Kameraverbot und aufgeheizte Stimmung

Escheburg Bürgerversammlung nach Brandanschlag
Erstveröffentlicht: 
23.02.2015

Escheburg. Das Thema Flüchtlinge bewegt die Gemeinde auch zwei Wochen nach dem Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft. Mehr als 200 Bewohner kamen gestern Abend zu einer Informationsveranstaltung

 

Das Interesse der Einwohner war enorm: rund 200 Zuhörer drängten sich in den völlig überfüllten Gemeindesaal, in dem Bürgermeister Rainer Bork, das Amt, der Helferkreis und die Kirche unter dem Motto "Auch in Escheburg sind Flüchtlinge willkommen" vorstellten, wie es in Escheburg in Sachen Flüchtlinge weitergeht. "Das, was vor zwei Wochen in Escheburg passiert ist, ist nicht das Escheburg, das es wirklich ist", machte Bürgermeister Rainer Bork, der sich nur per Megafon verständlich machen konnte, deutlich.

 

Bürgermeister schmiss TV-Teams aus dem Saal


Zu Beginn des Abends sorgte Bork allerdings für Tumulte, als er ankündigte, dass Filmaufnahmen im Saal untersagt sind. Die erschienenen Kamerateams mussten vor der Tür bleiben. auch Fotografen wurden des Saals verwiesen, angeblich störe das Auslösegeräusch der Kameras.

Einige Anwohner forderten daraufhin, die umfangreich vertretene Presse komplett auszuschließen, so aufgeladen war die Stimmung in Escheburg nach den Ereignissen. Ein Nachbar (38) hatte am 9. Februar einen Brandsatz in das Flüchtlingsheim geworfen, in das am 10. Februar sechs Iraker einziehen sollten.

 

Flüchtlinge sollen nach Renovierung einziehen


Escheburg wird Asylbewerber aufnehmen müssen – auch in dem von dem Anschlag betroffenen Holzhaus, machte Bork deutlich. Außerdem ist ein Containerdorf für 20 Menschen geplant, über das der Bürgermeister gestern informierte. Ob das ausreicht, ist fraglich. Der Kreis Herzogtum Lauenburg rechnet mittlerweile mit einer Verdopplung der Flüchtlingszahlen.

 

Vorwürfe gegen Bürgermeister Bork


Anwohner kritisierten den Bürgermeister: Rainer Bork habe mit seinem unsachlichen Verhalten zur Eskalation beigetragen. "Bei einem Besuch der Anwohner habe Herr Bork wörtlich gesagt, wir sollten doch froh sein, dass Iraker kämen, nicht Kosovo Albaner." Ein ungläubiges Raunen ging durch den Saal, aber Bork dementierte den Vorwurf nicht.

 

Die Flüchtlingszahlen explodieren


Für das Amt Hohe Elbgeest bedeutet das, in diesem Jahr rund 220 statt der erwarteten 110 Flüchtlinge unterbringen zu müssen. "Die Zahlen explodieren, wir haben kein Bett mehr frei", machte auch Brigitte Mirow, die leitende Verwaltungsbeamte des Amtes Hohe Elbgeest, die Situation deutlich.