Das 2009 in Dessau gegründete "Netzwerk Gelebte Demokratie" soll eigentlich den warnenden Zeigefinger erheben und auf Mißstände der Gesellschaft in Dessau aufmerksam machen. Wie weit es damit her ist könnt Ihr im folgenden Text erfahren. Zivilgesellschaft gegen rechten Ungeist oder nur noch zur Imagepflege? Der nachfolgende Text soll euch einen kurzen Überblick zum "Netzwerk Gelebte Demokratie"(NGD) in Dessau geben.
Alltagskultur in Dessau
Das
 NGD geründete sich am 07.Dez. 2009 und ist ein Zusammenschluss von 
Vereinen, Kultureinrichtungen, Kirchen, Politikern und Bürger´innen. 
Ihre Ziele kann man kurz in Ihrer Selbstdarstellung entnehmen. 
 
Zitat:
 „Das Netzwerk GELEBTE DEMOKRATIE tritt mit all seinen Projekten für 
eine demokratische Alltagskultur in Dessau-Roßlau ein. Die unbedingte 
Wahrung der universellen Menschenrechte, der freiheitlichen Grundwerte, 
eines toleranten Miteinanders und einer praktizierten Zivilcourage sind 
für ein demokratisches Gemeinwesen Voraussetzung und Vision zugleich. 
Damit gelingt es, die Lebendigkeit und Lebensfreude der Stadt zu zeigen 
und erlebbar zu machen. Zugleich wendet sich das Netzwerk entschlossen 
gegen jegliche Formen von Diskriminierung, Gewalt und 
Menschenfeindlichkeit (z.B. Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und 
Antisemitismus).“ (kurzer Ausschintt) 
 
Doch nach unseren 
Erfahrungen mit dem Netzwerk und seinen Akteuren könnte man die auch 
ganz anders schreiben. Aber zuerst muss man sich bewusst machen, wie 
groß die personellen Überschneidungen vieler Mitglieder sind. Zusammen 
am Tisch der Zivilgeselschaft finden sich auch Vertreter der Dessauer 
Polizei, des Ordnungsamtes und der Staatsanwaltschaft regelmäßig ein. 
Besonderst hervorzuheben ist an dieser Stelle, dass der im Netzwerk 
sitzende Staatsanwalt in die Bewertung des Polizeieinsatzes bei der 
Oury-Jalloh-Gedenkdemo 2012 involviert war. Bei der Gedenkdemo kam es zu
 meheren Verletzten und zwei Schwerverletzten durch BFE-Einheiten. Als 
Begründung der Eskalation seitens der Polizei sollte im Nachhinein die 
Beschlagnahme von Transparenten mit dem Spruch „Oury Jalloh das war 
Mord“ herhalten. Doch dieser Spruch fällt auch in Sachsen-Anhalt unter 
die freie Meinungsäußerung und wurde sogar gerichtlich bestätigt, Jahre 
bevor es zu diesen Übergriffen kam. 
 
Auch bei den diffamierenden
 Äußerungen gegen die friedliche Besetzung des Rathauses war das NGD und
 seine Protagonisten vorne mit dabei. Es ist auch klar, dass man eine 
undemokratische und extremistische Aneignung von Privatbesitz durch 
junge Menschen verurteilen muss. Gegen jeden Extremismus war die Losung 
der Tage, man möge doch den Dialog suchen und Dessau endlich zur Ruhe 
kommen lassen. Auf die Forderung der Besetzter wurde vom NGD nicht 
eingegangen. Der Bürgermeister Koschig, ebenfalls Mitglied NGD, in einem
 Interview sinngemäß: „Man hätte doch einen Saal im Rathaus mieten 
können und gemeinsam über ihr Anliegen reden können“. Damit hätte aber 
die "Initative für Aufklärung und Transpaenz" ihr Ziel, die mediale 
Aufmerksamkeit, wohl weit verfehlt. 
 
