Der Tag nach der Räumung: Aktivisten wollen Oranienplatz wiederbesetzen

Erstveröffentlicht: 
09.04.2014

Der Oranienplatz wurde geräumt. Einige Aktivisten und Flüchtlinge harren dort dennoch aus, bewacht von einem massiven Polizeiaufgebot. Am Freitag wollen linke Gruppen zudem vor dem Wohnhaus von Innensenator Frank Henkel demonstrieren.

 

Auch am Tag nach dem Umzug der Flüchtlinge vom Oranienplatz war die Polizei dort im Großeinsatz. Ein Großaufgebot bewachte das Areal am Mittwoch und achtete darauf, dass kein Unberechtigter der eingezäunten Grünanlage zu nahe kam. An den Absperrungen äußerten Flüchtlinge und deren Unterstützer immer wieder laut ihren Unmut gegenüber den Polizisten, die sich die Vorwürfe stoisch anhörten.

 

In der Nacht zuvor hatten Unbekannte im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg mehrere Scheiben eingeworfen. Unter anderem gingen an der SPD-Bundeszentrale, am Willi-Brandt-Haus an der Wilhelmstraße, mehrere Fenster zu Bruch. Mit Pflastersteinen beworfen wurden auch eine Sparkasse an der Muskauer Straße und der Sitz der Firma Coca Cola an der Stralauer Allee.

 

„Wir gehen davon aus, dass die Taten im Zusammenhang mit dem Oranienplatz stehen“, sagte ein Polizeisprecher. Wegen der Räumung hatte es am Dienstagabend auch eine Protest-Demonstration quer durch den Kreuzberger Kiez gegeben. Dabei kam es zu Rangeleien mit der Polizei.

 

Unterdessen haben linke Gruppen erneut eine Demonstration angemeldet. Unter dem Motto „Wir reißen dir die Hütte ab!“ soll an diesem Freitagabend vom Antonplatz in Weißensee aus zum Wohnsitz von Innensenator Frank Henkel (CDU) gezogen werden. Protestiert werden soll unter anderem „gegen die Räumung des Oranienplatzes“ und gegen die Polizei.

 

Auf einer großen Platane am Oranienplatz harrten bis zum Mittwochabend drei Flüchtlings-Aktivisten aus. Die beiden deutschen Männer und die Frau aus dem Sudan waren am Nachmittag auf den Baum geklettert und hatten die Nacht dort verbracht. Zwei weitere Baumkletterer haben inzwischen aufgegeben. „Wo soll ich bleiben, wenn ich hier herunter komme?“, fragte Napuli, die Sudanesin, die auf dem Baum blieb. „Und ich fordere, dass das Infozelt aufgestellt wird.“ Ihr Mitstreiter Ingo, der neben ihr auf einem Ast sitzt, sagte: „Das sind alles erfüllbare Forderungen. Zumal das Infozelt ja vom Bezirk zugesagt wurde.“

 

Wegen der Baumbesetzer standen mehrere Rettungswagen der Feuerwehr und ein Notarzt in der Nähe bereit. Die Polizei ließ es nicht zu, dass die Besetzer von Freunden mit Nahrung und Getränken versorgt wurden. „Sie können jederzeit herunter kommen, wir stellen keine Personalien fest“, sagt Polizeisprecher Stefan Redlich. „Aber Catering machen wir nicht.“

 

Mitarbeiter des Grünflächenamtes waren auch am Mittwoch dabei, Müll und Dreck zu beseitigen. Dabei flüchteten immer wieder große Ratten aus den Müllhaufen. „Wir werden den Oranienplatz so schnell wie möglich renaturieren“, sagte Bürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne). Zunächst müsse aber geprüft werden, inwieweit das vorhandene Erdreich noch nutzbar sei und was davon wegen Rattenbefalls und anderer Belastungen abgetragen werden muss.

 

Neue Wohnzelte werde man nicht dulden, das habe das Bezirksamt beschlossen. Falls jemand auf die Idee kommen sollte, Zelte aufzubauen, werde die Polizei zum Räumen gerufen, so die Grünen-Politikerin. Ein Info-Point, das könnte ein Container mit Sanitäranlage und Strom sein, werde als Ort für politische Forderungen genehmigt, jedoch nicht auf der Grünfläche.