Vortrag Fritz Burschel "Brauner Alltag in deutschen Provinzen "

Vortrag und Diskussion mit Fritz C. Burschel. Er spricht darüber, wie sich Neonazis in Deutschland kommunal verankern, als „soziale Bewegung“ formieren und organisatorisch professionalisieren.

Eine Veranstaltung des Antifaschistischen Freundeskreis, Konstanz

 

Zeit: Donnerstag, 3.12.2009
Ort: Radioraum im DGB-Haus, Beyerlestr. 1

Die neonazistische Bewegung in Deutschland macht eine rasante, wenngleich enorm widersprüchliche Entwicklung durch, deren Dynamik noch weit tragen könnte. Zwischen biederer Professionalisierung und rassistischen Gewaltausbrüchen reiht sich da der gescheitelte Parlamentsabgeordnete neben dem „freien Kameraden“, der HJ-Fan in bündischer Kluft neben dem „Autonomen Nationalisten“ ganz in schwarz ein, der ewig-gestrige „Alte Sack“ neben dem alerten Kommunalpolitiker, die brutpflegende Stammesmutter neben der kämpfenden Kameradschaftsführerin, der Zupfgeignhansel neben dem NS-Blackmetal-Rocker, der besoffene Nazi-Skin neben dem braunen Jungunternehmer, der treu-doofe Bannerträger der Bewegung neben einem IT-bewanderten Rechtsterroristen.

Und was hat das alles mit der Gesellschaft zu tun, innerhalb derer und – zum Teil – unter deren Schutz sich diese „soziale Bewegung“ formiert. Welche Rolle spielt die Spezifik des ländlichen Raums, der Provinz, wo sich Neonazis mit Graswurzelstrategien zu verankern versuchen und so langfristig für eine Normalisierung rechtsextremer Haltungen sorgen? Es gibt zumal in strukturschwachen „Entleerungsräumen“ vor allem in Ostdeutschland, zunehmend aber auch in Westdeutschland Landstriche, die man für eine demokratische Kultur verloren geben kann und die dann noch nachhaltiger und durchdringender zu „national befreiten Zonen“ und „No go areas“ für nicht-konforme Menschen werden.

In seinem Vortrag will Fritz Burschel einen Überblick über die Entwicklungen geben, um Durchblick zu verschaffen und dann an wirksamen Gegenstrategien jenseits rotierender Hamsterräder weiter zu diskutieren.

Fritz Burschel arbeitet seit Jahren als freier Journalist und Projektmitarbeiter an dem Thema Neonazis in Deutschland und ist seit März 09 Referent der Rosa-Luxemburg-Stiftung zu diesem Schwerpunkt. Im Dezember erscheint ein Buch in seiner Herausgeberschaft bei der Rosa Luxemburg Stiftung zum Thema, „Stadt – Land – Rechts. Brauner Alltag in der deutschen Provinz“, und bei der Fachstelle gegen Rechtsextremismus der Stadt München eine Broschüre über den NPD-Stadtrat Karl Richter.

Hinweis: Angehörige der rechten Szene sind an diesem Abend ausdrücklich nicht eingeladen. Der Veranstalter wird das durchsetzen und notfalls vom Hausrecht Gebrauch machen.