Hingegen ist die 
Zurückhaltung bei kritischen Wortmeldungen zu den zwei Volks-Mob-Demos 
unfassbar. Weder eigene Fehler, noch Fehler der Stadt, noch dass es 
mehrheitlich Dessauer´innen auf den zu tiefst rassistischen Demos waren,
 wurde vom NGD kritisch reflektiert. Die Strategie, des seit den 
neunziger Jahren etablierten, „Herunterspielens“ hatte das NGD für sich 
entdeckt. So gelingt es sicherlich die Lebendigkeit und Lebensfreude der
 Stadt zu zeigen. Dessau ist seit Jahren spürbar der Inbegriff der 
„ostdeutschen Zustände“. Dennoch wird diese Fehlentwicklung an der Mulde
 weggelächelt und als "so schlimm ist das Ganze doch gar nicht" 
haluziniert. Wir finden, dass es in jedem Fall schlimm ist, wenn 
Menschen im Polizeigewahrsam sterben, wenn bei rechten Straftaten nicht 
so genau hingeschaut werden soll (Polizaiskandal), wenn Bürgermobs mit 
Neonazis Hand in Hand durch die Straßen ziehen, wenn Flüchtlinge im 4km 
entfernten Vockerrode kaserniert, isoliert und einer rassistischen 
Ayslpoltik ausgesetzt sind und ein ganzes Dorf gegen sich haben, wenn 
die Stastitik der Gewalttaten von Rechtsextremen in Dessau immer 
überdurchschnittlich ist. 
Praktizierte Zivilcougrage 
Wie
 diese beim NGD aussieht weiß jeder der in den letzten Jahren in Dessau 
bei Gegenprotesten zum Trauermarsch im März war. Für alle Anderen werden
 wir kurz die Politik der Imagepflege zusammenfassen. Die oben 
beschriebenen Akteure der Repressionsorgane wissen ganz genau, wie man 
die Bürger´innen in ihren Überlegungen zu praktischen Aktionen, in dem 
Fall Sitzblockaden, wieder in die Spur bringt. Hierbei wird nicht nur 
von Polizei und Co. freundlich darauf hin gewiesen, dass man zu einer 
„Straftat“ aufruft. Auch viele Akteure im NGD bishin zum federführenden 
Koordinator des NGD vertritt diese Haltung. Deshalb wird jährlich zu 
bunten und in jedem Fall demokratischen Protest aufgerufen. Große Bühne,
 Gulaschkannone und beim Volk beliebte Politiker runden den 
Volksfestcharakter ab. Kritische Auseinandersetzungen fehlen im 
Bühnenprogramm, so kann man auch als Bürger getrost den Opfern des 
zweiten Weltkrieges inklusive der Dessauer Bombentoten gedenken, ohne 
ein schlechtes Gewissen zu haben oder gar die Frage nach der 
Notwendigkeit der Bombardierung zu stellen. Der Krieg war doch für alle 
schlimm, so der mit schwingende Unterton in vielen Reden von der Bühne 
und natürlich waren es „die Nazis“ ,nicht die Nachbarn von neben an, die
 den Rassenvernichtungswahn befeuerten. Das dies leider die Realität in 
Dessau darstellt, wird durch die jährlich durchgeführte 
Gedenkveranstaltung in einer Kirche unterstrichen, wobei auch die 
kritische Zivilgesellschaft sich zum kollektivenTrauern zusammen findet.
 Wir wollen keinem die Möglichkeit absprechen persönlich um Angehörige 
zu trauern, doch den Rahmen dieser Veranstaltungen finden wir gegenüber 
der Verantwortung der Geschichte zum Kotzen. 
Auch in diesem Jahr
 war das NGD in Sachen Symbolpolitik auf Ideenfindung. Heraus gekommen 
sind bis dato ein Bühnenprogramm am Hauptbahnhof, ein Citylauf sowie 14 
Mahnwachen an denen Punkt 14 Uhr eine Menschenkette die Innenstaat vor 
den „bösen Neonazis“ schützen soll. Cirka 2130 Menschen werden dafür 
gebraucht, angesichts der letzten Mobilisierung auf Bürgerebene ein 
sportliches Ziel, es ist halt keine Stadtwette oder ein Karnevalsumzug. 
Laut Leitfaden des NGD „Wie mache ich möglichst an dem Tag nichts“ 
werden euch Scouts am Bahnhof abholen und euch zu den Mahnwachen lotsen.
 An den Mahnwachen angekommen gibt es zwei Verantwortliche des NGD die 
euch einweisen, erkennbar an den gelben Westen. Im mitaufgeführten 
Sicherheitskonzept wird ausdrücklich dafür beworben das die Polizei die 
Rechtsextremisten auf einer Strecke durch die Stadt leiten, die nicht 
die Menschenkette berührt. Auch sonst legt man das Vertrauen auf 
körperliche Unversehrheit in die Hände der PD Ost und natürlich werden 
die Verantwortlichen an der Strecke sofort Ausschreitungen an die PD Ost
 melden. Was nach Anschicht des NGD als Ausschreitunegen gewertet wird 
ist nicht festgeschrieben. Ein Schelm wär hier nach Auslegung von 
Ratsbesetzung und das Verhältnis zu zivilen Ungehorsam denkt, das man 
hier zu Denunzierung von anderen Protestformen anhält. Unter den Link 
findet hier den gesammten Lei(d)tfaden:http://www.gelebtedemokratie.de/wordpress/wp-content/uploads/2013/01/Leitfaden_EINE_MENSCHENKETTE_FUER_DESSAU_ROSSLAU.pdf 
conclusion : Let teach them protest! 
 
