Schrecklicher Verdacht: War Heidegger Antisemit?

Zur Diskussion um die "Schwarzen Hefte". Vortrag von Alex Gruber

„Es ist nicht Ehrenrühriges daran, antimodern zu sein.“ (Rüdiger Safranski) Wer Heidegger einmal mit Adorno gelesen hat, dem fällt es gewiß schwer, noch zu staunen, wenn nun mit jedem seiner Schwarzen Hefte der Antisemitismus dieses Philosophen scheibchenweise verpackt in seiner Gesamtausgabe präsentiert wird.

 

Seine berühmten Werke, in denen davon nichts zu finden war, weil Juden und Judentum nicht erwähnt wurden, verweisen auf ihn wie das Winterhilfswerk auf die Gaskammern. Anstelle von Gegenvolk und Vernichtung ist darin von Volk und Sein zum Tod die Rede, von Entschlossenheit und Kampf gegen die Uneigentlichkeit. Nun liefern aber die Schwarzen Hefte doch noch den Blick auf den manifesten Antisemitismus Heideggers nach – und der Schock im französischen und deutschen Feuilleton tritt mit geradezu logischer Notwendigkeit ein. Doch die Schocktherapie, die Behandlung zur Exorzierung der kurzzeitig aufgetretenen Verstörung, begann schon, noch ehe die Hefte überhaupt publiziert waren. So zielen die maßgeblichen Teile der Debatte darauf ab, Heideggers Denken zu retten – und sei es, daß sie ihm als Privatperson „pathologische Verirrungen“ konzedieren, die aber mit dem Werk des „größten Philosophen des 20. Jahrhunderts“ gar nichts zu tun hätten. Dies verweist auf das herrschende tiefe Einverständnis mit seiner Zivilisations- und Rationalitätskritik, auf eine ungebrochene Sehnsucht nach Eigentlichkeit.

 

Es spricht Alex Gruber (Wien), Redakteur von sans phrase. Zeitschrift für Ideologiekritik und Mitherausgeber des Buches Gegenaufklärung. Der postmoderne Beitrag zur Barbarisierung des Verhältnisse (ça ira).

 

Initiative Sozialistisches Forum

Jour fixe

Frühjahr / Sommer 2014

 

Der Einleitungstext sowie das Kommentierte Programm unter: www.isf-freiburg.org

 

 

Mittwoch, 7. Mai

Schrecklicher Verdacht: War Heidegger Antisemit?

Zur Diskussion um die „Schwarzen Hefte“

 

Um 20 Uhr im „Litfass“, Moltkestr. 17