Das Ergebnis bedeutet für die NPD Niedersachsen eine krachende Niederlage: Bei der Landtagswahl 2013 konnte die neonazistische Partei lediglich 0,8% der Stimmen erringen. Damit ist der NPD Niedersachsen der Weg der Parteienfinanzierung versperrt, die Zukunft des niedersächsischen Landesverbandes ungewiss.
Während zur Landtagswahl 2008 noch ein Ergebnis von 1,5% der Stimmen 
errungen werden konnte, musste die NPD Niedersachsen bei der 
diesjährigen Landtagswahl in Niedersachsen herbe Verluste hinnehmen. Die
 NPD verlor nahezu die Hälfte ihrer Stimmenanteile und konnte lediglich 0,8% der Stimmen auf sich vereinen. 
 Weitaus desaströser als der reine Stimmenverlust dürfte sich das 
Scheitern an der 1% Hürde auswirken. Diese magische Grenze entscheidet 
bei Landtagswahlen über staatliche Zuwendungen, besser bekannt als „Parteifinanzierung“ oder „Wahlkampfkostenrückerstattung“. 
Maßgebend
 für deren Höhe ist die „Verwurzelung in der Gesellschaft“ der 
jeweiligen Partei, gemessen an den bei Europa-, Bundestags- und 
Landtagswahlen erzielten Stimmen. Bei den Landtagswahlen misst sich diese
 „Verwurzelung“ an der 1% -Hürde. Eine Hürde, an der die NPD 
Niedersachsen, welche mit dem Slogan „Sturmfest und erdverwachsen“ auf 
Stimmenfang ging, nun scheiterte. 
Dass die NPD in ihrem 
Stammland Niedersachsen, jenem Bundesland, in dem sie 1964 gegründet 
wurde, nach den vorangegangenen Erfolgen bei den niedersächsischen 
Kommunalwahlen 2011 nun schwere Verluste einfuhr, ist auf 
verschiedene Faktoren zurückzuführen. Der derzeitige Zustand der 
niedersächsischen NPD dürfte dabei ausschlaggebend gewesen sein. 
NPD Wahlk(r)ampf in Niedersachsen 
Die
 personelle wie strukturelle Schwäche der NPD im Flächenland 
Niedersachsen offenbarte sich im Zuge des nun stattfindenden Wahlkampfes
 zur Landtagswahl in beeindruckender Weise. Bis auf wenige Ausnahmen 
gelang es der neonazistischen Partei entgegen eigener Ankündigungen 
nicht an Aktivitäten vorangegangener Wahlkämpfe oder Kampagnen 
anzuknüpfen. 
So konnten Wahlkampfaktivitäten wie 
Informationsstände, Plakatierungen oder Postwurfsendungen nur temporär 
gewährleistet werden. Dies lag vor allem an der mangelnden Unterstützung
 durch die Parteibasis, die nur wenig bis gar nicht in den 
zurückliegenden Wahlkampf eingebunden wurde. Eine Ausnahme bilden 
lediglich die Aktivitäten im Rahmen der sogenannten "Niedersachsentour",
 einer Reihe von Kundgebung in mehreren niedersächsischen Städten sowie 
regionalen Hochburgen, welche im Zuge des Wahlkampfes in Niedersachsen 
durchgeführt wurde. 
Neben dem Wahlkampf versuchte die NPD 
Niedersachsen mit der „Wahlkampftour“ auch ein Zeichen nach innen zu 
setzen, die eigene Anhängerschaft für Aktivitäten zu mobilisieren. Doch 
Aktivitäten blieben rar gesät. Anstatt als politische Alternative in 
Erscheinung zu treten, kämpfte die NPD Niedersachsen zuletzt gegen einen
 anhaltenden Mitgliederschwund und mangelnde Unterstützung der eigenen 
Klientel. 
Keine Freunde mehr... 
Die
 Rück- und Parteiaustritte zahlreicher Funktionäre der NPD Niedersachsen
 im Verlauf der letzten Monate lässt eine weitestgehend geschwächte, in 
sich zutiefst zerstrittene Partei erkennen; eine Entwicklung, die bis in
 die höchsten Führungsgremien hineinreicht. So trat mit Stefan Klingbeil
 zuletzt ein Mitglied des Landesvorstandes von allen Ämtern zurück. 
