Flüchtlinge auch künftig in Kasernen

Erstveröffentlicht: 
17.09.2015

Heftige Debatte im Landtag um Versammlungsverbote

 

Von ils Bastek und Ralf Hübner


Dresden. Angesichts der hohen Flüchtlingszahl sollen Migranten in Sachsen auch künftig zeitweise in Kasernen der Bundeswehr unterkommen. Das sei nötig, sagte Innenminister Markus Ulbig (CDU) gestern bei einer Debatte zur Asylpolitik im Landtag. Laut dem Finanzministerium werden derzeit über 100 Gebäude und Objekte auf ihre Eignung als Erstaufnahmeeinrichtung geprüft. Dafür seien Mitarbeiter des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement und der Landesdirektion unterwegs. Vor allem werde nach Unterbringungsmöglichkeiten für jeweils 500 bis 1000 Flüchtlinge gesucht. Die Mindestgröße von Grundstücken liege bei 20000 Quadratmetern. Eine neue Unterkunft könnte es in Meißen geben. Die Porzellan-Manufaktur will ein ungenutztes Gebäude zur Verfügung stellen. Dabei handelt es sich um einen früheren Betriebskindergarten, in dem 40 Personen Platz haben. "Das haben wir der Stadt Meißen angeboten", sagte Geschäftsführer Tillmann Blaschke.


Das Land erweiterte die Kapazität in der Erstaufnahme auf 15000 Plätze. Derzeit kämen täglich zwischen 500 und 700 Menschen, hieß es. Die zeitweilige Einführung von Grenzkontrollen verteidigte Ulbig im Landtag als "richtige Entscheidung". Das verschaffe eine Atempause - nicht mehr. Auch in Sachsen werde an der Grenze sporadisch kontrolliert. Die migrationspolitische Sprecherin der Linken, Juliane Nagel, bezeichnete die Grenzkontrollen als "Politik auf dem Rücken von Menschen, der geflüchteten Menschen, und auf dem Rücken von kleinen, armen Staaten im Vorhof der EU".


Heftig diskutiert wurde im Landtag über die Versammlungsverbote wegen polizeilicher Notstände. Grundlage war ein Antrag der Linken, der mit den Worten "Keine weitere Aushöhlung des Versammlungsrechts" überschrieben war. Abgeordnete von CDU und SPD warfen den Linken vor, damit zu suggerieren, dass in Sachsen willkürlich das Grundrecht auf Versammlung eingeschränkt werde. Die Versammlungsfreiheit werde nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt, sagte Innenminister Markus Ulbig (CDU). "Das Versammlungsrecht wird durch diejenigen gefährdet, die es als Deckmantel auch für eine Gewalteskalation missbrauchen." Sachsen befinde sich in einer der "anspruchsvollsten und kompliziertesten" Situationen der letzten Jahrzehnte, räumte Klaus Bartl (Linke) ein. Das dürfe aber nicht dazu führen, "dass wir elementare Grundrechte, die im Kern die Verfasstheit dieser Republik ausmachen, aufgeben oder auch nur partiell zur Disposition stellen."