Der CDU-Politiker Michael Büge gibt sein Amt auf
Von Susanne Arlt
Im vergangenen November war bekannt geworden, dass der Berliner Sozialstaatssekretär Mitglied der umstrittenen Burschenschaft Gothia ist. Die rot-schwarze Regierung setzte Büge eine Frist: entweder Burschenschafter oder Staatssekretär. Er entschied sich für Ersteres.
Vor vier Wochen hatte Sozialsenator Mario Czaja von der CDU noch eine 
andere Haltung zu seinem Parteikollegen Michael Büge. Mitte April hatte 
die Partei Die Linke den Antrag gestellt, den umstrittenen 
Sozialstaatssekretär zu entlassen. Die Begründung lautete: Der Senat 
beschäftige einen Staatssekretär mit einer inakzeptablen Nähe zur 
rechten Szene. In einer Fragestunde vor den Abgeordneten machte Czaja 
aber deutlich, er habe kein Problem damit, dass sein Staatssekretär 
Mitglied der Berliner Burschenschaft Gothia sei. Dies sei seine 
Privatsache. Außerdem habe die Mitgliedschaft keinen Einfluss auf die 
gute Zusammenarbeit. Daher bedürfe es auch keiner politischen 
Einschätzung. 
Michael Büge sah dies ganz ähnlich. Er lasse sich 
nicht in die rechte Ecke stellen, hatte er schon Monate zuvor in einem 
Zeitungsinterview geäußert. Im Dezember kündigte der CDU-Politiker dann 
von sich aus an, aus der Gothia auszutreten, sollten sich seine 
Verbandsbrüder nicht von dem umstrittenen Dachverband Deutsche 
Burschenschaft lösen. Passiert ist aber bislang nichts. Als Büge dann im
 April von der Opposition auf seine Mitgliedschaft angesprochen wurde, 
war seine Reaktion:
"Sehen Sie mir 
nach, dass ich im Rahmen des Ausschusses nicht über private Tätigkeiten 
reden werde. Weder über mein Familienleben, noch meine Mitgliedschaft in
 einer Studentenverbindung seit 1989, noch über andere private Dinge 
Sexualität und Ähnliches."
Der Antrag der Linken 
scheiterte vor vier Wochen. Michael Büge durfte seinen Posten behalten. 
Intern wurde ihm aber doch eine Frist gesetzt. Er solle sich 
entscheiden, ob er seinen Job im rot-schwarzen Senat behalten möchte 
oder Mitglied der Burschenschaft Gothia bleiben wolle, verlangte 
Sozialsenator Mario Czaja. Vermutlich hatte der Koalitionspartner, die 
SPD, Druck gemacht hat. Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres hatte 
zuvor schon im Parlament klargestellt, was der Senat von 
Burschenschaften hält. 
"Berliner 
Hochschulen haben aus guten Gründen eine kritische Haltung zum Thema 
Burschenschaften, es lässt sich nicht leugnen, dass einige 
Burschenschaften insbesondere burschenschaftliche Gemeinschaften eine 
Verbindung zur rechtsextremen Szene haben."
Gestern ist 
das Ultimatum für Michael Büge abgelaufen. CDU-Politiker hatten ihrem 
Parteifreund noch ins Gewissen geredet, er möge doch aus der Gothia 
austreten. Dieser aber lehnte das konsequent ab. Zu seinen Beweggründen 
wollte sich Michael Büge gegenüber dem Deutschlandfunk nicht äußern. Vom
 Berliner Verfassungsschutz wird die Gothia nicht als rechtsextrem 
eingestuft. Seine Mitgliedschaft in der Burschenschaft Gothia 
betrachtete Büge nach eigener Aussage als etwas Privates, dass völlig 
losgelöst von seiner politischen Arbeit und seinem Amt an der Spitze 
einer Senatsverwaltung zu betrachten sei. 
Diese Trennung hielten
 er und seine Burschenschaft aber nicht immer ein. Der Vorsitzende der 
Gothia lobte ihn auf den Internetseiten der Burschenschaftlichen Blätter
 als einen Verbandsbruder, der als einer der wenigen deutschen 
Spitzenpolitiker auch in der Öffentlichkeit stets zu seiner 
Mitgliedschaft in einer Burschenschaft gestanden habe. 
