Persönliche Befindlichkeiten werden immer wieder über Recht und Ordnung gestellt, diese Erkenntnis ist so alt wie die Menschheit selbst. Dass eine Straftat von Teilen der Bevölkerung allerdings derart wohlwollend hingenommen wird, wie es momentan im Hinblick auf den Plakate-Klau in Dürrn geschieht (PZ berichtete), ist dann aber doch überraschend. Nachdem Unbekannte sämtliche Wahlplakate, die im Ort hingen, abgerissen und in Bushaltestellen geworfen hatten, kann nun stellenweise beobachtet werden, wie die Aktion als nachvollziehbar und nachahmungswürdig erklärt wird.
"Ausgezeichnete Idee"
Alleine im Forum von PZ-news finden sich etliche Beiträge, die das Vorgehen loben: "Das ist ein klares Zeichen für die Parteien: Wir brauchen keine Wahlplakate", schreibt einer der Forumsteilnehmer, "eine ausgezeichnete Idee - mutig in die Tat umgesetzt", pflichtet ein anderer bei. Dutzende Beiträge finden sich, die meisten davon mit wohlwollendem Tenor. Dabei handelt es sich bei der gesamten Aktion schlicht um Sachbeschädigung, wie Anna-Katrin Müller von der Polizeidirektion Pforzheim mitteilt, die derzeit dabei ist, die Täter zu ermitteln. Da der Hintergrund der Straftat nicht einwandfrei festzustellen ist, wurde auch der Staatsschutz eingeschaltet.
Licht ins Dunkel könnte nun ein anonymes Bekennerschreiben liefern, das die "Pforzheimer Zeitung" gestern erreichte. Eine "Gruppe gegen Inhaltsleere" bekennt sich darin, die Schilder abmontiert zu haben, es handle sich bei den Wahlplakaten schließlich um eine Form von Umweltverschmutzung und Geldverschwendung.
Ziel: Ungültige Stimmen
Außerdem stört sich die anonyme Gruppierung in ihrem Schreiben massiv an der aus ihrer Sicht bestehenden Tatsache, dass jede Partei das nationale Wirtschaftswachstum vorantreibe und bei einer Wahl lediglich darüber abgestimmt werde, welcher Personenkreis dieses Ziel nun umsetzen dürfe.
"Die Gesellschaft, in der wir leben möchten, steht hingegen nicht zur Wahl", schreibt die Gruppe, der es laut eigenem Bekunden darum gehe, mit der Aktion Denkanstöße zu liefern und all jenen Bürgern, die unzufrieden mit dem politischen System sind, Mut zu machen, am Wahlsonntag ungültige Wahlzettel abzugeben. "Es würde mit Sicherheit für einigen Aufruhr sorgen, wenn bei einer Bundestagswahl ein hoher Anteil der Stimmen ungültig wäre."
Für einen gehörigen Aufruhr hat die verbotene Aktion allerdings schon jetzt gesorgt, und das nicht nur bei der Polizei, die die Angelegenheit strafrechtlich verfolgt. Auch die Parteien haben logischerweise ein Interesse daran, dass derartige Vorkommnisse nicht zur Tagesordnung werden.