Staatsschutz ermittelt nach Schuss auf Synagoge in Münster

Erstveröffentlicht: 
10.09.2015

Münster.   Vermutlich ein Schuss hat eine Fensterscheibe am Jüdischen Gemeindezentrum in Münster beschädigt. Der Staatsschutz ermittelt. Der Zentralrat ist besorgt.


Auf ein Fenster des Synagogenzentrums in Münster ist vor einigen Tagen vermutlich ein Schuss abgegeben worden. Verletzt wurde niemand. Ein Projektil wurde zunächst nicht gefunden. Ein von der Gemeinde veröffentlichtes Foto zeigt ein rundes Loch mit einem Durchmesser von fünf Millimetern in einer zersplitterten Sicherheitsglasscheibe. Die Scheibe gehört zu einem Festsaal, der an die Synagoge angrenzt.

 

Die Staatsschutzabteilung der Polizei Münster habe die Ermittlungen übernommen, sagte ein Behördensprecher am Donnerstag. Die Ermittler gehen davon aus, dass ein Schuss abgegeben wurde. Hinweise auf einen Täter gebe es noch keine. Es werde in alle Richtungen ermittelt. Die Tat habe sich zwischen dem 27. August und dem 3. September ereignet. Sie sei in der vergangenen Woche angezeigt worden. Die "Westfälischen Nachrichten" hatten zuerst über den Fall berichtet.

 

Synagoge war schon öfter Ziel von Anschlägen

 

Der Sachschaden liege bei rund 2000 Euro, teilte die Gemeinde mit. Viel schwerwiegender sei jedoch die Fassungslosigkeit, die unter den Mitgliedern entstanden sei, hieß es weiter. So befürchte der Vorsitzende der Gemeinde, Sharon Fehr, dass weniger Gemeindemitglieder zum Gottesdienst kommen für das Jüdische Neujahrsfest, das in wenigen Tagen beginnen wird.

 

Die Synagoge Münster sei bereits in der Vergangenheit Ziel eines Molotowcocktails gewesen. Auch seien Bürofensterscheiben im Synagogenzentrum eingeworfen worden. Fehr kündigte verstärkte Sicherheitsmaßnahmen an.

 

Letztlich sei es unerheblich, sagte Fehr der "Jüdischen Allgemeinen", ob es sich um einen Einschuss durch ein Gewehr oder eine Steinschleuder handele: "Wir werten es nicht als Spaß, sondern als Angriff scheinbar eines Einzeltäters auf ein jüdisches Gemeindezentrum."

 

Zahl der Angriffe auf jüdische Einrichtungen gestiegen

 

Der Zentralrat der Juden äußerte sich besorgt. "Der Vorfall in der Jüdischen Gemeinde Münster beunruhigt uns sehr", sagt Präsident Josef Schuster der "Jüdischen Allgemeinen". Unabhängig vom Tathergang mache er deutlich, wie wichtig der Schutz jüdischer Einrichtungen sei.

 

Bereits im März hatte das Innenministerium in Düsseldorf mitgeteilt, dass die Zahl der judenfeindlichen Straftaten in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2014 den höchsten Stand seit mindestens zehn Jahren erreicht hat. Insgesamt wurden demnach 349 antisemitische Straftaten verzeichnet, im Jahr zuvor waren es noch 249.