Kinder und Jugendliche bei PEGIDA-Demonstration bedroht

Staatsschauspiel Dresden

Am Rande des montäglichen Spaziergangs der selbst ernannten Retter des Abendlandes ist es vor dem Dresdner Staatsschauspiel mehreren übereinstimmenden Berichten (1 | 2) zufolge zu Drohungen gegenüber Schülerinnen und Schülern aus den Reihen der PEGIDA-Demonstration gekommen. Nach dem Ende einer Vorstellung im Rahmen des Festivals „Schultheater der Länder“ seien etwa 100 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 10 und 18 Jahren aus dem Haus gekommen und aggressiv bepöbelt worden. Neben Sprüchen wie: „Euch kriegen wir auch noch“ und „faules Pack“ hätten sich einige der Demonstranten nach Darstellung eines Referenten des Sächsischen Kulturministeriums Handschuhe übergezogen und sie mit brennenden Zigaretten beworfen.

 

Einige der Schülerinnen und Schüler hätten daraufhin „Kein Mensch ist illegal“ und „Nazis raus“ gerufen. Der Vorfall ist kein Einzelfall, so kam es bereits im Dezember vergangenen Jahres zu Übergriffen auf migrantische Jugendliche, im Februar versuchten Teilnehmer der Demonstration ein von Asylsuchenden eingerichtetes Protestcamp zu attackieren.

 

In einem offenen Brief verurteilte ein Sprecher des Sächsische Staatsministerium für Kultus die Vorfälle entschieden und zeigte sich beschämt über die „emotionale Armut und Kleingeistigkeit dieser Menschen“:

 

„Wir haben Euch nach Dresden eingeladen und willkommen geheißen, um mit Euch gemeinsam das Festival der Schultheater der Länder zu feiern. Aus vielen Bundesländern seid Ihr zu uns gekommen und wolltet mit viel Freude in Dresden Theater spielen. Doch unsere Gastfreundschaft wurde von Pegida-Demonstranten mit Füßen getreten. Wir sind entsetzt und betroffen, dass Ihr am gestrigen Montagabend vor dem Schauspielhaus Dresden von Pegida-Demonstranten angegriffen, beleidigt und bedroht worden seid.“ Als Reaktion auf die Ereignisse war es heute im Kleinen Haus zu einem ersten Treffen mit Vertreterinnen und Vertretern des Netzwerkes „Dresden für Alle“ gekommen, um gemeinsam die Vorfälle aufzuarbeiten.

 

Etwa zwei Stunden zuvor hatten sich am Montag erneut rund 7.000 Menschen auf dem Theaterplatz versammelt und nach mehreren Redebeiträgen durch die Dresdner Innenstadt gezogen. Zum Auftakt der Kundgebung griff PEGIDA-Frontmann Lutz Bachmann die aktuelle Politik der Bundesregierung als „Hochverrat“ an und rief sie zum Rücktritt auf.

 

Bereits in der vergangenen Woche hatte Bachmann sehr zum Jubel seiner Anhängerschaft die Gründung einer eigenen Partei sowohl auf kommunaler Ebene, als auch auf Landes- und Bundesebene angekündigt. Diese soll nach seinen Vorstellungen eine „Alternative“ zu etablierten Parteien darstellen und dazu eng mit bereits bestehenden rechtskonservativen Parteien in ganz Europa zusammenarbeiten. Das Ziel seiner neu formulierten parlamentarischen Ambitionen ist die Schaffung eines „starken Europas der Vaterländer“ ohne „EU-Bevormundung und Kriegstreiberei der USA“.

 

Als einer der nächsten Redner hatte der Vorsitzende der rechten Partei „Die Freiheit“, Michael Stürzenberger, zum wiederholten Mal den Islam scharf angegriffen und vor einer Islamisierung gewarnt. In seinen Augen wird Dresden als Stadt in die Geschichte eingehen, „die den Widerstand leistete, der die Politik zur Veränderung zwang“. Abschließend sprach noch einmal die Ex-AfD-Politikerin Tatjana Festerling.

 

Sie berichtete von ihrer Reise an den ungarischen Grenzübergang Röszke und verteidigte das harte Vorgehen der ungarischen Regierung gegen geflüchtete Menschen unter Viktor Orbán als „Heimatschutz“. Angesichts der weiter steigenden Zahl von Asylsuchenden warnte sie die Menge vor muslimischen Menschen, die als Terroristen bereits „mitten unter uns wären“. Der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) warf sie vor, durch den Zuzug von muslimischen Migrantinnen und Migranten „unsere Kultur und unseren Lebensraum“ zu verändern. Proteste hatte es am Montag nur vereinzelt gegeben.