Filmclub Moderne Zeiten zeigt: FRITZ BAUER – TOD AUF RATEN

Fritz Bauer

Filmclub Moderne Zeiten zeigt: FRITZ BAUER – TOD AUF RATEN

 

Ein Film von Ilona Ziok

 

Freitag, 14.11.2014 um 20:00 Volxküche, Hafenstraße 116, 20359 Hamburg

http://filmclubmodernezeiten.jimdo.com/ 

 

Wir freuen uns Ilona Zioks hervorragenden Dokumentarfilm zu zeigen, Fritz Bauer, Jude, Sozialist und Humanist, war als hessischer Generalstaatsanwalt eine seltene Ausnahmeerscheinung innerhalb der Nazi verseuchten deutschen Nachkriegsjustiz.

 

"Fritz Bauer war wohl der profilierteste Staatsanwalt, den die Bundesrepublik je hatte. Er sah sich als „Jurist aus Freiheitssinn“ und war überzeugt, dass der Bürger ein Widerstandsrecht gegen Willkürakte des Staates hat. Hierfür stritt er als niedersächsischer Generalstaatsanwalt 1952/53 in einem aufsehenerregenden Prozess, in dem es um die Legitimität des 20. Juli 1944 ging und in dessen Verlauf Bauer die Rehabilitierung der hingerichteten Verschwörer erreichte. Damit war er ein Pionier modernen „zivilgesellschaftlichen“ Denkens. Mit derselben Zielgerichtetheit hat er die Aufhellung und Ahndung der NS-Verbrechen in Gang gesetzt. Als hessischer Generalstaatsanwalt (1956–1968) war er der maßgebliche Initiator der Frankfurter Auschwitzprozesse. Eine wichtige Rolle spielte Bauer auch bei der Ergreifung Adolf Eichmanns, indem er den Aufenthaltsort des „Buchhalters der Endlösung“ an den israelischen Mossad verriet, damit Eichmann in Jerusalem vor Gericht gestellt werden konnte. Während seiner Amtszeit hat er zudem die Reform des Strafvollzugs vorangetrieben. Dessen Humanisierung gehörte für ihn zu einer humanen Gesellschaft.

Im restaurativen Klima der Adenauer-Ära wurde Bauer zu einer „Provokation für den Zeitgeist“. Aufsätze und Reden mit Titeln wie „Mörder unter uns“ und „Am Ende waren die Gaskammern“ erregten nicht nur rechtsradikale Kritik, sondern auch beim bürgerlichen Publikum Anstoß. Antisemitische und politische Anfeindungen begleiteten das Leben des jüdischen Schwaben.

Ein schwerer Schlag war für Bauer die Verabschiedung der Notstandsgesetze im Mai 1968. Bauer sah sie als eine irreparable Wende zum autoritären Staat an. Am 30. Juni 1968 wurde er tot in seiner Frankfurter Wohnung aufgefunden. Die Umstände seines Todes geben bis heute Rätsel auf."

Berlinale 2010

 

"Wir Emigranten hatten so unsere heiligen Irrtümer. Daß Deutschland in Trümmern liegt, hat auch sein Gutes, dachten wir. Da kommt der Schutt weg, dann bauen wir Städte der Zukunft. Hell, weit und menschenfreundlich. [...] Dann kamen die anderen, die sagten: „Aber die Kanalisationsanlagen unter den Trümmern sind doch noch heil!“ Na, und so wurden die deutschen Städte wieder aufgebaut, wie die Kanalisation es verlangte. [...] Was glauben Sie, kann aus diesem Land werden? Meinen Sie, es ist noch zu retten? [...] Nehmen Sie die ersten Bonner Jahre! Keine Wehrmacht! Keine Politik der Stärke! Nun betrachten Sie mal die jetzige Politik und die Notstandsgesetze dazu! Legen Sie meinethalben ein Lineal an. Wohin zeigt es? Nach rechts! Was kann da in der Verlängerung herauskommen?"

Gerhard Zwerenz: Gespräche mit Fritz Bauer.

 

 

http://www.fritz-bauer-film.de