Bürgermeister unglücklich über Ritterkreuz-Treffen

Erstveröffentlicht: 
30.10.2014

Bad Wimpfen - In der Kurstadt tagt eine Ordensgemeinschaft, die für ihre Nähe zum Rechtsradikalismus kritisiert wird.

 

In Bad Wimpfen treffen sich am Wochenende hoch dekorierte Wehrmachtssoldaten. Die Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger veranstaltet in einem Hotel in der Stadt ihre Jahreshauptversammlung. In Bad Wimpfen stößt der Besuch auf wenig Gegenliebe.

 

Die Gemeinschaft der Ritterkreuzträger steht seit Jahren in der Kritik. Ordensmitgliedern wird Nähe zu rechten Ideen und rechten Organisationen vorgeworfen. 7 318 Ritterkreuze hat Adolf Hitler während des Zweiten Weltkrieges verliehen, 438 an Angehörige der Waffen-SS. In ihrer Zeitschrift der Ordensgemeinschaft wurde behauptet, die Wehrmacht sei nicht an Kriegsverbrechen beteiligt gewesen.

 

Rückzug der Bundeswehr


Viele Jahre unterstützte die Bundeswehr die jährlichen Treffen der Ritterkreuzträger. Doch 1999 untersagte der damalige Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) der Bundeswehr jede Verbindung mit der Gemeinschaft. Der Verein werde von Leuten geführt, "die sehr nahe am Rechtsradikalismus sind, zum Teil direkt drin", sagte er.

 

Das trifft sicher nicht auf alle Mitglieder zu. Es liegen keine Erkenntnisse über Verbindungen der Ordensgemeinschaft in die rechtsextremistische Szene im Land vor, sagt ein Sprecher des baden-württembergischen Landesamts für Verfassungsschutz. Die Ritterkreuzträger selbst sehen sich auf dem Boden der demokratischen Grundordnung. Auf eine Anfrage der Heilbronner Stimme hat die Ordensgemeinschaft aber nicht reagiert.

 

Laut ihrer Einladung wollen die Ritterkreuzträger in Bad Wimpfen "an den aufopferungsvollen Kampf in der Vergangenheit" erinnern. Außerdem stehe ein Generationenwechsel an, "die Kriegsgeneration wird immer weniger". Das ärgert Wolfgang Baars aus Bad Wimpfen. In der Stadt werde mit jungen Leuten viel getan, um die Verbrechen der Vergangenheit aufzuarbeiten. Er findet die Versammlung der Ritterkreuzträger dafür kontraproduktiv. Ihn stört, "dass die Ordensgemeinschaft gezielt auch junge Leute nachzieht". In dieser Vernetzung "von alten NS-Soldaten mit waffen- und militärbegeisterten jungen Faschisten sehen wir das Hauptproblem", heißt es bei der organisierten Linken in Heilbronn.

 

Privat


"Ich bin nicht besonders glücklich, dass das in Bad Wimpfen stattfindet", sagt der Bad Wimpfener Bürgermeister Claus Brechter. Er sehe rechtlich aber keine Möglichkeit, ein solches Treffen zu verhindern. "Aber das muss eine Demokratie auch können, das muss man aushalten."

 

Die Stadtverwaltung hat mit dem Besuch der Ritterkreuzträger nichts zu tun, betont Brechter. Das Treffen sei privat. Kundgebungen oder ähnliche genehmigungspflichtige Veranstaltungen seien nicht geplant. "Es gibt auch keine Einladung an uns", sagt der Bürgermeister. "Aber ich würde auch nicht hingehen."