In Scheinfeld (Mittelfranken) trafen sich am Wochenende rund 1000 Neonazis zu einem konspirativ organisierten Rechtsrockkonzert. Sicherheitsbehörden und Stadt waren schon Tage vorher informiert, ließen die BewohnerInnen der 5000- Seelengemeinde aber im Ungewissen und ernten dafür nun heftige Kritik.
Für die Neonaziszene war es ein Topact. Musikalische Szenegrößen wie 
„Division Germania“, „Überzeugungstäter“, „White Resistance“, „Act of 
violence“ und „Faustrache“ waren als Bands für das Konzert mit dem Namen
 „Live H8“ (gesprochen Live Hate),  angekündigt. Wie bei solchen, 
konspirativen Konzerten üblich, gab es im Vorfeld nur eine sehr vage 
Ortsbeschreibung, in diesem Fall „Zentral Deutschland“. Als 
Organisatoren traten der szeneintern umstrittene NPD Kreisvorsitzender 
von Weiden, Patrick Schröder, und der bayerische NPD- 
Landesgeschäftsführer Axel Michalis auf. Als Veranstaltungsort wählten 
die Neonazis die ehemalige  Diskothek „Nachtwelt“, deren 28-jähriger 
Pächter, Philipp S., als Sympathisant der rechten Szene gilt und 
offensichtlich gute Kontakte zu Axel Michaelis pflegt.  Die 
BesucherInnen des neonazistischen Spektakels kamen aus der ganzen 
Republik, vor allem aus Ostdeutschland, aber auch aus Frankreich und 
Holland.
Ein Umsatz von weit über 20.000 € wurde an dem Abend eingenommen. 
Szeneintern feiern die Neonazis. Endlich war das Katz- und Maus Spiel 
mit der Polizei überwunden, man wurde kurz von der Polizei kontrolliert 
und konnte dann ungestört den rechten Bands lauschen. In Neonazikreisen 
spricht man von „blankem Wahnsinn“ und freut sich über den 
störungsfreien Abend. Dass alles  so ungestört abgelaufen ist, war dabei
 von staatlicher Seite längst geplant. Der Bürgermeister von Scheinfeld,
 Claus Seifert, gab gegenüber dem Störungsmelder an, dass er erst kurz 
vorher informiert wurde, mit dem Hinweis, dass es sich bei der 
„Geburtstagsfeier von Axel Michaelis“, wohl um ein größeres, rechtes 
Konzert handeln würde, schließlich wurden 300-500 Personen erwartet. 
Kurz vorher? Zumindest Polizei und Verfassungsschutz müssten schon 
längst Bescheid gewusst haben.Nach Störungsmelder Informationen, haben 
die Neonazis um Schröder, schon vor Wochen damit begonnen die leer 
stehende Discothek für das Großkonzert vorzubereiten.
Wenige Tage vor dem Konzert waren die Sicherheitsbehörden zur Stelle und beratschlagten die Stadt dahingehend, den Neonazis keinen Ärger zu machen. „Wenn man das Konzert schon nicht verbieten kann, dann keine großartigen Einschränkungen, damit sich das Ganze nicht noch aufschaukelt“ war die Devise. Der „Spuk“ sollte „über Nacht kommen und wieder gehen“, am besten „ohne große Aufregung“. Das die BürgerInnen von Scheinfeld und den umliegenden Ortschaften nicht informiert wurden, hielt die Stadt für das beste, es sei schließlich niemand zu Schaden gekommen. Einige BewohnerInnen in Scheinfeld sehen das allerdings ganz anders. „Ich war absolut machtlos, plötzlich strömten hunderte von Neonazis nach Scheinfeld und man konnte einfach nichts machen“, so eine Scheinfelderin gegenüber dem Störungsmelder. Ein Anwohner, in direkter Nachbarschaft zur Discothek, habe sich abends nicht mehr auf die Straße getraut, aus Angst vor einer Konfrontation mit Neonazis. Das Nürnberger Bündnis Nazistopp kritisiert in einer Pressemitteilung das Vorgehen der Polizei und betitelt dieses als „Naziförderung erster Klasse“. Das Bündnis gegen Rechts Neustadt/Aisch weißt in ihrem Presseschreiben darauf hin, dass die Neonazis ungestörte Aktionen als Einladung betrachten.
Neonaziintern gab es vor dem Konzert konträre Positionen. 
AktivistInnen des bayerischen Kameradschaftsnetzwerk „Freies Netz Süd“ 
(FNS) riefen szeneintern dazu auf, das Konzert zu boykottieren. Schröder
 gilt in den Kreisen der bayerischen Kameradschaftsszene als 
„Staatsschutzquatscher“.
Zwei Tage nach dem Konzert organisierte die Stadt Scheinfeld eine 
Demonstration gegen rechts, an der sich laut städtischen Angaben über 
1500 Menschen beteiligten. Die NPD versuchte auch hier zu provozieren, 
indem sich Axel Michaelis und ein weiterer Neonazi, mit dem Transparent 
„Frei statt bunt“ der NPD Bayern neben die DemonstrantInnen stellte.
AntifaschistInnen fürchten nun, dass sich die Neonazis nun in Scheinfeld
 breit machen und die ehemalige Discothek öfters nutzen. Dem hält 
Bürgermeister Claus Seifert entgegen, dass es kein zweites 
Rechtsrockkonzert in Scheinfeld mehr geben wird. „Ein Scheinfeld 2, ein 
weiteres Rechtsrockkonzert, werden wir mit allen Mitteln verhindern“.



