| 20.05. | 22:00 | Marktplatz Coburg | Videokundgebung gegen den nationalistischen Fackelmarsch
HERRSCHAFT, KEIN GRUND ZUM FEIERN – STUDENTISCHE VERBINDUNGEN AUFLÖSEN!
Ein
 Erdbeben geht durch die Korporationslandschaft. Auf Grund von 
vermehrten und andauernden Protesten gegen studentische Verbindungen 
geraten Burschis zunehmend unter Druck. Die Deutsche Burschenschaft (DB)
 kommt wegen eindeutig rassistischen Äußerungen nicht mehr aus den 
Schlagzeilen, Distanzierungen und eine wachsende Anzahl von Austritten 
prägen das Bild des Convent Deutscher Akademikerverbände (CDA). 
Die wohl
 wichtigste Verbindungsstelle zwischen Dachverbänden ist nach den 
Austritten von Coburger Convent (CC) und DB faktisch nicht mehr 
handlungsfähig. Die öffentliche Empörung beschränkt sich dabei 
ausschließlich auf die Ausfälle der DB und auch der CC glaubt, dass eine
 Distanzierung von dem ausgemachten Sündenbock ausreicht, um sich der 
Kritik zu entziehen. Die Distanzierung bezieht sich lediglich auf die 
gröbsten Dummheiten, während die Zusammenarbeit, zum Beispiel in 
Waffenringen munter weiterläuft. Doch das Blut-und-Boden-Denken der DB 
war jahrzehntelang kein Problem für den CC und ist auch in dessen 
eigenem Selbstverständnis tief verwurzelt. Lediglich die nach außen 
dringende Form erschien untragbar. Deshalb ist unsere Aufgabe, mit der 
Kritik tiefer zu gehen und grundsätzliche Probleme im Verbindungswesen 
zu benennen.
Sexistische Mackerhaufen
Studentische
 Verbindungen sind in aller Regel reine Männerbünde, das heißt Frauen 
können nicht Mitglied werden. Der Unterschied zu einem für Männer oder 
Frauen exklusiven Sportverein, ist dabei, dass ein Sportverein nicht 
darauf ausgelegt ist, seine Mitglieder in gesellschaftlich relevante 
Positionen zu bringen oder einen „Lebensbund“ aufzubauen. Aus der 
Perspektive studentischer Korporationen, sind Frauen also nicht als Teil
 der Elite vorgesehen, es sei denn als „schmückendes Beiwerk“ der 
Männer. Darin drückt sich auch ein extrem konservatives 
Rollenverständnis aus. Verbindungsstudenten fällt es schwer sich Frauen 
in anderen Rollen als Mutter, “Putze” oder Sexobjekt vorzustellen. Alles
 was davon abweicht gilt als verachtenswert. Darunter fällt ganz 
besonders Feminismus: Selbstbewusstes Leben außerhalb einer 
Heterobeziehung (mit Gottes Segen) ist ebenso undenkbar, wie Frauen in 
Führungspositionen. Frauen gleichzubehandeln sei schlicht gegen die 
Natur. Frauen werden aber nicht nur als anders und minderwertig 
betrachtet, sondern kommen überhaupt nur als Gegenstück zum Mann vor. 
Dieser Androzentrismus, stellt Männer in den Mittelpunkt der Welt und 
brandmarkt alles, was von angeblich männlichen Idealen abweicht als 
weiblich und damit minderwertig.Diese Sicht der Dinge findet sich auch 
den vielbeschworenen Damenverbindungen, die ebenfalls ein konservatives 
Frauenbild pflegen und darüberhinaus in der Verbindungslandschaft 
keinerlei Einfluss haben und in den Dachverbänden nicht repräsentiert 
sind.
