ROTHENBURG – Hat die rechtsradikale NPD nun auch das von ihr bisher weitgehend ausgeklammerte Rothenburg für die Agitation im größeren Stil auf den Schirm genommen? Eine geplante Veranstaltung konnte zwar an dem vorgesehenen Ort in der Altstadt in letzter Minute verhindert werden. Aber war es Zufall, dass ausgerechnet die Tauberstadt ausgesucht wurde?
Vor dem Start ins Wochenende ging Erleichterung um bei der Stadt Rothenburg, beim örtlichen Hotel- und Gaststättenverband, aber auch bei den Sicherheitskräften. Für die am Freitagabend vorgesehene Veranstaltung der rechtsradikalen NPD, zu der sich offensichtlich Prominenz von der Parteispitze auf Bundesebene einstellen wollte, wurde von dem betroffenen gastronomischen Betrieb auf Drängen von vielen Seiten der angemietete Raum wieder entzogen.
Damit hatten sich die Pläne der Partei, die Tauberstadt zu ihrem 
Treffpunkt machen zu wollen, zunächst zerschlagen. Freilich ging am 
gestrigen Nachmittag noch die bange Frage um, ob eine solche 
Veranstaltung in Rothenburg auch wirklich abgewendet werden kann. Bis 
zuletzt war nicht  völlig auszuschließen, dass die Rechtsradikalen 
kurzerhand in ein anderes Lokal ausweichen würden. 
„Wir wären  auch darauf eingestellt und könnten schnell reagieren, 
um die Polizeikräfte vor Ort zu unterstützen,“ betonte Robert Schmitt, 
Pressesprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken. Die Ordnungshüter 
sehen sich in einem solchen Fall besonders gefordert. Wobei es ihnen ein
 Anliegen ist, das Recht auf Gegendemonstration und die daran 
Beteiligten zu schützen.
NPD-Gegner aus der Antifa-Bewegung (Antifa steht für Antifaschisten)
 warnen davor, mit der geplanten Veranstaltung, zu der nach ihren 
Informationen unter anderem der stellvertretende Bundesvorsitzende und 
Münchner Stadtrat Karl Richter erwartet wurde, verbinde sich eine neue 
Dimension. Rothenburg  liege unweit des neuen Wohnorts von Alexander 
Neidlein, des Landesvorsitzenden von Baden-Württemberg. Er hat sich auf 
einem Gehöft in Gastenfelden niedergelassen, einem Ortsteil von Buch am 
Wald. 
Auch im nichtöffentlichen Teil der jüngsten Stadtratssitzung war das
 Vorhaben der NPD in Rothenburg Thema. Oberbürgermeister Walter Hartl 
hatte sich im Vorfeld und in Absprache mit Mittelfrankens 
Polizeipräsident  Johann Rast an besagten gastronomischen Betrieb 
gewandt und den Wunsch geäußert, der Veranstaltung einen Riegel 
vorzuschieben, berichtet Rechtsrat Michael Sommerkorn, der weitere 
Anfragen  nicht ausschließen möchte. 
Worauf das Lokal einging und die Vermietung seines Nebenzimmers 
rückgängig machte, wie gestern die Wirtin unserer Redaktion gegenüber 
bestätigte. Ein Geschäftsmann, aus früherer Zeit als NPD-Aktivist 
bekannt, hatte die Reservierung veranlasst. Er habe schon öfter kleine 
Versammlungen im Lokal abgehalten. „Das war für uns nie ein Problem,“ 
betont die Wirtin.  
Noch im November letzten Jahres hatte der örtliche Hotel- und 
Gaststättenverband bezogen auf die NPD das Gastrecht in seinen Betrieben
 zum Thema gemacht, dann aber im Ausschuss des Verbands beschlossen, die
 Sache nicht so hoch zu hängen. „Die Aktualität hat uns eingeholt,“ 
betonte Ortsvorsitzender Manfred Meinold. Rothenburg sei ein Ort der 
Vielfalt, eine weltoffene Stadt und kein Platz für rechtsextreme 
Veranstaltungen, erklärt er in einem brandaktuellen Rundschreiben an die
 Betriebe in Stadt und Umland.                                       
