Politik statt Party bei der Global Space Odyssey

Erstveröffentlicht: 
13.07.2015

Die Parade durch die City hat in diesem Jahr wieder mehr Demonstrationscharakter

 

Von Christian Dittmar


Auch bei einem Feierumzug mit mehr als 2000 bunt gekleidetem Tanzwütigen, wummernden Techno-Bässen und dem einen oder anderen Joint am Rande muss alles ordentlich geregelt sein. "Wir möchten euch darauf hinweisen, dass Alkohol und Glasflaschen auch in diesem Jahr bei der GSO verboten sind", spricht Frederik, Organisator der Global Space Odyssey (GSO) am Samstagmittag ins Mikrofon. Der Blondschopf steht auf dem ersten von insgesamt zehn Wagen, die sich vom Rande des Lene-Voigt-Parks über die Innenstadt bis zum Richard-Wagner-Hain am Elsterbecken schieben werden.


Nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre, als einige GSOs zu wüsten Gelagen ausarteten, weisen die Macher diesmal schon frühzeitig auf das allgemeine Alkoholverbot hin, eine Handvoll Ordner pro Wagen soll es durchsetzen. Noch wichtiger für Frederik und seine Kollegin Dora ist aber ein inhaltlicher Umschwung: "Wir wollen weg vom Parade-Charakter und wieder politischer werden", sagt Dora.


In diesem Jahr lautet das Motto der GSO "Bleiberecht auf Stadt". Und dass dies nicht nur ein Polit-Label für eine Party-Veranstaltung ist, zeigt sich schon auf den ersten Metern im Täubchenweg. "Luxusbau auf dem Land, uns're Antwort heißt Widerstand", steht auf einem Lkw, aus dem Drum&Bass dringt. Ein junges Mädchen hält ein Transparent mit der Aufschrift "Nie wieder Freital" hoch, auf einem anderen Spruchband heißt es "Mietstreik jetzt". Wie zum Beweis passiert der Zug am Johannisplatz einen Altbau, der derzeit saniert wird. "Eigentumswohnungen von ca. 40m² bis 250m²" sollen im "Palais Hugo Wolf" entstehen.


Auf dem Markt werden aus den teilweise wolkigen Worten der Demonstranten klare Forderungen. "Wir meinen, dass 7,5 Quadratmeter pro Mensch nicht ausreichend sind", sagt Roman vom Bündnis "Stadt für alle" und bezieht sich dabei auf einen aktuellen Bundestagsbeschluss. Die Landtagsabgeordnete Juliane Nagel erinnert an die vielen Anschläge auf Asylunterkünfte in diesem Jahr, unter anderem in Freital und Meißen. "Lasst uns die Botschaft aussenden, dass Flüchtlinge hier willkommen sind", ruft die Linkspolitikerin der Menge auf dem Markt zu und erntet lautstarken Applaus. Konrad von "Willkommen im Kiez" weist auf das zentrale Projekt der Initiative hin: die Vermittlung von WGs zur dezentralen Unterbringung von Asylsuchenden. "Leider bekommen wir von der Stadt dabei nur wenig Unterstützung", sagt er.


Nachdem Organisator Frederik darüber belehrt hat, dass für den weiteren Umzug über die Jahnallee nur die rechte Fahrbahn zu nutzen sei, setzt sich die Kolonne wieder in Bewegung. In Schrittgeschwindigkeit geht es erst durch die sich gerade gentrifizierenden Stadtteile Lindenau und Plagwitz, dann durch den Clara-Zetkin-Park zum Richard-Wagner-Hain. Nach fast zehn Kilometern Fußmarsch können die GSOler endlich ausspannen und sich bei einem Poetry Slam auch kulturell weiterbilden.


Und da zu einer Global Space Odyssey am Ende doch auch Party gehört, klingt die Demo nicht nur bei einer After-Show, sondern gleich bei drei aus: im Elipamanoke, in der Distillery und im Reudnitzer 4Rooms auf insgesamt sieben Floors. Die Einnahmen aus diesen Happenings werden sinnbringend verwendet: Sie kompensieren die Ausgaben für die Wagen, Plakate und den Druck eines Info-Heftes.