Autoritäres Pack
Verbindungen stehen 
aber nicht nur der Emanzipation von Frauen im Weg, sondern einer freien 
Gesellschaft als solcher. Klare Hierarchien kennzeichnen das 
Verbindungsleben nach innen, der Anspruch Elite zu sein nach außen. Wer 
neu in eine Verbindung kommt (Fux), hat zunächst gar nichts zu sagen, 
steht in der Rangordnung ganz unten und muss vor allem gehorchen. Dies 
gilt, egal wie oft Verbindungen ihr sogenanntes Demokratieprinzip in 
Anschlag bringen und betonen, dass alle Mitglieder gleich seien. Die 
ersten Jahre in einer Verbindung muss man sich führen lassen, um später 
selbst führen zu können. Darum geht es bei der korporativen Erziehung: 
es sollen möglichst autoritäre Charaktere produziert werden, die 
einerseits obrigkeitshörig sind, sich aber gleichzeitig anmaßen über 
andere bestimmen zu können und besondere Führungsqualitäten zu haben. 
Während die Füxe ganz unten stehen, kümmern sich die Burschen der 
Aktivitas um Veranstaltungen und die aktuelle Politik ihrer Verbindung. 
Doch das letzte Wort hat faktisch immer die Altherrenschaft, die nicht 
nur zahlenmäßig immer die Oberhand behält, sondern auch die Verbindung 
finanziert und über Connections in etablierte gesellschaftliche Kreise 
verfügt. Da immer die alten das Sagen haben und es deshalb schwierig 
ist, die Richtung einer Verbindung zu ändern, kann man auch von 
strukturellem Konservatismus sprechen.
Nazis? Fast!
Einer
 Auseinandersetzung mit seiner Rolle im Nationalsozialismus weigert sich
 der CC noch immer. Gern stellt man das verzerrte Bild dar, die 
Verbindungen, hätten nichts mit den NS-Apparaten zu tun gehabt und die 
Deutsche Landsmannschaft (DL) wäre zu NS-Zeiten verboten worden. Doch 
der Schein trügt. Der Vorgängerdachverband des CCs die DL war stets 
bemüht den aufkeimenden Antisemitismus zu schüren und beschloss schon 
1894, auf einem Kongress in Coburg, in einem sogenannten 
Arierparagraphen, den Ausschluss von Juden auf explizit rassistischer 
Grundlage. Die vorerst herrschende Ablehnung gegenüber dem 
Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund (NSDStB) beruhte nicht 
auf inhaltlichen Differenzen, sondern auf der als erhaltenswert 
betrachteten Eigenständigkeit der DL. Spätestens nach der Machtübergabe 
an die NSDAP 1933 war man sich aber innerhalb der DL über den NSDStB 
einig und ging bewusst und ohne Not eine Kooperation ein. In der 
Landsmannschaftler-Zeitung gab man zu den Hintergründen einen 
offenkundigen Kommentar der ausgeprägten Demokratiefeindschaft ab: 
„Gleichschaltung der Deutschen Landsmannschaft, das Bedeutet Befreiung 
der landsmannschaftlichen Idee von dem Schutt des gestützten 
liberalistisch-demokratischen Systems und sieghafte Wiederauferstehung 
der Landsmannschaft im Geiste der durch sie von jeher gepflegten 
Wehrhaftigkeit und der von ihr stets ausgesprochenen Ablehnung jedes 
Standesdünkels. Soldaten Adolf Hitlers wollen wir sein, sonst nichts.“ 
Die Haltung des CCs stand damals in engem Zusammenhang mit der 
endgültigen Hegemonie der Nationalsozialisten, es handelte sich dabei um
 eine Melange aus schon vorhandener völkischer Grundhaltung und einem 
Anbiedern an die Macht.
