Vorentscheidung bei der Standortsuche für Endlager

Endlagerstandorte Deutschschweiz
Erstveröffentlicht: 
03.03.2015

Schweiz legt sich auf zwei Regionen für die Endauswahl fest / Deutsche Seite besteht weiter auf umfassender Beteiligung.

FREIBURG (fs). Die Suche nach einem Endlagerstandort für Atommüll in der Schweiz konzentriert sich ab sofort auf zwei Gebiete im Bereich des Bözbergs im Kanton Aargau beziehungsweise im Zürcher Weinland südlich von Schaffhausen. Aus dem Rennen sind damit unter anderem die beiden weiteren grenznahen Standortregionen bei Schaffhausen und Hohentengen.

 

In den vergangenen sechs Jahren hat die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) die Bedingungen an sechs Standorten geprüft und bewertet. Alle diese sechs Standorte würden im Prinzip die Bedingungen erfüllen, die die Schweiz formuliert hat, so das Ergebnis der Untersuchung. Zwei Standorte aber erhielten die besten Beurteilungen.

Wichtigste Beurteilungskriterien waren dabei die Wirksamkeit der geologischen Barriere, die Landzeitstabilität dieser Barriere, die Charakterisierbarkeit dieser Barriere sowie die bautechnische Machbarkeit eines Tiefenlagers. So wurde zum Beispiel der Standort Wellenberg im Kanton Nidwalden ausgeschieden, weil dort das Gestein nicht die beste Homogenität aufweist und ein schlechtes Selbstabdichtungsvermögen hat. Gegen den Standort Südranden westlich von Schaffhausen sprach demnach eine mögliche Erosion in einer Tiefenlage. Für das Gebiet Nördlich Lägern haben die Untersuchungen vor allem bautechnische Probleme ergeben, die den Standort als "ungünstig" ausweisen.

Dagegen schnitten die Standortregionen Jura Ost (Bözberg) und Zürich Nordost in nahezu allen 20 für die Entscheidung herangezogenen Punkten mit "sehr günstig" oder zumindest "günstig" ab. Beim Standort Jura Ost könnte sich demnach allenfalls die Mächtigkeit der Tonschicht als ein Manko erweisen, für das Gebiet Zürich Nordost gab es für die Langzeitstabilität noch Einschränkungen. Und zwar jeweils für den Fall, dass dort ein Lager für hoch-radioaktiven Abfall eingerichtet werden soll. Dies alles soll nun in den kommenden Jahren bis 2020 genauer untersucht werden – nun auch anhand von seismischen Untersuchungen und Probebohrungen.

Der Waldshuter Landrat Martin Kistler (FDP), zeigte sich überrascht, dass nur noch zwei der sechs vorgeprüften Gegenden näher in Betracht gezogen werden. "Es ist damit klar, dass sämtliche radioaktiven Abfälle grenznah entsorgt werden sollen." Der Landrat kündigte an, zu prüfen, warum die grenzferneren Standorte ausgeschieden seien. "Ich werde die Endlagersuche weiterhin mit einem wachsamen und kritischen Auge verfolgen." Sicherheit müsse aber oberste Priorität haben. Von daher werde man die Augen vor "geologischen Notwendigkeiten" nicht verschließen.

"Die Nagra hat die Vorschläge vorgestellt, obwohl es noch erhebliche Unsicherheiten und Klärungsbedarfe bezüglich detaillierter Lagerungskonzepte sowie des Untersuchungsumfangs der Standortregionen gibt", kritisierte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Die Schweiz müsse Deutschland wegen der Grenzlage beteiligen, sagte die BUND-Landesvorsitzende Brigitte Dahlbender.

Der Konstanzer Landrat Frank Hämmerle (CDU) plädierte für eine europäische Lösung. "Es stellt sich die Frage, ob jedes Land auf seiner Gemarkung einen Standort suchen muss – mit der besten geologischen Formation", sagte Hämmerle der Deutschen Presse-Agentur. "Ich bin überzeugt, dass man, wenn man eine europäische Lösung suchen würde, noch bessere geologische Formationen finden würde." Zugleich lobte er das Verfahren der Endlagersuche in der Schweiz als transparent. "Wir können uns nicht beschweren, dass wir nicht mit einbezogen wurden – ob uns das Ergebnis passt oder nicht." Für den Sprecher von Landes-Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) sind die jetzt vorliegenden Vorschläge "ein wichtiger Schritt im Verfahren, aber noch lange nicht sein Ende". "Wir gehen davon aus, dass bei der jetzt anstehenden Prüfung durch die zuständigen Behörden und Gutachter die Belange der deutschen Seite auch weiterhin im Fokus bleiben." Mit den jetzt angebotenen Mitsprachemöglichkeiten "hat die Schweizer Seite ein positives Signal gesetzt".