Wegen
 der "Gesamtscheiße", die hier in Dessau abläuft, muss Mensch an dem 
Punkt nachdenken, ob wir das Drecksnest der schlafenden 
Zivilgeselslchaft und den freien Kammeradschaften überlassen oder ob wir
 ab und zu eigene Akzente setzen. 
Angesichts dieser Faktenlage 
bildet das NGD für uns keinerlei Schnittmengen und wir werden, wenn sich
 in den nächsten Jahren nicht grundlegend etwas ändert auch in Zukunft 
jeden Dialog verwehren. Für die Zusammenarbeit mit den kritischen 
Personen im NGD, die gerne auch eigene Sachen und eine andere 
Protestkultur in Dessau etablieren wollen, sind wir offen. Die 
Foderungen liegen klar auf der Hand. Erstens: kritische 
Zivilgesellschaft darf nicht mit Repressionsorganen durchsetzt sein, 
dies gilt auch für Privatpersonen, die aufgrund ihres Arbeitsverhältnis 
in „Konfilkt“ kommen würden. Zweitens: die alten Ansichten über zivilen 
Ungehorsam über Board werfen und offen zu kommunizieren,wie es bereits 
in anderen Städten der Fall ist. Drittens: eine Reflexion des eigenen 
Handelns der letzten Jahre und weg von der Symbol-und Imagepflege. 
Viertens: die Auseinandersetzung mit Themen, die gerade in der 
Bevölkerung Dessaus nicht gern gesehen werden. Hier fallen uns ganz 
viele Sachen ein, wo das Netzwerk, als Problemanzeiger, eigentlich den 
Finger in die Wunde legen sollte. 
Wie in unserem Aufruf 
beschrieben, rufen wir nicht explizit zu Blockaden oder dezentralen 
Aktionen auf, sondern wir wollen auf der Basis einer Infostruktur und 
kritischer Reflexion allen, die es satt haben, dass reine Symbolpolitik 
betrieben wird, am 9. März eine Plattform bieten. Dabei wollen wir keine
 übergeordnete Aktion im vorhinein festlegen. Es soll jedem/-r selbst 
überlassen werden, welche Protestform er/sie für sich wählt. Aus 
Erfahrungen der letzten Jahre anderer Gruppen haben wir uns bewusst 
gegen eine große Mobiliserung entschlossen. Das Idealziel wäre zwar die 
Verhinderung des Trauermarsches, aber dies scheint in der Provinz ein zu
 hoch gegriffenes Ziel. Auf Unterstützung von auswertigen Gruppen und 
Einzelpersonen ist man in Dessau angewiesen, damit den Neonazis an 
diesem Tag nicht die Straße unwiedersprochen überlassen wird. Lasst uns 
gemeinsam zeigen, dass man auch mit anderen Mitteln viel erfolgreicher, 
spassiger und trotzig den Trauermarsch verhageln kann und der 
Symbolpolitik, den Dessauer Verhältnissen und der Zivilgesellschaft eine
 andere Perspektive der praktizierten Zivilcourage aufzeigen. 
 
Nazis den Tag verhageln!!! 
 
Dessauer Verhältnisse ins Wanken bringen!!!! 
 
Die Provinz rocken!!! 
 
Vorbereitungskreis Schlecht Wetter