Nach 1945 wurden Studentenverbindungen, auf 
Grund ihrer Rolle im Nationalsozialismus vorerst durch die Alliierten 
verboten. Dieses Verbot wurde aber im Westen schnell wieder unterlaufen,
 da man dem Ostblocks gegenüber nicht auf diese bewährten 
antikommunistischen Kräfte verzichten wollte.Noch heute übt man sich in 
den Riten und Traditionen der DL und vollzieht das sogenannte 
Heldengedenken an dem, von der DL in Hochzeiten der völkischen 
Ausrichtung gebauten 3-Schwerter-Denkmal. Jedes Jahr erneut wird hier 
den NS-Tätern gedacht, ohne auch nur einen einzigen Blick auf die 
deutsche Barbarei zu riskieren. Um sich der lautstarken Kritik zu 
entziehen beschließt man seit kurzem, diese beispielhafte Verkörperung 
des verbindungsstudentischen Geschichtsrevisionismus als Gottesdienst zu
 vollziehen. Statt sich der historiscen Verantwortung zu stellen, tun CC
 und die Coburger Stadt weiter so, als wenn es Auschwitz nie gegeben 
hätte.
Vaterland my Ass
Der Vaterlandbegriff 
nimmt einen prominenten Platz im Wahlspruch des CCs ein, doch ist 
interessant was der CC unter Dingen wie Deutschland versteht. Sein 
nationales Verständnis leitet der CC nicht von existierenden 
Staatsgebilden ab, sondern beruft sich auf ein völkisches Verständnis 
vom ‘Deutschsein’ welches auf Blut-und-Boden-Ideologie basiert. Dies 
kommt unter anderem durch die Aufnahme von Verbindungen aus Österreich 
zum Ausdruck, die sich selbst als deutsch-national verstehenden. Aber 
auch im krönenden Abschluss des Fackelmarsches, der Feierstunde am 
Marktplatz, bei der die sogenannte Wiedervereinigung Deutschlands unter 
großdeutschem Vorzeichen zelebriert wird, drückt sich der agressive 
Nationalismus aus.Der CC sprang zwar dankbar auf den 
Extremismustheorie-Zug auf und distanzierte sich daraufhin von 
‘jeglichem Extremismus’, aber wenn man die Mitte praktischerweise bei 
sich selbst ansiedelt, ist die Folge, dass der Feind vor allem links 
steht. Nach rechts hat man hingegen traditionsbewusst nur wenig 
Berührungsängste. Der CC hält immer noch Verbindungen zur Neuen Rechten,
 toleriert Verbindungen mit einer extrem rechten Vergangenheit, wie der 
Cimbria Wien in seinen Reihen und sieht auch weiterhin keine 
Schwierigkeiten in einer Doppelmitgliedschaft von NPD und 
CC.Studentische Verbindungen stellen also summa summarum eine 
ideologische Schnittstelle zwischen konservativer Mehrheitsgesellschaft 
und extremer Rechten dar. Ihre Mischung aus Obrigkeitshörigkeit und 
rechter Geschichtsdeutung, Antifeminismus und dem Kampf gegen 
vermeintliche politische Korrektheit, ist gepaart mit ihrer, nicht nur 
eingebildeten Eliteposition nicht zu unterschätzen. Ihr politischer 
Wirkungskreis ist auf jeden Fall weitaus größer, als der irgendeiner 
Dorf-Kameradschaft.
Jedes Jahr zu Pfingsten…
…findet
 in Coburg der Pfingstkongress des CC statt. Mehrere Tausend Korporierte
 treffen sich und prägen für vier Tage das Bild der Stadt. Als wäre die 
bloße Anwesenheit nicht genug, wird der Jahreshöhepunkt mit ekelhaften 
Ritualen zelebriert. Von der Stadt hofiert, werden unter anderem das 
Heldengedenken, zahlreiche Verbands interne Veranstaltungen und ein 
Fackelmarsch abgehalten, der sich einer Ästhetik bedient, die auch bei 
Faschisten sehr beliebt ist. Außerdem findet alljährlich ein Festball 
statt, bei dem sich die Elite feiert. Dieses Jahr nicht ohne uns! Denn 
Herrschaft ist kein Grund zu feiern. Bereitet euch vor, kommt nach 
Coburg und macht den Pfingstkongress zum Desaster!
Elitäre Kräfte in die Krise stürzen!
Deutsch-Nationale Feste zum Trauerspiel machen!
Sexistische Männerbunde zerschlagen!
Mehr Infos zu den Protesten:
 http://coburgerconvent.blogsport.de

