[GP] NPD-Kutter verschollen im Bermudadreieck

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Die faschistische NPD war am Samstag Vormittag mit ihrem Wahlkampf-LKW in Göppingen. Abgeschoben auf dem kleinen und kaum einsehbaren Kornhausplatz ließen die Nazis über eine Lautsprecheranlage ihre rassistischen und nationalistischen Reden ab um Passanten zu erreichen. Dies wurde erfolgreich verhindert, weil erstens der Platz durch den antifaschistischen Protest nicht ohne Weiteres von Passanten oder Sympathisanten der NPD zu erreichen war. Zweitens wurden die Hetzreden der NPD zwei Stunden lang massiv durch Einsatz von Trillerpfeifen, Tröten und Parolen überstimmt. Besonders durch die Tröten war es durchweg unmöglich die Reden der Nazis zu verstehen.

 

Auf dem Kornhausplatz bei den Nazis war kein Mensch außer den Nazis und Journalisten. Es gelang lediglich einer älteren Frau zu den Nazis auf den Platz zu kommen. Ein anderer Herr, der ebenfalls zur Kundgebung wollte machte aufgrund der Proteste kehrt. Die Außenwirkung der NPD war daher kaum bis gar nicht vorhanden. Die Behauptung der NPD auf Facebook, dass Göppinger Bürger ihren Reden „interessiert“ zuhören würden grenzt an Realitätsverweigerung. Aber auch die Beteiligung lokaler Nazis an der Kundgebung ließ mehr als nur zu Wünschen übrig. Das Verhältnis zwischen den Autonomen Nationalisten Göppingen und der NPD scheint schon seit längerem problematisch zu sein und außerdem fallen die AN seit dem 129-Verfahren wegen den Unsterblichen fast nur noch durch Passivität auf. Durch unsere Kundgebung auf dem Marktplatz und den zwei angemeldeten Versammlungen der Piraten wurde erreicht, dass die Faschisten auf einen für sie ungünstigen Platz ausweichen mussten. Die antifaschistische Kundgebung begann pünktlich um 9 Uhr. Die deutschen Faschisten nahmen es nicht so genau mit der Pünktlichkeit und begannen eine halbe Stunde zu spät und zogen eine halbe Stunde früher ab. Trotz Sommerloch und kurzfristiger Mobilisierung fanden sich über 80 engagierte AntifaschistInnen ein. Die Tröten fanden auch bei PassantInnen, von denen sich etliche spontan dem antifaschistischen Protest anschlossen, regen Gebrauch.

 

Die zwei Zugangswege zum Kornhausplatz wurden durchgehend von Antifaschisten blockiert. Leider waren es zu wenig, um die An- und Abfahrt des NPD Kutters auflaufen zu lassen. Dennoch verschwand der NPD-Kutter wie im Bermudadreieck, nur dass sie dieses Mal Glück hatten, daraus auch wieder aufzutauchen. Auf dem Weg, wo der LKW der Nazis den Platz verließ, wurden Antifaschisten durch die Bereitschaftspolizei Göppingen mit Schlägen von der Polizei auf die Seite gedrängt. Auffallend war, dass Polizisten es sich nehmen ließen junge Antifaschistinnen unter dem Vorwand sie zur Seite zu drängen begrapschten. Auf dem anderen Zufahrtsweg wurden die anwesenden Protestierenden - darunter der Bundestagskandidat der Linken - zeitgleich von drei Seiten durch die Polizei eingekesselt. Der Kessel bestand nur kurze Zeit, regte aber lautes Missfallen unter den Anwesenden hervor.

 

Das Verhalten der Polizei verbunden mit weiteren kleinen Schikanen am Vormittag, zeigt, dass nicht die Nazis als Problem gesehen werden, sondern diejenigen, die Widerstand gegen die Rechten leisten. So war es auch am Vortag in Ludwigsburg möglich, dass ein Antifaschist festgenommen wurde, weil er von dem NPD-Kutter angefahren wurde, während Nazis unter den Augen der Polizei Antifaschisten attackieren konnten. Wir appellieren jedoch nicht an den bürgerlichen Staat und seinen Repressionsapparat, sondern wollen den Widerstand von unten aufbauen. Die Göppinger Stadträte glänzten bei den Protesten mal wieder durch komplette Abwesenheit, obwohl am Vormittag fast alle Parteien einen Stand in der Innenstadt hatten. Von der CDU ist ja allgemein bekannt, dass sie sich Protesten gegen Faschismus fernhalten und lieber Leute in Thor Steinar Klamotten an ihrem Stand Würstchen verkaufen lassen. Es ist jedoch ein Armutszeugnis, dass dabei aber auch niemand von den Grünen oder der SPD sich (ausgenommen von ein paar Mitgliedern der Basis) blicken ließen. Ein verheerendes Verhalten, da diese beiden Parteien federführend im Verein "Kreis Göppingen Nazifrei" (KGN) sind. Dieser Verein tat im Vorlauf und bei den Protesten gegen die Nazis der NPD nur eines: Nämlich gar nichts. Der nationalistische Wahlkampf der NPD wurde heute in Göppingen von den anderen großen konkurrierenden Parteien einfach so hingenommen und durch ihr Nichtstun akzeptiert. Die Tatenlosigkeit und das Verhalten des KGN ist mittlerweile zu einem Klotz am Bein der Bemühungen geworden, antifaschistische Strukturen und eigene Handlungsfähigkeit in Göppingen aufzubauen. Nur entschlossener, gemeinsamer Widerstand von unten gegen rechte Strukturen wird das Naziproblem in Göppingen lösen oder zumindest eindämmen können.

 

Antifaschistische Gruppe Göppingen

Anfang September 2013

 

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