Essen-Frintrop: Stand der Dinge

Antifaschistische Demo Essen 14.10.2015

Im Essener Stadtteil Frintrop ist die Stimmung noch immer angespannt: Seit Mitte August kommt es hier immer wieder zu flüchtlingsfeindlichen Zusammenrottungen und rassistischen Pöbeleien, die sich gegen die Bewohner*innen des Flüchtlingsheims in der ehemaligen Walter-Pleitgen-Schule richten. Nachdem Anfang September rund 150 Menschen auf einer kurzfristig anberaumten Kundgebung gegen die rassistischen Zustände im Stadtteil demonstrierten, hat sich in Frintrop einiges getan. Für den 14. Oktober ruft die Antifa Essen Z nun erneut zu einer Demonstration auf.


 

Rassistische Aufmärsche und flüchtlingsfeindliche Aktivitäten haben in Frintrop, das im Essener Nordwesten an der Stadtgrenze zu Oberhausen liegt, mittlerweile fast schon Tradition. Als im Herbst 2013 bekannt wurde, dass in dem Stadtteil in einem alten, mittlerweile ungenutzten Schulgebäude Flüchtlinge untergebracht werden sollten, liefen die Anwohner*innen Sturm. Binnen weniger Tage sammelten sie über 1.000 Unterschriften gegen das Flüchtlingsheim, organisierten Mahnwachen und Bürgerversammlungen und brachten im Umfeld der ehemaligen Schule unzählige Plakate und Transparente an, auf denen sie ihren Unmut über die Unterbringung von Flüchtlingen im Stadtteil bekundeten. Dieses zweifelhafte Engagement aus der Bürgerschaft blieb auch rechtsradikalen Parteien wie NPD und PRO NRW nicht verborgen, die in den folgenden Jahren immer wieder Aufmärsche und Kundgebungen in Frintrop durchführten, um an die flüchtlingsfeindliche Stimmung im Stadtteil anzuknüpfen.

 

Die ohnehin bereits feindselige Stimmung gegenüber Flüchtlingen in Essen-Frintrop verschärfte sich noch einmal, als Ende Juli 2015 bekannt wurde, dass die Polizei wegen eines Sexualdelikts gegen einen Bewohner der Flüchtlingsunterkunft ermittelt. Eine anonyme Anwohnerinitiative lud daraufhin zu einer Bürgerversammlung ein, die am 14. August in der Gaststätte Wienert in Frintrop stattfand. Teilnehmer*innen dieser Veranstaltung griffen vermeintliche Gegendemonstrant*innen an, mindestens eine Person wurde dabei verletzt. Im Anschluss an die Bürgerversammlung formierten sich rund 70 Teilnehmer*innen zu einer scheinbar spontanen Demonstration, skandierten aggressiv rassistische Parolen und zogen in Richtung der Flüchtlingsunterkunft. Diese mehr oder weniger spontanen Aufmärsche wiederholten sich an den folgenden Mittwochabenden immer wieder.

 

Die Antifa Essen Z rief daraufhin für den 2. September zu einer antirassistischen Kundgebung auf dem Frintroper Markt auf, an der sich rund 150 Menschen beteiligten. In verschiedenen Redebeiträgen kritisierten Veranstalter*innen und Unterstützer*innen die deutsche und europäische Flüchtlingspolitik und gingen auf die rassistischen Zustände im Stadtteil Frintrop ein. Begleitet wurde die Kundgebung von Pöbeleien und Provokationen rechter Anwohner*innen.

 

Vimeo: "Besorgte Bürger" in Essen-Frintrop (02.09.2015)

 

Am 19. September fand auf dem Gelände des Flüchtlingsheims ein Willkommensfest statt, das vor allem den dort lebenden Kindern etwas Abwechslung vom tristen Heimalltag bieten sollte. An der Planung und Durchführung beteiligten sich auch einige Vereine und Ehrenamtliche aus dem Stadtteil. Mit dem Fest wurde zumindest für einen Nachmittag ein deutlich sichtbares Gegengewicht zu der ansonsten überwiegend flüchtlingsfeindlichen Stimmung in Frintrop gesetzt.

 

 

 

Im Vorfeld der Antifa-Demo, die am kommenden Mittwoch stattfinden soll, haben Mitglieder der Antifa Essen Z entlang der Demo-Route rund 1.000 Flugblätter verteilt. Darin  wurden die Anwohner*innen aufgefordert, sich mit den Flüchtlingen in der ehemaligen Walter-Pleitgen-Schule zu solidarisieren und der rassistischen Hetze im Stadtteil aktiv entgegenzutreten. In einem Offenen Brief forderten die Demo-Veranstalter*innen zudem die Betreiber*innen der Gaststätte Wienert auf, rechten Gruppen keine Räumlichkeiten mehr zur Verfügung zu stellen. In der Gaststätte hatten sich mehrmals flüchtlingsfeindliche Anwohnerinitiativen getroffen.

Auch die Vorbereitungen zur Demo selbst laufen auf Hochtouren. Viele Transparente und andere Materialien warten darauf, am Mittwoch zum Einsatz zu kommen. Der Anlass der Demo ist leider noch immer hoch aktuell, denn auch in den letzten Wochen wurde insbesondere in Sozialen Netzwerken weiter gegen die Frintroper Flüchtlinge gehetzt. In einem Kooperationsgespräch teilte die Polizei den Veranstalter*innen zudem mit, dass sie mit Störversuchen gegen die Antifa-Demo rechnet. Auch in den einschlägigen Facebook-Gruppen kündigen rechte Aktivist*innen ihr Erscheinen an. Umso wichtiger ist es, am Mittwoch mit vielen Menschen ein kraftvolles Zeichen zu setzen: Wir werden die flüchtlingsfeindliche Stimmung im Stadtteil nicht hinnehmen und dem rechten Mob nicht die Straße überlassen! Wir solidarisieren uns mit allen Flüchtlingen, unabhängig von Herkunftsland und Fluchtgrund und kämpfen gemeinsam gegen Ausgrenzung und rassistische Hetze!

 

Kommt zur Demo nach Essen!

 

14. Oktober, 19.00 Uhr, Haltestelle Frintroper Höhe!

 

http://antifa-essen.de

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Antifa Essen Z