Zurück in die Zukunft: Völkisches Denken innerhalb der AfD

Briga Krikau (zur Zeit der Aufnahme Bohlinger) mit Mitgliedern der Hochschulgilde Theodor Storm

Die Alternative für Deutschland ist nicht einfach gleichzusetzen mit einer neonazistischen Partei, wie der NPD, in der völkisches, offen rassistisches Gedankengut genau so an der Tagesordnung ist, wie die Verherrlichung des Nationalsozialismus. Die AfD ist eher  als marktradikal und rechtspopulistisch einzuordnen. In vielen Politikfeldern versucht die Partei, sich als konservativ darzustellen. Die Grenzen zwischen rechts im Sinne einer Partei wie der NPD und konservativ sind fließend. Wann ist eine Partei rechts und ab wann gilt eine Partei als konservativ? Wo sich die AfD derzeit befindet, wissen wahrscheinlich selbst nicht mal ihre Mitglieder so genau. Würde man sie danach fragen, wüssten sie das ganz sicher, alles, nur nicht rechts. Dass einige Menschen rechte Positionen vertreten, sich selbst aber niemals als rechts einstufen würde, kennt man nicht zuletzt von SPD-Mitglied  Thilo Sarrazzin.  In der Alternative für Deutschland in Schleswig-Holstein bringt nun eine Frau mit eindeutig rechtem Hintergrund ihre Politik in die Partei  ein.  Dass diese Politik auf Zustimmung stößt, zeigt, welches Meinungsbild die AfD vertritt.

 

