Neue Haltung - WAGENBURG geräumt – Stellplätze werden Thema im Stadtrat

Erstveröffentlicht: 
20.04.2014

Wieder sucht eine Gruppe von Wagenbewohnern einen Standplatz, einmal mehr hat die Stadt mit Beschlagnahme der Wagen reagiert. Im Mai wird nun die starre Position der Stadt zu Wagenburgen im Gemeinderat besprochen – und eventuell neu definiert.


JENS KITZLER

Es waren die vorerst letzten Akte eines in Freiburg seit rund 20 Jahren immer wieder gespielten Dramas: Gestern haben etwa 200 Wagenbewohner und Sympathisanten gegen die Beschlagnahme ihrer Wagen demonstriert (die Demonstration dauerte zu Redaktionsschluss noch an). Am vergangenen Montagmorgen war ein starkes Polizeiaufgebot am Standplatz der sich „Sand im Getriebe“ nennenden Gruppe in der Oberrieder Straße erschienen,
Abschleppwagen hatten die Wohngefährte der 15 jungen Leute dann ohne größere Vorwarnung abtransportiert.


Am Donnerstag wiederum hatten sich die Wägler nach einem Gespräch mit Vertretern der Stadt enttäuscht gezeigt. Erschienen waren nämlich „nur“ zwei Amtsleiter, dabei hatte man doch den Oberbürgermeister erwartet. Das klingt auf der einen Seite nach Selbstüberschätzung, auf der anderen Seite aber ist die Frage der Wagenbewohner, wie Wägler auf städtischer Gemarkung sesshaft werden könnten, eine politische Angelegenheit - und zu der können Ordnungs- und Liegenschaftsamt tatsächlich wenig beisteuern.


Viel dagegen die Stadträte. Die werden sich in einer Sitzung am 13. Mai mit Wagenburgen beschäftigen, weil ein interfraktioneller Antrag das Thema auf die Tagesordnung gehievt hat. Unterschrieben haben den Antrag die Unabhängigen Listen, die FDP, die Grüne Alternative sowie die Stadträte Karin Seebacher und Walter Krögner (SPD) und Sebastian Müller von Junges Freiburg. „Die Verwaltung wird beauftragt, bis Ende Oktober
zwei bis drei Flächen auf Eignung als Wagenplatz zur Nutzung für die Bewohner der Wagengruppe ,Sand im Getriebe’ zu prüfen“, steht darin. Es geht um ein Areal hinter dem Wiehrebahnhof sowie weitere, noch vorzuschlagende Plätze. Dabei sei auch die Zwischennutzung von Grundstücken denkbar. Ein Pachtvertrag soll die Details von der Zahl der Wagen bis zur Zahlung der Strom- und Wassergebühren regeln.


Mit den Unterzeichnern stehen 16 Stimmen hinter dem aktuellen Papier. Mit den Grünen, die das Papier nicht unterzeichnet haben, sich in ihrem aktuellen Kommunalwahlprogramm aber positiv zum Wagenleben äußern, hätte der Antrag eine Mehrheit. Man habe keine Zeit mehr gehabt, das eilig versendete Papier in der Fraktion ausreichend zu diskutieren, erklärt Grünen-Stadtrat Timothy Simms. „Wenn der Antrag aufgerufen wird, werden wir aber zustimmen.“

Grundsatzbeschluss ade

Damit würden dann auch die Beschlüsse aus den 90er Jahren, die von der Stadt als generelle Haltung gegen die Ansiedlung weiterer Wagenburgen interpretiert wird, wohl revidiert.
Die Unterzeichner eines Briefes, der vorgestern an Dieter Salomon geschrieben wurde, fordern den Oberbürgermeister auf, er möge die Herausgabe der
beschlagnahmten Fahrzeuge, „in denen sich das Hab und Gut der jungen Menschen befindet“, veranlassen. „Die gehen arbeiten oder studieren, einige haben sogar Kinder“, sagt Ulrike Schubert vom Runden Tisch Wagenburgen. „Für die ist das jetzt eine echt blöde Situation.