Hamburg: Tausende zeigen Solidarität mit Flüchtlingen

Erstveröffentlicht: 
26.10.2013

Bis zu 10.000 Fans, Aktivisten und Asylsuchende ziehen nach St. Pauli-Spiel durch die Hansestadt / Polizei von großer Beteiligung überrascht

 

Hamburg. Bis zu 10.000 Menschen haben am Freitagabend in Hamburg gegen die Flüchtlingspolitik des SPD-Senats demonstriert und Solidarität mit den rund 270 über Lampedusa nach Europa gekommenen Asylsuchenden gezeigt. »Dies ist die bisher größte Demonstration gegen die rassistische Abschiebepolitik des Hamburger Senates und ein starkes Signal, dass die Proteste nach zwei Wochen mit vor allem spontanen Demonstrationen sich noch weiter steigern können«, hieß es in einer ersten Stellungnahme im Internet.

Nach dem Spiel des FC St. Pauli fand vor dem Millerntor-Stadion zunächst eine große Kundgebung statt, danach zogen Fußballfans, Flüchtlinge und Hamburger gemeinsam über die Reeperbahn zur St. Pauli Kirche. Die Polizei sprach von 5000 Teilnehmern, war aber laut Medienberichten von der großen Zahl der Protestierenden überrascht - die Behörden hatten nur rund 1.000 Menschen erwartet. Doch der von über 100 Vereinen, Fanorganisationen und Stadtteilinitiativen unterstützte Protestmarsch war mehr als einen Kilometer lang war.

 

In einem im Internet verbreiteten Aufruf zu der Aktion war dem Senat vorgeworfen worden, den Kampf der Flüchtlinge für eine menschenwürdige Perspektive und die breite Solidaritätsbewegung zu ignorieren. Die Stadtpolitik drangsaliere »die Geflüchteten seit Tagen mit einer rassistischen Hetzjagd, um ihre Abschiebung in die Wege zu leiten«. Die Unterstützer des Protestmarsches wollten dies nicht akzeptieren und erklärten, man wolle nun auf Seiten der Solidaritätsbewegung »den Druck erhöhen«. Am Samstagmittag ist eine weitere Demonstration in Hamburg angekündigt.

 

Auf einer Kundgebung nahe der St. Pauli Kirche forderten Redner, dass die »Lampedusa-Flüchtlinge« in Hamburg bleiben dürfen. »Dieser Abend zeigt, wie breit die Unterstützung für die Flüchtlinge ist«, wird Maarten Thiele vom Organisationsbündnis in den Medien zitiert. Auch Flüchtlinge kamen bei der Aktion zu Wort, sie sprachen Dank für die politische Unterstützung aus und kündigten an, nicht aufzugeben. Am Wochenende wird sich dem vernehmen nach entscheiden, wie die Flüchtlinge weiter vorgehen wollen. Derzeit seien 270 von ihnen in Hamburg.

Der Bezirk Altona hatte am Donnerstag beschlossen, den Kirchen doch noch zu erlauben, Container für rund 80 Flüchtlinge aufzustellen. Für die Baugenehmigung gibt es allerdings eine Auflage: Wer einziehen will, müsse sich vorher bei den Behörden identifizieren, sagte Bezirksamtsleiterin Liane Melzer (SPD) am Freitag. Die Meldeauflage für die Container stammt von Staatsrat Michael Sachs von der Behörde für Stadtentwicklung. Hält sich das Baudezernat Altona nicht daran, könnte es nach Angaben des Geschäftsführers der SPD-Fraktion Altona, Alexander Hund, zu einem Gerichtsverfahren kommen.

Die Flüchtlinge befürchten jedoch ihre Ausweisung, sobald sie preisgeben, wer sie sind und woher sie kommen. Bislang hatten sich die Flüchtlinge gegen die Forderung der Innenbehörde gewehrt, ihren Namen zu nennen und ihre Fluchtgeschichte zu erzählen. Sie hatten gehofft, als Gruppe pauschal ein Aufenthaltsrecht zu bekommen. Jan Kossack vom Unterstützerkreis geht davon aus, dass diese Forderung nicht mehr zu halten sein wird. »Der Druck vonseiten des Senats ist zu groß.« Die ersten Flüchtlinge hatten nach Polizeikontrollen und Anhörungen der Ausländerbehörde bereits die Aufforderung erhalten, Deutschland zu verlassen. Derzeit sind die Kontrollen nach Angaben der Polizei ausgesetzt. Agenturen/nd