Mit
 seinem kurz darauf erfolgten Parteiaustritt muss die NPD Niedersachsen 
nun auch auf ein Mandat im Stadtrat von Munster verzichten, das 
Klingbeil bei der vorangegangenen Kommunalwahl erringen konnte. Ein 
solches besaß die NPD Niedersachsen bis vor kurzem auch im Kreistag 
sowie im Stadtrat von Verden. Auch hier verlor sie ihr Mandat, nachdem 
der dortige NPD-Vertreter Marcus Walter kurzerhand zur Konkurrenzpartei 
"Die Rechte" wechselte. 
Angesichts der vorangegangenen Monate 
bot Klingbeils Rücktritt im NPD-Landesvorstand allerdings keine 
wirkliche Überraschung. Bereits im Oktober 2011 trat mit Malte Holzer 
der damalige Landesgeschäftsführer der NPD Niedersachsen von seinem Amt 
zurück. Ihm folgten mit Ricarda Riefling und Denny Naterski zwei weitere
 Mitglieder des Landesvorstandes. Mit dem NPD Funktionär Denny Naterski 
verlor die niedersächsische Partei gar ihren Schatzmeister. Und selbst 
der NPD-Landesvorsitzende warf im vergangenen Jahr das sprichwörtliche 
Handtuch. Derzeit wird die NPD Niedersachsen lediglich kommissarisch 
geführt. 
Auch in den NPD-Unterbezirken verzeichnet die NPD 
Niedersachsen einen stetigen Rückgang der Mitgliederzahlen. So fiel 
deren Anzahl in den vergangenen Jahren von rund 600 im Jahr 2009 auf 
nunmehr 460 Mitglieder. Führungskader wie Thomas Warnat, seines Zeichens
 Vorsitzender des NPD-Unterbezirk Hannover, sprechen bereits offen vom 
Zusammenbruch der Partei. So erscheint es nur konsequent, dass auch 
Warnat in den vergangenen Wochen seinen Rück- und Parteiaustritt 
erklärte. 
Überhaupt keine Freunde mehr… 
Doch 
nicht nur die eigenen Mitglieder verweigern der NPD Niedersachsen 
zunehmend die Gefolgschaft. Im Gegensatz zu vorangegangenen Wahlkämpfen 
verweigerten nun auch parteifreie Neonazigrupppen der NPD die 
Unterstützung. Konnte die Partei in der Vergangenheit noch auf 
zahlreiche WahlhelferInnen aus dem Spektrum der "Freien Kameradschaften"
 zurückgreifen, so hat sich dies zumindest in Niedersachsen fundamental 
geändert. Die Gründe für die mangelnde Unterstützung sind dabei 
vielfältig. Zum einen kämpft auch die niedersächsische 
"Kameradschaftsszene" mit erheblichen strukturellen Problemen. 
So
 brachen in der jüngeren Vergangenheit etliche dieser 
Neonazivereinigungen in sich zusammen, gaben ihre Auflösung bekannt oder
 wurden wie zuletzt in der Region Hannover durch die Behörden verboten. 
Langjährige Neonazigruppen wie die „Snevern Jungs“ aus dem 
niedersächsischen Schneverdingen scheinen derzeit nur noch auf dem 
Papier zu bestehen. Und dies, obwohl sie von den Behörden als eine der 
„aktivsten Gruppen in Niedersachsen“ bezeichnet werden. 
Darüber 
hinaus verfügt die parteifreie Neonaziszene Niedersachsens über 
keinerlei überregionale Vernetzungstruktur, welche die flächendeckende 
Zusammenarbeit mit der NPD zu koordinieren vermag. Die alten Netzwerke, 
im Szenejargon auch "Stammtische" genannt, sind zuletzt kollabiert oder 
durch Desinteresse eingeschlafen. 
Auch die durchaus als 
schwierig zu bezeichnende finanzielle Situation, in welcher sich die NPD
 Niedersachsen derzeitig befindet, dürfte ihren Anteil zum 
"Wahlhilfeboykott" beigetragen haben. So gelang es der NPD Niedersachsen
 im Zuge der Landtagswahl 2009 noch die Mitglieder parteifreier 
Neonazigruppen durch finanzielle Anreize für Unterstützungs- handlungen 
zu gewinnen. 
