Ausschreitungen vor Asylunterkünften

Erstveröffentlicht: 
10.10.2015

Vor Flüchtlingsunterkünften in Sachsen und Brandenburg ist es zu teilweise gewalttätigen Auseinandersetzungen gekommen. Die Polizei aus Sachsen berichtet von Ausschreitungen in Dresden und in Markersdorf, die Polizei aus Brandenburg von Demonstrationen in Cottbus.

 

Mehrere Verletzte bei Chemnitz

 

In Markersdorf wurden bei Übergriffen in der Nacht zum Samstag mehrere Menschen verletzt. Wie die Polizei mitteilte, attackierten zehn bis zwanzig Personen fünf Flüchtlingsunterstützer, die nach Demonstrationen am Nachmittag die Nacht vor einer Flüchtlingsunterkunft in dem Ort verbracht hatten. Zwei der Unterstützer seien verletzt worden, einer habe im Krankenhaus medizinisch versorgt werden müssen.

 

Wegen der Proteste gegen die neue Notunterkunft waren ankommende Flüchtlinge zunächst in den Räumen einer Kirchgemeinde untergebracht worden. Auch diese Unterkunft wurde in der Nacht angegriffen: Wie die Polizei mitteilte, warfen bislang Unbekannte Fensterscheiben ein. Eine Frau sei dabei leicht verletzt worden. Bei einer weiteren Auseinandersetzung in der Nacht gab es zwei weitere Verletzte. Ob es einen Zusammenhang mit den anderen Übergriffen gibt, ist derzeit noch unklar. Staatsschutz und Polizei ermittelten. Wenige Stunden vor der Eskalation hatte es in Markersdorf Proteste gegen den Bezug einer Notunterkunft für Geflüchtete mit rund 150 Befürwortern und Gegnern gegeben.

 

Steine auf Polizei in Prohlis


In Dresden-Prohlis störten Asylgegner eine Willkommensaktion der Netzwerke "Bündnis für ein offenes Dresden" und "Flüchtlingshilfe Südost" massiv. Sie rissen nach MDR-Informationen ein Plakat ab, es folgten Böller, später Flaschen und Steine. Als die Polizei die inzwischen rund 120 Rechtsradikalen abdrängte, wurden auch die Sicherheitskräfte mit Gegenständen beworfen.

 

Die Netzwerke wollten in Prohlis nach einem Brandanschlag auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft zum Dialog aufrufen und hatten ihre Kundgebung unter das Motto "Herz statt Hetze" gestellt. Auf Facebook schrieben sie, Ziel sei ein klares Signal, dass Hetze Rechtsextremer nicht unwidersprochen bleibe. Gegen die Veranstaltung mit rund 80 Asylbefürwortern hatten im Laufe des Abends immer mehr Anwohner, Asylgegner und Rechtsradikale protestiert. Im Vorfeld hatten Rechte für Freitag zu Blockaden auch nach Vorbild Übigau aufgerufen. In dem Viertel hatten radikale Demonstranten beim Protest gegen eine geplante Unterkunft unter anderem Journalisten bedrängt. Außerdem berichteten Flüchtlingshelfer von einem Angriff auf ein alternatives Wohnprojekt in dem Viertel.


Um die Unterbringung von Flüchtlingen in der Prohliser Grundschule gab es seit Tagen Streit, denn auf dem Gelände war noch eine aktive Schule untergebracht. Nach dem Brandanschlag und massiven Elternprotesten sollen die Schüler in einem anderen Gebäude unterrichtet werden. Ursprünglich waren dieser Tage erste Flüchtlinge in der Unterkunft erwartet worden.

In Cottbus musste die Polizei 400 Demonstranten zurückdrängen, die zu einer Asylbewerberunterkunft wollten. Der Aufmarsch war nicht genehmigt. Über Facebook war tagelang dazu aufgerufen worden.