Aufruf der Pizzeria Anarchia zur aktiven Solidarität
Die KvU ist ein von oppositionellen vornehmlich jungen Menschen in der Endphase der DDR, zunächst im Schatten der Kirche, erkämpftes Projekt, das seitdem  aut onomer Kultur und politischer Organisierung Raum und Infrastruktur bietet. Außerdem ist sie seit je her auch ein wichtiger Gegenpol zu rechten und neofaschistischen Tendenzen in (Ost-)Berlin.
In Zeiten von beschleunigter Stadtaufwertung, Luxussanierung und Verdrängung soll nun auch die KvU dem Druck des Profitinteresses weichen. Die derzeitige Eigentümerin Immowert Immobilien AG mit Firmensitz in der Währinger Straße 47 in Wien, bzw. deren Geschäftsführer Michael F. Simoncic zeigen keine Bereitschaft, über den Erhalt der KvU zu reden.
Sie kündigten den bestehenden Mietvertrag zum Ende 2012. Als die Nutzer_innen die Räumlichkeiten nicht verließen, wurde eine Räumungsklage gegen den Verbund e.V. eingereicht und am 15.5. 2013 im Sinne der Eigentümer_innen entschieden - vorerst. Doch soziale Zusammenhänge wie die KvU sind nicht an einen Verein gebunden, und so zog der Verbund e.V., gegen den der Räumungstitel vorliegt, zwar ordungsgemäß aus, doch der Verein Mobile Bausubstanz blieb. Dies verhinderte zunächst eine Räumung - allerdings ist unklar, wie lange. Schätzungen gehen von drei Wochen bis zu sechs Monaten.
Uns erstaunt die mangelnde Gesprächsbereitschaft von Eigentümer_innen 
und Senat wenig. Die KvU passt, zum Glück, nicht in die Verwertungs- und
 Aufwertungspläne dieser hegemonialen Kräfte.
Fakt ist aber, und daran wollen wir die Immowert genau wie Senat und 
Polizei erinnern: Schon viele Projekte sind genau gegen diese Interessen
 erkämpft und erhalten worden. Denn die Kraft der Solidarität ist 
lebendig und kennt keine Grenzen!
Während das Kapital nur durch ständige Konkurrenz und Gewalt aufrecht 
erhalten werden kann, beruhen unsere Zusammenhänge auf 
Freund_innenschaft, Lebensfreude, politischen Überzeugungen und einem 
Bewusstsein über eine lange Geschichte von Kämpfen für ein 
selbstbestimmtes Leben, in das sich unsere Aktivitäten einreihen.
So ist uns zwar bewusst, dass sie uns einen Raum oder ein Haus wegnehmen
 können, wenn von den Wächter_innen der herrschenden Verhältnisse alles 
in die Waagschale geworfen wird, um partikulare Kapitalinteressen mit 
aller Gewalt zu verteidigen. Auf der Ebene der militarisierten 
Auseinandersetzung können und wollen wir einen solchen Einzelkampf nicht
 gewinnen.
Doch unsere Kämpfe sind nicht vereinzelt - sie reichen vom Taksim-Platz 
in Istanbul bis in die autonomen Gemeinden von Chiapas, von den 
Aufständen in Brasilien bis zum Widerstand gegen Goldmienen im 
griechischen Chalkidiki, vom Hambacher Forst bis in die französische la 
ZAD, von den Protest-Camps und Besetzungen der für ein würdiges Leben 
kämpfenden Refugees bis zu unzählbaren Orten des Widerstands gegen die 
Zumutungen von Arbeitgeber_innen und staatlichen Behörden.
Aus einem geräumten Haus entstehen oft drei neue Besetzungen, und ihre 
Knüppel und ihr Tränengas lehren uns die Notwendigkeit, die Barrikaden 
zu verteidigen und unsere Bindungen zu stärken. Immer wieder sehen wir 
Beispiele, in denen die Macht zum Zurückweichen gezwungen wird, weil die
 Solidarität stärker ist als ihre Waffen.
Seit dem in Berlin am 14. Februar 2013 die Zwangsräumung einer Familie 
in der Lausitzer Straße 8 nur mit Hilfe von über 800 schwer bewaffneten 
Bullen durchgesetzt werden konnte, weil sich über Tausend Menschen 
frühmorgens der Staatsgewalt in den Weg stellten, sind in Berlin viele 
Räumungen ausgesetzt worden - aus begründeter Angst der Herrschenden vor
 einer Ausweitung des Widerstands. Solidarität hat das Potential, das 
Leben und die Freude zu verteidigen und neue solidarische Räume und 
Zusammenhänge zu erkämpfen und aufzubauen.
Wir werden nicht kampflos aufgeben und rufen auf zur aktiven Solidarität
 mit der KvU und anderen kämpfenden Projekten, Gruppen und Individuen!
Zeigt eure Solidarität und kommt zur Kundgebung mit Konzerten am 29.06. um 15 Uhr in die Kremmener Straße, Berlin!
Und noch wichtiger: Seid da im Falle einer Räumung der KvU, und unterstützt den Kampf für 
ein selbstbestimmtes Leben vor eurer Haustür, in euren Städten und auf 
dem Land!
KvU? Keine_r vertreibt uns!
KvU-Räumung? Wir werden da sein!
Bewohner_innen und Freund_innen der Pizzeria Anarchia in Wien
KvU
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http://www.kvu-berlin.de/
Pizzeria Anarchia
http://pizza.noblogs.org/

