schnelle entdeckt, die Bewohner konnten sich in Sicherheit bringen und die Feuerwehr informieren, die den Brand löschte, »so dass es nicht zu größeren Schäden kam«, wie es in einer Mitteilung heißt. Die Polizei wollte keine Hinweise auf einen Anschlag erkennen - was von den Bewohner empört kritisiert wurde. nd