Seit einem halben Jahr marschiert der Berliner Pegida-Ableger „Bärgida“ jeden Montag. Bärgida zieht im Gegensatz zur ursprünglichen Pegida-bewegung in Dresden keine Massen, zeichnet sich aber wohl durch die Ausdauer und konstante Teilnehmerzahl von 100-150 Leuten aus. Von Anfang an besteht Bärgida aus einer Mischung aus dem Spektrum um das rassistische Internetportal Politically Incorrect (PI), Pro Deutschland, AfD und gewaltbereiten Nazihooligans um die German Defence League, sowie Kadern der NPD die sich alle paar Wochen blicken ließen. Seit einigen Wochen sind auch die Fahnen der Identitären zu sehen.
Die Gegenproteste
Die ersten Gegenproteste verliefen durchaus erfolgreich: Anfang Januar war es 5000 Gegendemonstrant_innen gelungen einen Aufmarsch zu blockieren und auch die Woche darauf fanden sich 4000 Menschen zusammen um Bärgida zu stoppen. Vergleichen wir aber diese Zahlen mit anderen Städten, in Köln gingen z.B. über 10.000 gegen Kögida auf die Straße, müssen wir feststellen, dass das für die Größe unserer Stadt doch eine eher geringe Beteiligung ist. Die folgenden Wochen wurde durch ein massives Polizeiaufgebot eine erneute Blockade verhindert. Daraufhin verringerte sich der Gegenprotest von mehreren tausend Menschen im Januar auf nur noch wenige hundert im Februar. Im Frühling war nur noch ein kleiner Kern von 30 Leuten übrig, der versuchte den Rassisten etwas entgegen zu setzen.
Bärgida läuft durch Moabit
Als die Faschisten ihre Route änderten und es zweimal schafften ungehindert durch Moabit, aus ihrer Sicht sozusagen durch Feindesland, zu laufen, nahm der Gegenprotest nochmal an Fahrt auf. So konnte durch Anmeldungen und wieder mehreren hundert Menschen auf der Straße, zweimal verhindert werden, dass sie erneut durch unseren Kiez marschieren. Stattdessen bekamen sie nur eine kleine Route durchs Regierungsviertel genehmigt.
Letzten Montag, den 29.6., haben sie es allerdings wieder geschafft. Trotz einer lautstarken Gegendemo, der sich viele Anwohner_innen anschlossen, und einer Kundgebung am Hauptbahnhof, konnten sie ihre rassistische Hetze auch in Moabit zu verbreiten. Nachdem die Demonstration am Hauptbahnhof eingetroffen war und klar wurde, dass Pegida nicht Richtung Regierungsviertel, sondern in Richtung Moabit geht, machten sich einige Demonstrant_innen in kleineren Gruppen auf den Weg um dies zu verhindern. Einer dieser Gruppen gelang es auch zeitweise den Aufmarsch zu stoppen. Doch wurde Bärgida durch die Berliner Polizei über einen Fußgängerweg an den Blockierenden vorbei geführt. Danach gab es noch weitere Versuche von Aktivist_innen auf die Route der Faschisten zu gelangen, allerdings wurde das durch aggressives Vorgehen der Polizei verhindert. So konnten viele nur zusehen wie der hetzerische Mob von faschistischen Hooligans, geschützt von der Polizei, weiter bis zum S-Bahnhof Tiergarten vorbei zog.
Auch diesen Montag, den 6.7., versammelten sich die Nazis wieder vor dem Hauptbahnhof. Doch verhinderten die antifaschistischen Anmeldungen in Moabit diesmal schon im Vorhinein, dass sie marschieren konnten und so nur eine Kundgebung abhalten durften. Auch wenn dies ein Misserfolg für Bärgida gewesen ist, können wir uns nicht darauf verlassen, dass sie damit aufgeben.
Wie weiter?
Bärgida hat sich noch nicht gegessen. Auf Facebook kündigen sie schon ihren nächsten Versuch an und sie werden, wenn wir nicht aufmerksam sind, auch wieder versuchen durch unseren Kiez zu marschieren. Denn wie auch HoGeSa gezeigt hat, versuchen sie gerade in die Viertel zu gelangen, in denen viele Migrant_innen leben. Was passieren kann, wenn wir das zulassen, haben wir in Köln gesehen: dutzende Verletzte und zerstörte Geschäfte! Der Staat und seine Polizei werden dies nicht verhindern, genauso wenig, wie sie Rostock-Lichtenhagen, die NSU-Morde oder unzählige Anschläge und Morde von Nazis verhindert haben. Deshalb heißt es den antifaschistischen Selbstschutz zu organisieren!
Lange genug ist es diesem Pack gelungen wöchentlich durch Berlin zu ziehen. Wir können nicht akzeptieren, dass es zur Normalität wird, dass Nazis durch Marzahn, Buch oder Moabit marschieren. Seid solidarisch und unterstützt die Anwohner_innen, ob in den Außenbezirken oder in Moabit. Lasst uns gemeinsam auf die Straße gehen, die Nazis blockieren und verhindern, dass sie erneut in unsere Kieze gelangen.
Es ist höchste Zeit den Arsch hoch zu bekommen!
Kommt auch am nächsten Montag nach Moabit. 18Uhr Alt-Moabit/Stromstraße (U Turmstr.)