Unter der tatkräftigen Mithilfe von des 
Neonazikaders Christian Worch, der nun die Konkurrenzpartei "Die Rechte"
 gründete, wurde Honorare für WahlkampfhelferInnen in Aussicht gestellt.
 Dass die NPD vielen UnterstützerInnen die Zahlungen am Ende 
vorenthielt, die Zahlungen schlichtweg verweigerte, dürfte allerdings 
auf nur wenig Gegenliebe gestoßen sein. 
„Die Parteijugend vergebens voran!“ 
Die
 mangelnde Unterstützung durch unabhängige Neonazigruppen wie auch durch
 den eigenen Mitgliederbestand rächte sich nun im Wahlkampf. Während in 
den vergangenen Kommunal- und Landtagswahlen NPD-Informationsstände zum 
gewohnten Bild etlicher Klein-und Großstädte in Niedersachsen gehörten, 
konnten diese nunmehr kaum noch gewährleistet werden. 
So konnte 
der NPD-Unterbezirk Stade, der zu den aktivsten und beständigsten in 
ganz Niedersachsen gezählt werden kann, einen Großteil seiner 
Aktivitäten nur mit Unterstützung von außen durchführen. Ohne die 
Unterstützung von Mitgliedern der NPD Jugendorganisation "Jungen 
Nationaldemokraten" (JN) aus dem Großraum Bremen hätte der 
NPD-Unterbezirk Stade kaum Aktivitäten entfalten können. 
Ohne 
die Aktivitäten der „Jungen Nationaldemokraten“ wäre der gesamte 
Wahlkampf der NPD Niedersachsen in großen Teilen nicht durchführbar 
gewesen. Doch auch deren Vorgehen unterstreicht nur die erhebliche 
Schwächung der NPD Niedersachsen. So musste die JN Niedersachsen einen 
eigenen "Aktionstag" im Kreise ihrer Mitglieder ausrufen, um 
Wahlpropaganda zu verteilen. Ein tagtäglicher Wahlkampf schien nicht 
möglich. Am besagten "JN Aktionstag" am 05. und 06. Januar 2013 im 
Landkreis Vechta nahmen JN-AktivistInnen aus dem gesamten Bundesland 
teil. 
In den vergangenen Jahren konnte die NPD Niedersachsen 
noch auf solche "Aktionstage" verzichten um die eigene Anhängerschaft zu
 mobilisieren oder aktiv in den Wahlkampf einzugreifen. Doch lokale 
Strukturen scheinen der Aufgabe nicht länger gewachsen gewesen zu sein. 
Auch wenn der „Aktionstag“ im Nachhinein als Erfolg gefeiert wurde, 
wirft er dennoch ein bezeichnendes Licht auf die vorherrschende 
organisatorische Schwächung der neonazistischen Partei in Niedersachsen.
 
Repressionen nach Innen 
Als Organisator des im 
Großraum Vechta durchgeführten "Aktionstages" trat der derzeitige 
JN-Landesvorsitzende Christian Fischer in Erscheinung. Und Fischer 
scheint Teil des Problems, dies zumindest im Bezug auf die internen 
Streitigkeiten innerhalb des niedersächsischen Landesverbandes. 
Im
 Rahmen des NPD-Landesparteitages 2012 gehörte Christian Fischer zu 
jener Fraktion im niedersächsischen Landesverband, welche NPD-Mitglieder
 massiv bedrohte und kritische Stimmen gewaltsam einschüchterte: eine 
Einschüchterung, die sich keineswegs auf die niederen Ränge der 
Parteibasis beschränkte. 
Die interne Repression greift 
inzwischen bis in die Führungsspitzen der niedersächsischen NPD über: So
 wurde unter anderem der Vorsitzende des NPD-Unterbezirkes Braunschweig,
 Friedrich Preuß, im Verlauf des letzten NPD-Parteitages von Christian 
Fischer bedroht und auf seinen Stuhl zurückgestoßen. Preuß hatte während
 einer Rede des stellvertretenden Landesvorsitzenden Matthias Behrens 
Kritik am bisherigen Landesvorstand äußern wollen. 
