Staatsschutz Magdeburg ermittelt – Wie aus Brandstiftung ein Anschlag wurde

Verkohlte Überreste an der Brandstelle Rechte: INFO/Ben Hänchen
Erstveröffentlicht: 
07.11.2015

Die Auseinandersetzungen zwischen rechten und linken Gruppen in Deutschland spitzen sich zu. Nicht nur der Ton wird rauer, es gibt Morddrohungen, Übergriffe und Vandalismus, auch in Sachsen-Anhalt, zum Beispiel gegen Grünen-Landtagsabgeordneten Sören Herbst oder AfD-Landeschef André Poggenburg. Eine Brandstiftung, die schon am vergangenen Wochenende auf einem Betriebsgelände in Magdeburg verübt wurde, machte zunächst nicht den Eindruck in diese Reihe zu gehören. Mittlerweile sieht das anders aus. Die Hintergründe.

 

Auch Tage danach sind die Spuren des Brandes auf dem Gelände von Bever Gerüstbau in Magdeburg noch sichtbar: Das verkohlte Autowrack steht vor Resten des Carports, dessen Dach weggebrannt ist. Auch das Nebengebäude ist ausgebrannt. Das Unternehmen schätzt den Schaden auf 200.000 Euro. Das Feuer wurde am Samstagmorgen gelegt.

 Der Ball liegt jetzt beim Staatsschutz

Zuerst sah es von außen wie gewöhnliche Brandstiftung aus, bis in den Tagen danach ein Bekennerschreiben in Umlauf kam. Mike von Hoff von der Polizei Magdeburg: "Das Bekennerschreiben sagt aus, dass es sich möglicherweise um einen politischen Hintergrund handeln könnte bei diesem Brandanschlag. Jetzt übernimmt den Sachverhalt der Staatsschutz des Reviers Magdeburg. Die Polizei muss jetzt prüfen: Was ist das für eine Gruppe, inwieweit gibt es da schon Erkenntnisse. Aber dazu stehen die Ermittlungen noch am Anfang. Momentan ist diese Gruppe der Polizei nicht bekannt."

In dem Bekennerschreiben heißt es: Man habe den Brandanschlag verübt, weil Bever Gerüstbau ein Unternehmen der Familie von Beverfoerde ist - Hedwig von Beverfoerde organisiert den Zusammenschluss "Demo für alle" mit Sitz in Magdeburg. "Demo für alle" wird im Bekennerschreiben als Zitat: "reaktionäre und homophobe Massenbewegung" beschrieben. Mit dem Brandanschlag sei eine "geistige Brandstifterin zur Rechenschaft gezogen" worden. Dass es sich nicht um eine willkürliche Brandstiftung handelt, ist Hedwig von Beverfoerde nach eigener Aussage sofort klar gewesen, "weil einige Tage vorher bereits in Berlin ein Auto angezündet worden ist, von Beatrix von Storch, mit der ich in der Vergangenheit viel zusammengearbeitet hatte. Sie engagiert sich zum Teil für ähnliche Ziele wie ich, insbesondere gegen die Genderideologie oder für Ehe und Familie. Dort waren entsprechende Ankündigungen auch schon auf dieser linksradikalen Webseite, sodass eine Analogie wahrscheinlich war." Hedwig von Beverfoerde zeigt sich geschockt von dem Brandanschlag, werde aber ihre Arbeit fortsetzen.

 "Selbst ernannte Widerstandskämpfer" am Werk

Dass sich solche Taten von Linken häufen, ist nicht verwunderlich. Bereits in den 1990er-Jahren nahmen linke Gewalttaten mit Erstarken von rechten Gesinnungen und Taten zu. Eine ähnliche Entwicklung zeichnet sich wieder ab, in Sachsen-Anhalt zum Beispiel mit dem aktuellen Brandanschlag oder dem Vandalismus bei AfD-Landeschef Poggenburg. Matthias Mletzko, Politikwissenschaftler mit dem Schwerpunkt Gewaltanalyse: "Das bestätigt ein bisschen, dass bei den Linksmilitanten nicht nur katholische Pfadfinder oder Messdiener zugange sind mit dem durchaus noblen Anliegen der Bekämpfung rechter Gewalt und des Rechtsextremismus. Sondern, dass da mitunter auch zu personenbezogenen, gewaltträchtigen Mitteln gegriffen wird - sozusagen als selbst ernannter und veredelter Widerstandskämpfer."

Der Verfassungsschutz Sachsen-Anhalt wollte sich auf Anfrage nicht zu Hintergründen des aktuellen Falls äußern. Auch Versuche mit linken Gruppen in Magdeburg ins Gespräch zu kommen, liefen ins Leere.

 von Ben Hänchen, MDR INFO