Die AfD ist eine Partei, die aus der Mitte der Gesellschaft entspringt. Umso interessanter ist es, ihre politischen Forderungen abseits der  europapolitischen näher zu betrachten.
Der Landesverband der AfD in Schleswig-Holstein hat für mehrere Politikbereiche entsprechende Landesfachausschüsse zusammengestellt.
Der Bereich für Familie führte Ende März 2014 eine Mitgliederbefragung zu mehreren familienpolitischen Themen durch. Die Ergebnisse der Befragung wurden in einer Pressemitteilung auf der Seite des Landesverbandes veröffentlicht.
So wurde die traditionelle Familie aus Ehemann, Ehefrau und Kind zum positiven Leitbild erhoben.
Die AfD Schleswig-Holstein schreibt auf ihrer Seite: „93 Prozent der Mitglieder fordern, dass der Staat die Ehe zwischen Mann und Frau und die Familie mit Kindern als bewährte und immer noch bei weitem bedeutsamste Form des Zusammenlebens ideell und finanziell besonders schützen müsse.“
Wie die traditionelle Familie in den Augen der AfD auszusehen hat, kann man einem weiteren Punk in der Befragung entnehmen:
„95 Prozent der Mitglieder verwarfen die Leitprinzipien des „Gender Mainstreaming“, besonders die Unterscheidung zwischen biologischem und sozialem Geschlecht und deren angeblicher völliger Unabhängigkeit. Beide Geschlechter seien für die AfD-Mitglieder vielmehr gleich viel wert, aber nicht gleich, sondern ergänzten sich. Frauen und Männer und Mädchen und Jungen sollten daher in ihrer Identität und dem respektvollen Umgang miteinander gestärkt werden.“
Die AfD verwirft die Leitprinzipien des Gender Mainstreaming und sieht keinen Unterschied zwischen biologischem und sozialem Geschlecht, zu dem weiß sie anscheinend ganz genau, wie die Identität von Männer und Frauen auszusehen hat.
Die Unterscheidung zwischen dem  biologischem Geschlecht (sex) und dem sozialem Geschlecht (gender) aus der Geschlechterforschung, soll verdeutlichen, dass Individuen zwar mit unterschiedlichen Geschlechtsmerkmalen geboren werden, doch erst die Gesellschaft für die sozialen Unterschiede bzw. gesellschaftliche Ungleichheit verantwortlich ist.
So werden Männer heute noch in die Rolle des Ernährers gezwängt. Es gilt immer noch die Vorstellung vom starken Mann, der selten Gefühle zeigt.
Die Frau sieht man ebenso mehr im Haushalt, oder in sozialen Berufen. Die Definition von Weiblichkeit steht immer noch in Verbindung mit „emotional, lieb, hübsch und schwach“
Die Ausarbeitung der AfD Mitgliederbefragung geht u.a. auf das Konto von Briga Friederike Krikau.
Briga Krikau, geborene Bohlinger, ist die Tochter des verstorbenen antisemitischen Verlegers Roland Bohlinger aus Bondelum (Nordfriesland). Während ihrer Studienzeit in Kiel war Briga Bohlinger Mitglied der nationalistischen Hochschulgilde Theodor Storm. Diese studentische Verbindung fungierte damals  als Bindeglied zwischen Neo-Nazis und RCDS (Ring Christlich-Demokratischer Studenten) an der Kieler Uni, mehrere GildenschaftlerInnen waren damals auch  im RCDS aktiv. Die Hochschulgilde ist Teil der Deutschen Gildenschaft (DG) , einer elitären Kleinstgemeinschaft, die eine Reihe von Redakteuren der rechtsextremen Zeitung „Junge Freiheit“ stellte. Im Januar 1988 lud die Hochschulgilde den bekannten Ökonazi Baldur Springmann an die Christian-Albrechts Universität, der persönlich von Briga Bohlinger abgeholt wurde, um über das Thema „Ökologie und Religiosität“ zu referieren. Den „Saalschutz“ übernahmen damals die Straßen-Nazis von der Fissauer Kameradschaft, einer Gruppe aus der Nachfolge der verbotenen „Nationalistischen Front“, die sich im Internet selbst als zeitgemäße SS bezeichnete.
Dass ihre nationalistische Einstellung nicht mehr nur Teil ihrer studentischen Vergangenheit ist, bewies Briga Krikau in einem Statement auf dem Gründungsempfang der Alternative für Deutschland Schleswig-Holstein in Kiel im Juni 2013.
Sie gibt an „… ich habe selber drei Kinder und Kinder sind unsere Zukunft und ich finde es sehr traurig, dass Fremde unsere fehlenden Kinder ersetzen sollen. Wir sind stark genug, als Volk selber unsere Kinder in die Welt zu setzen, und sollten es auch tun, denn das ist unsere Zukunft.“
Wen Briga Krikau mit „Wir“ meint und was sie unter „Volk“  versteht, lässt sich anhand ihrer Vergangenheit schlussfolgern. Interessant ist, dass Briga Krikau diese Aussage auf einer Veranstaltung der AfD offen zum Besten gibt, in Anwesenheit anderer. Dass sich an dieser Aussage niemand stört, zeigt dass man innerhalb der AfD diesbezüglich  auf Konsens stößt.
Mit dem Wort “Fremde„ wird eine völlige Andersartigkeit von Menschen anderer Kulturen angenommen. Kulturen werden fälschlicherweise oft als natürlich angesehen. Der Erhalt einer Kultur erfolgt unter der Erziehung des Menschen nach diesen Werten und wird somit auch modelliert. Gleiches gilt dafür, was typisch deutsch ist. Normen und Werte unterliegen einem ständigen Wandel, vor allem in modernen Gesellschaften im digitalen Zeitalter.
Die Grundschullehrerin Krikau trat nach dieser Aussage dennoch zur Bundestagswahl 2013 auf Listenplatz 19 an.
Der Erhalt der traditionellen Familie, mit entsprechender Rollenverteilung, ist auch eine Forderung der extremen Rechten. Ebenso schürt die AfD  die Angst vor Einwanderung und den Missbrauch der Sozialsysteme durch Flüchtlinge.
Es stellt sich wieder die Frage, wann ist eine Partei rechts und ab wann gilt eine Partei als konservativ? Die Übergänge sind nach wie vor fließend.

 

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