Robert-Wetzlar-Berufskolleg in Bonn: Schüler werfen Lehrer Neonazi-Kontakte vor

Erstveröffentlicht: 
26.03.2015

Schüler werfen einem Lehrer des Bonner Robert-Wetzlar-Berufskollegs auf Facebook vor, „Gastgeber“ einer von Neonazis besuchten Buchmesse gewesen zu sein. Er soll der häufig als extrem rechts kritisierten Burschenschaft der Raczeks angehören.

 

Von Peter Seidel

 

Bonn. Die öffentliche Anschuldigung gegen einen Lehrer des Robert-Wetzlar-Berufskollegs in Bonn, er sei ein „Gastgeber“ einer in Privaträumen durchgeführten und von Neonazis besuchten Buchmesse gewesen, sorgt an der Schule im Bonner Norden und auf Facebook-Seiten für erhebliche Unruhe. Auf einer Facebook-Seite mit dem Namen des beschuldigten Lehrers und der Frage „Nazi oder Lehrer?“ als Titel wendet sich eine Gruppe von Schülern mit einem offenen Brief an den Lehrer K. Sie wirft ihm vor, bei der „Buchmesse Zwischentag“ in einem Privathaus in der Bonner Südstadt Anfang September 2014 die Gäste „in einer Art militärischer Uniform“ begrüßt zu haben. Die Schüler kritisieren K. dafür, „seit vielen Jahren Mitglied“ der Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn zu sein.

 

Die Burschenschaft, Mitglied im Dachverband der Deutschen Burschenschaft, ist in der Vergangenheit verschiedentlich durch deutschnationale oder offen rassistische Aktionen aufgefallen. So protestierte sie 2011 gegen die Aufnahme eines Studenten mit chinesischen Eltern in die ebenfalls in der Deutschen Burschenschaft organisierte Hansea zu Mannheim mit der Begründung, es sei „nicht hinnehmbar, dass Menschen, die nicht vom deutschen Stamm sind, in die Deutsche Burschenschaft aufgenommen werden“.


Keine Stellungnahme der Schule

 

Die Briefschreiber werfen K. und der Leiterin des Berufskollegs, Birgit Hufnagel, weiter vor, einen Schüler, der sich über die Burschenschaft-Mitgliedschaft und die Aktivitäten K.s bei der Direktorin beschwert haben soll, mit der Drohung des Ausschlusses von der Schule eingeschüchtert zu haben, wenn er erneut öffentlich Vorwürfe gegen den Lehrer erhebe. Die Facebook-Seite wurde inzwischen von fast 2000 Usern geliked.

 

Die Leitung des Berufskollegs war auf Anfrage nicht zu einer Stellungnahme in der Angelegenheit bereit und verwies auf die Bezirksregierung als Aufsichtsbehörde. Der Pressesprecher der Bezirksregierung, Bodo Klein, widersprach den Schreibern des Briefes auf Facebook: „Es gab bisher keine Androhung eines Schulverweises.“ Die Schule werde mit dem alle Beteiligten sprechen. Klein ließ offen, ob der oder die Schüler für ihre öffentlichen Anschuldigungen Konsequenzen zu befürchten hätten: „Ob Maßnahmen erfolgen, ist unklar.“

 

Er wies darauf hin, dass es auf Facebook inzwischen auch eine Unterstützer-Seite für den Lehrer K. gebe. Auf der Seite „Wir halten zu unserem Lehrer“ wird betont, K. werde „zu unrecht beschuldigt“. Die Seite hat derzeit 790 Likes.

 

Ein Sprecher des Landesinnenministeriums sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, studentische Burschenschaften würden grundsätzlich nicht vom Verfassungsschutz beobachtet. „Wenn sich in Burschenschaften Rechtsextreme tummeln, dann werden die auch beobachtet“, fügte der Sprecher hinzu. Zu dem konkreten Fall wollte sich der Sprecher aus rechtlichen Gründen nicht äußern.

 

Allgemeine gelte, dass der Verfassungsschutz „tatsächliche Belege für extremistische Bestrebungen“ brauche, um Organisationen zu beobachten. Die Alten Breslauer der Raczeks zu Bonn tauchen in den Verfassungsschutzberichten des Landes der vergangenen Jahre nicht auf.