Anlässlich des ursprünglich für den 17. April geplanten Prozessauftaktes gegen Beate Zschäpe und vier mutmaßliche Unterstützer der rechten Terrorgruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) demonstrierten am 13. April bis zu 10.000 Menschen in München. Neben starken antifaschistischen Blöcken prägten vor allem Gewerkschafter_innen und migrantische Organisationen das Bild der Demonstration. Zentrale Forderungen waren: rückhaltlose Aufklärung der Verbrechen des NSU, Aufdeckung dessen Umfeldes sowie die Auflösung des Verfassungsschutzes.
Fotos unter: http://www.umbruch-bildarchiv.de/bildarchiv/ereignis/130413nsu.html
Gleich zu Beginn provozierte die Polizei die Demonstration mit der 
Festnahme eines Flüchtlings wegen angeblichen Verstoßes gegen die 
Residenzpflicht. Die Demonstration hielt darauf an und forderte dessen 
sofortige Freilassung, was kurz darauf durchgesetzt wurde. 
Yvonne 
Boulgarides, Ehefrau des am 15. Juni 2005 in München ermordeten 
Theodoros Boulgarides, forderte in einer Rede, den 
Untersuchungsausschüssen unverzüglich alle notwendigen Akten zur 
Verfügung zu stellen, um die Hintergründe des NSU und dessen 
Verstrickungen lückenlos aufzudecken. 
Am Mahnmal an der 
Oktoberfestwiese hielt der Journalist Ulrich Chaussy einen Beitrag, in 
dem die Ungereimtheiten der Einzeltätertheorie und die systematische 
Vertuschung von Spuren in die Richtung faschistischer Täter aufgegriffen
 wurde. Am 26. September 1980 starben dort 13 Menschen durch einen 
Bombenanschlag. 
Vor dem von starken Polizeikräften abgeschirmten 
Innenministerium versammelten sich zahlreiche DemonstrantInnen, um an 
die Namen der von rechter Gewalt ermordeten Menschen zu erinnern. 
Gleichzeitig wurde mit verstreuten Papierschnipseln das systematische 
"Schreddern" der Verfassungsschutzunterlagen zum NSU angeprangert. 
Bei
 einer Rede vor dem Oberlandesgericht wies die Verfassungsrichterin 
Angelika Lex darauf hin, dass nicht "5 sondern 50 oder noch besser 500 
Personen" auf die Anklagebank gehören, weil "die alle mitverantwortlich 
sind für diese Mordtaten, für diese Sprengstoffanschläge, nicht nur weil
 sie sie nicht verhindert haben, sondern auch weil sie nichts getan 
haben, um sie aufzuklären aber auch, weil sie aktiv mitgewirkt und 
unterstützt haben.". 
Wie heute bekannt wurde, wird der Prozessbeginn
 nun um rund drei Wochen verschoben, um ein neues 
Akkreditierungsverfahren für die Presse zu beginnen. Das Münchner 
Bündnis gegen Naziterror und Rassismus, das Organisator der 
Demonstration war, kritisiert die Verschiebung scharf. 
"Die 
Entscheidung des OLG zeugt von einer ungeheueren Unsensibilität des 
Gerichts den Angehörigen der Opfer gegenüber. Die Angehörigen haben ihre
 Leben rund um den nun verschobenen Termin organisiert und sich 
emotional auf den Auftakt vorbereitet. Die plötzliche Verschiebung 
stellt eine starke Belastung dar, die das Gericht auf jeden Fall hätte 
vermeiden müssen", so Bernd Kaminski, Pressesprecher des Bündnisses 
gegen Naziterror und Rassismus. "Es ist offensichtlich, dass das Gericht
 nicht versteht, welch immense Bedeutung diesem Prozess zukommt. Nach 
der jahrelangen Drangsalierung der Angehörigen durch die polizeilichen 
Ermittlungen setzt die Prozessverschiebung nun dieser eklatanten 
Missachtung unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger die Krone auf", so 
Kaminski weiter. 
Das Bündnis gegen Naziterror und Rassismus hat 
seine Kundgebung am 17. April 2013 nun abgesagt. Anlässlich des neuen 
Prozessauftakts am 6. Mai 2013 meldete es eine neue Kundgebung an, die 
von 8 Uhr bis 13 Uhr vor dem Gericht stattfinden wird. 
Quellen:Pressemitteilung Bündnis gegen Naziterror und Rassismus vom 15. April 2013 
Rede von Angelika Lex vom 13. April 2013 
weitere Infos: http://nsuprozess.blogsport.de/

