Farbanschlag wegen EVP - Teilnahme an «Marsch fürs Läbe»

Auf das EVP-Sekretariat in Zürich wurde in der Nacht auf heute ein Farbanschlag verübt.Quelle: EVP Kanton Zürich
Erstveröffentlicht: 
16.09.2015

 Unbekannte haben Farbe auf das Sekretariat der EVP Zürich geworfen und die Hausmauer mit Schriftzügen verunstaltet. Die EVP nimmt dieses Jahr zum ersten Mal am «Marsch fürs Läbe» teil, der von strenggläubigen und konservativ Kreisen organisiert wird. von Flurina Dünki

 

Die EVP-Vertretung des Kantons Zürich vermutet die erstmalige Teilnahme der EVP Schweiz am «Marsch fürs Läbe» am 19. September als Grund für die Erzürnung der anonymen Vandalen. Diese haben unter anderem den Satz «Marsch fürs <Läbe> angreifen» auf die Hausmauer geschrieben. Beim dieses Jahr zum sechsten Mal stattfindenden Marsch protestieren Abtreibungsgegner aus vor allem evangelikalen Kreisen gegen Schwangerschaftsabbrüche.

In einer anonymen Mitteilung haben sich zudem die Urheber des Anschlags zu Wort gemeldet. Gemäss der SDA werfen sie darin den Organisatoren der Kundgebung vor, sie trügen "unter dem Deckmantel der Lebensbejahung, der angeblichen Weltoffenheit und der Kinderfreundlichkeit" ihre "homophobe, frauenfeindliche und patriarchale Politik" auf die Strasse.

Peter Reinhard, Geschäftsführer der EVP Kanton Zürich, kritisiert den Farbanschlag scharf. «Wir sind jederzeit bereit, mit Andersdenkenden den Dialog zu führen. Wir sehen uns als Brückenbauer, auch zwischen extremen Positionen.» Solche Aktionen aber würden keiner Seite etwas bringen, denn wer sich auf diese Art ausdrücke, wolle den Konsens schon gar nicht suchen.

Die EVP hat sich zur Teilnahme am «Marsch fürs Läbe» unter dem Vorbehalt einverstanden erklärt, dass die Veranstaltung weniger plakativ ist als in den vergangenen Jahren. Laut Peter Reinhard heisst dies etwa konkret, dass von den Marschteilnehmern keine Plakate mit Embryonen mehr mitgeführt werden.

Der Verein «Marsch fürs Läbe» wirbt zwar auch dieses Jahr mit einem Flyer, auf dem ein Fötus im Mutterleib abgebildet ist, zur Kundgebung. Gleichzeitig hält sie aber die Teilnehmer an, «keine verletzenden Texte und Bilder» auf den Plakaten anzubringen.

Die EVP Schweiz hatte sich im Vorfeld der Abstimmung im Juni 2002 gegen die Fristenlösung ausgesprochen, akzeptiert jedoch das Gesetz, wie es heute ist. Die EVP sprach sich auch gegen die Präimplantationsdiagnostik (PID) aus. Diese erlaubt die genetische Untersuchung von Embryonen bei der Befruchtung ausserhalb des Mutterleibs und wurde im vergangenen Juni vom Stimmvolk angenommen.

Die Zürcher EVP-Nationalrätin Maja Ingold hatte angekündigt, am «Marsch fürs Läbe» des kommenden Samstags nicht teilzunehmen. Laut Kantonalpartei erklärt sich ihre Abwesenheit mit Zeitmangel. Gegenüber der Zeitung «reformiert.» hatte Ingold im Juni erklärt, dass sie ihre Partei aufgrund des steigenden Anteils an Freikirchen-Mitgliedern als zunehmend wertkonservativer erlebe.