Im vergangenen Jahr lag unser Schwerpunkt auf der Problematisierung organisierter Potsdamer Neonazis im Kontext von lokalen Fußballclubs, Fan- bzw. Hooliganstrukturen wie auch anderen Sportvereinen. Anfang dieses Jahres lässt sich durch den Rückblick auf (nicht erfolgte) Pressereaktionen und Statements der entsprechenden Vereine sowie die Betrachtung des status quo bereits konstatieren, dass sich an der Ausgangssituation nur wenig geändert hat.
Die betreffenden Neonazis  sind weiterhin in den Vereinen aktiv, 
bestreiten für diese Spiele,  Wettkämpfe und präsentieren damit ihre 
Vereine in der Öffentlichkeit. So  schießt Thomas Pecht nach wie vor für „Eintracht 90 Babelsberg” Tore,  wie zuletzt am 3. Februar in einem Testspiel [1], und Mario Schober
 ist  stets bei öffentlichen Auftritten der „Panthers“, z.B. am 
01.09.2012 im  Stadtteil Stern und am 19.10.2012 in Eiche anzutreffen 
und auch auf der  Homepage des Vereins in zentraler Stellung für das 
Senior-Team  positioniert. [2]
Interessanterweise war dieser jedoch nicht beim  Auftritt der „Panthers“
 auf dem „Fest für Toleranz“ am 15.09.2012 am  Hauptbahnhof anwesend. 
Obwohl Schober sich auch auf der anderen Seite  des Hauptbahnhofs, wo 
die NPD eine Demonstration angemeldet hatte, nicht  blicken ließ, lag 
beides jedoch im Rahmen des Möglichen. 
Genau  dieses Bild spiegelt immer noch die momentane Situation bezüglich
  Schober wieder und sollte sich von den Vereinsfunktionär_innen und  
Mitarbeiter_innen des Stadt- und Landessportbundes vergegenwärtigt  
werden, wenn sie sich zukünftig bezüglich dieser Thematik äußern. Denn  
dafür, dass sich Mario Schober mittlerweile von den von ihm bisher  
vertretenen menschenfeindlichen Positionen entfernt hat, existieren  
keinerlei Anzeichen. Wenn es ihm zuvor wichtig war, auf Demonstrationen 
 in der Öffentlichkeit für neonazistische Einstellungen auf die Straße 
zu  gehen, wird es ihm doch wohl möglich sein – sofern er es ernst meint
 –  sich nun auch öffentlich zu positionieren. Aber wie bereits erwähnt,
  gibt es dazu bis jetzt keinen Anhaltspunkt. Seine Nicht-Positionierung
  kann deswegen als passives Eingeständnis seiner politischen 
Einstellung  gesehen werden.
Ähnlich verhält es sich im Fall Thomas Pecht. Auch  hier hat die 
Vereinsführung bisher nichts, was für eine solche  Diskussion produktiv 
erscheint, hervorgebracht außer heißer Luft. Die  als klare 
Positionierung lesbare Botschaft von Eintracht-Chef Meyer  stellte sich 
bis jetzt als reine Imagepolitik heraus. [3] Denn auch hier  folgten, 
bis auf die schriftliche Verlautbarung über ihre  Internetseite, keine 
bemerkbaren Konsequenzen.
Waldstadt – Fahrland – Schlaatz: weitere Spielwiesen Potsdamer Neonazis
Auch der dem NPD-Stadtverband sowie den „Junge Nationaldemokraten“ (JN) Potsdam und den „Freie Kräfte Potsdam“ zugehörige Potsdamer Neonazi Patrick Bünsch kickt in seiner Freizeit gerne – momentan im von ihm selbstorganisierten Rahmen mit seinen Kameraden direkt neben seinem Wohnort auf dem Kunstrasensportplatz in Waldstadt II und in der Freizeitliga im Team „Juventas Crew Alpha“ des „Jugendclub Alpha“ im Stadtteil Schlaatz. Bei dessen Weihnachsturnier, in der Turnhalle der Schule 40 am Schlaatz, nahm Bünsch, laut „Juventas Crew Alpha“-Homepage auch „Bünschi“ genannt, am 15.12.2012 teil.
Der „Jugendclub Alpha“ fiel in den vergangenen Jahren des Öfteren auf, nachdem dort wiederholt Kochduelle stattfanden, in denen Oberbürgermeister Jann Jakobs mit dem Neonazi und mittlerweile wieder auf freiem Fuß befindlichen Manuel Pecht [4] Rezepte austauschte. Dies ist vor dem Hintergrund interessant, da Patrick Bünsch ebenfalls zu den Neonazis um Thomas Pecht gehörte, die ab September 2008 die Turnhalle des Schiller Gymnasiums in Potsdam Drewitz wiederholt anmieteten, um unter anderem dort die „JN“ Potsdam zu gründen. [5]
Der  Anfang Dezember 2012 beruflich nach Hamburg verzogene und dort als  Lokführer tätige Potsdamer Neonazi Benjamin Oestreich
 spielt genauso  gerne mit Freund_innen am Wochenende in Fahrland 
Fußball. Der  Austragungsort ist entweder der öffentliche Sportplatz 
oder bei  schlechtem Wetter die Sporthalle. Hier spielt auch Fabian Klennert
 mit,  der der Hooligangruppierung „Crimark“ zugeordnet werden kann [6],
 einen  Hang zu Neonazidevotionalien hat und gegnerische Fußballfans als
 „Juden“  bezeichnet. Dieser verkehrt, wie zuvor Benjamin Oestreich, 
regelmäßig  im Jugendclub „Treffpunkt Fahrland“ und spielt seit 2012 im 
Verein „SG  Bornim“ Fußball. [7]
Auch Klennerts Kumpel Paul Elm,
 ebenfalls Teil von „Crimark“, ist weiterhin für den Judoverein „UJKC 
Potsdam“ aktiv und besucht weiterhin die Sportschule Potsdam.
So ist – abseits der Diskussion um Sinn und Unsinn dieses Vorhabens – bis jetzt nicht einmal der für dieses Frühjahr angekündigte Ehrenkodex erschienen. Mit Passagen wie „Die Sportvereine treten Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit öffentlich klar entgegen.“ wird versucht, ein positives Image zu schaffen [8]. Die Realität sieht anders aus. Gewaltaffine Hooligans trainieren weiter in Sportvereinen, Neonazis engagieren sich in Fußballvereinen und Jugendclubs und nutzen städtische Turnhallen und Sportplätze.
[1] http://www.forum-hvl-mitte.de/index.php?page=Thread&postID=18227#post18227
[2] http://www.pantherscheerleader.de/03c1989d8a0ca4e01/03c1989d8a0f03258/index.php
[3] http://www.pnn.de/potsdam/642628/
[4] http://arpu.blogsport.eu/2012/03/27/thomas-pecht-volkssport-fur-die-volksgemeinschaft/
[5] Ebenda
[6] http://arpu.blogsport.eu/2012/05/30/gewaltromantik-trifft-auf-neonazidenken-crimark-neonazi-hools-in-rot-weis/
[7] http://www.sg-bornim.de/index.php/2012-06-13-13-55-03/a-junioren
[8] http://www.pnn.de/potsdam/703796/
Der Artikel und die Bilder mit Bildunterschriften sind auf http://arpu.blogsport.eu/2013/04/08/potsdamer-neonazis-auch-2013-sportlich/ zu finden.




