„Ahnensturm“ in der Eidgenossenschaft

Erstveröffentlicht: 
15.01.2015

Die rechtsextreme Partei National Orientierter Schweizer (PNOS) verfügt jetzt über einen eigenen  „Sicherheitsdienst“. Enge Kontakte pflegt die PNOS zu Gleichgesinnten in Deutschland

 

Anfang des Jahres hat die PNOS in Aarwangen (Kanton Bern) einen so genannten Sicherheitsdienst mit dem Namen „Ahnensturm“ (AS) ins Leben gerufen. Dem AS soll offiziell die Aufgabe zukommen, die PNOS und ihre Mitglieder bei Aktionen und Versammlungen „vor feigen, unehrenhaften und hinterhältigen Linksextremisten“ und „gewalttätigen Islamisten“ zu schützen. Wichtigen Parteikadern werde der Sicherheitsdienst daneben als Personenschutz dienen. Der „Ahnensturm“ will jedoch mehr sein als ein Sicherheitsdienst. Er soll laut PNOS für Mitglieder und Sympathisanten auch Überlebenskurse, Kampfsportkurse und Arbeitseinsätze organisieren.

 

Die Gründung sei notwendig geworden, da „der Staat“ angeblich „unfähig“ sei die Veranstaltungsfreiheit für „eine heimatbewusste Partei wie die PNOS“ zu schützen, klagen die Schweizer Rechtsextremisten. Freiheit gelte in der Schweiz nur für diejenigen, „die sich im Rahmen der politischen Korrektheit bewegen“, behaupten sie.

 

„Ein Kampf für Blut und Boden“

Als Mitglieder des „Ahnensturms“ werden nun „motivierte Nationalisten“ gesucht, die sich „aktiv für Volk und Vaterland“ einsetzen wollen. Als Kontakt dient das PNOS-Postfach in Langenthal (Kanton Bern), dem Vereinssitz. Voraussetzung der AS-Mitgliedschaft ist die Mitgliedschaft in der PNOS. AS-Mitglieder „geloben Treue der Fahne des Ahnensturms und dem Kampf, der unter dieser Fahne geführt wird, ein Kampf für Volk und Vaterland, ein Kampf für Blut und Boden!“ Ausgebildet sollen die Mitglieder „sowohl auf körperlicher als auch auf geistiger Ebene“ werden. Ein entsprechendes „T-Hemd“ mit AS-Banner ist bereits zum Preis von 35 Franken  erhältlich.

 

Traditionell enge Kontakte pflegt die PNOS zu Gleichgesinnten in der Bundesrepublik, insbesondere zur NPD. Bei PNOS-Veranstaltungen waren unter anderem bereits Frank Rennicke, Olaf Rose und Edda Schmidt zugegen. Über die Gründung des „Ahnensturms“ informierte auch das deutschsprachige rechtsextreme Internetportal „Altermedia“ seine Leserschaft. In einem Kommentar zur AS-Gründung heißt es: „Das finde ich eine gute Idee. So etwas wäre für die Kameraden der NPD auch nützlich.“

 

Die im September 2000 von Jonas Gysin und Sacha Kunz gegründete Partei des „modernen Nationalismus“ fordert ganz im Sinne ihrer „Blut-und-Boden-Rhetorik“ die „ethnische und kulturelle Geschlossenheit des Volkes“ sowie die „Abschaffung“ der schon von der NSDAP wehklagten „Zins- und Kreditwirtschaft“. Kurzum: „Eine Schweiz, welche ihre ganz eigene, in Jahrhunderten gewachsene Kultur pflegt und lebt und es nicht nötig hat, Mülleimerkultur aus Übersee zu übernehmen.“ Die PNOS definiert sich als „die einzige Partei“ der schweizerischen Alpenrepublik, „der das Überleben des eigenen Volkes wichtiger ist als alles andere“. Deshalb bekämpfe sie die „Überfremdung“ des Landes und fordere die „Rückführung aller kulturfremden Ausländer in ihre Heimatländer“, heißt es anlässlich der Gründung des „Ahnensturms“.

 

„Bodenständige, gradlinige und nationale Politik“

Präsident und Mediensprecher der PNOS ist Dominic Lüthard. Lüthard gehört der im Jahr 2001 gegründeten und zwischenzeitlich inaktiven Band „Indiziert“ an. „Indiziert“ spielte auch bei NPD-Veranstaltungen – unter anderem beim „Fest der Völker“ am 11. Juni 2005 im thüringischen Jena auf. Anmelder der Veranstaltung, bei der rund 1000 Neonazis zugegen waren, war der damalige Jenaer NPD-Kreisvorsitzende Ralf Wohlleben, einer der Angeklagten beim NSU-Prozess in München. In Liedern von „Indiziert“ wird zu einem gewaltsamen Vorgehen gegen Ausländer aufgerufen. In dem Hetzlied „Ausnahmezustand“ der Band heißt es: „Was ist aus dem Land geworden, durch fremde Kulturen total verdorben. Die Ausländer toben sich hier aus, leben in Saus und Braus. Eines Tages werden alle erwachen, dann lassen wir es hier so richtig krachen.“

 

Als PNOS-Vizepräsident fungiert Adrian Segessenmann. Der Hammerskin führt zugleich die völkisch-heidnische „Avalon-Gemeinschaft“ und betreibt den einschlägigen Buchversand „Neue Zeitwende“. Segessenmann war neben drei weiteren PNOS-Mitgliedern Teilnehmer des „Europa-Kongresses“ der NPD-Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten (JN) im März 2014 im thüringischen Kirchheim. Mehrfach griff er bereits für rechtsextreme Publikationen aus der Bundesrepublik zur Feder – unter anderem für das NPD-Blatt „Deutsche Stimme“, die geschichtsrevisionistische Zeitschrift „Deutschland in Geschichte und Gegenwart“ (DGG),  die neonazistische Postille „Volk in Bewegung“ sowie die „Deutsche Militärzeitschrift“ (DMZ) und die Zweiwochenzeitung „Der Schlesier“, beide aus dem Verlagsimperium von Dietmar Munier.

 

Lüthard und Segesssenmann wurden auf der Generalversammlung der PNOS im März 2014 in ihren Ämtern für weitere vier Jahre bestätigt.  Beide stehen, so die PNOS, „für eine bodenständige, gradlinige und nationale Politik“.