Ausgehend von
 diesem Klima innerparteilicher Repressionen kehrten langjährige 
UnterstützerInnen der neonazistischen Partei im Flächenland 
Niedersachsen den Rücken. Unterstützt wurde dies noch durch eine 
beispiellose Diffamierungskampagne durch VertreterInnen des 
NPD-Landesvorstandes gegen die eigene Parteibasis. 
„Aufmüpfige“ 
NPD-Unterbezirke und deren VertreterInnen wurde nahegelegt sich mit 
offen kommunizierter Kritik zurückzuhalten, ansonsten würden 
„Konsequenzen“ folgen. Um welche „Konsequenzen“ es sich dabei handeln 
sollte, darüber schwieg sich die Parteiführung bis zuletzt aus. Der 
Landesvorstand sorgte darüber hinaus dafür, dass diejenigen Kräfte, die 
als KritikerInnen verortet wurden, von der Landesliste der KandidatInnen
 zur niedersächsischen Landtagswahl ausgeschlossen wurden. 
Propaganda hier! Propaganda Wo? 
Auch
 die im Zuge des Wahlkampfs angekündigte „Propagandaoffensive“ bestätigt
 das Bild einer strukturell angeschlagenen Partei. So musste die 
NPD-Niedersachsen zu Beginn des Landtagswahlkampfes zum großen Teil auf 
Materialien der NPD-Jugendorganisation zurückgreifen, um Wahlkampfstände
 entsprechend auszustatten. In einigen Regionen lagen den 
NPD-Unterbezirken bis zuletzt keinerlei eigene Propagandamaterialien zur
 Landtagswahl vor. 
Davon ausgeschlossen blieb die 
niedersächsische NPD-Wahlkampfzeitung, die jedoch nur durch die 
Unterstützung anderer NPD-Landesverbände realisiert werden konnte. Auch 
die Verbreitung ihrer Thesen mit Hilfe der NPD-Wahlkampfzeitung stellte 
die NPD Niedersachsen vor logistische Probleme. Mangels personeller 
Unterstützung beschränkte sich die Verteilung auf regionale Hochburgen. 
Auch
 ein eigens für den Wahlkampf produzierter Videoclip bestärkte nur das 
desolate Image der neonazistischen Partei. Der ohne viel Aufwand im 
niedersächsischen Buxtehude aufgenommene und später auf dem Heimcomputer
 produzierte Werbefilm erinnerte vielmehr an eilig aufgenommene 
Grußworte als an einen scharf geführten Wahlkampf. 
Die JN 
Schulhof-CD, welche im Rahmen des Wahlkampfes durch die NPD 
flächendeckend verteilt werden sollte, erwies sich ebenfalls als 
kontraproduktiv. So untersagten die Behörden der Stadt Rotenburg/Wümme 
das Verteilen des Tonträgers an Jugendliche, nachdem sich herausstellte,
 dass sich darauf indiziertes Liedgut befindet. Dabei handelt es sich um
 das neue JN-Bundeslied "Unsere Stunde, die wird kommen", welches als 
jugendgefährdend klassifiziert wurde. 
Doch nicht die Behörden 
legten der NPD den größten Stolperstein im Wahlkampf in den Weg; die NPD
 scheiterte vielmehr an sich selbst. Angemeldete Wahlkampfstände wurden 
ohne Rückmeldung abgesagt. In Städten wie Rotenburg/Wümme denken die 
Behörden inzwischen offen darüber nach zukünftige NPD-Infostände wegen 
„mangelnder Ernsthaftigkeit“ zu untersagen. 
NPD Wanderzirkus reloaded 
Die
 Einschätzung personeller wie struktureller Schwächung ändert sich auch 
nicht bei einer genaueren Betrachtung der sogenannten 
„NPD-Niedersachsentour", in deren Verlauf die NPD in mehreren Städten 
Kundgebungen durchführte. Vielmehr verstärkt sich dieser Eindruck noch. 
Besagte Wahlkampftournee wäre ohne die Unterstützung der 
JN-Niedersachsen sowie anderer NPD-Landesverbände nicht denkbar gewesen.
 Der NPD selbst schien in Niedersachsen schlichtweg das nötige Personal 
zu fehlen, um den Ablauf überregional zu gewährleisten. So bestand der 
Großteil der TeilnehmerInnen auf allen Kundgebungen aus einem festen 
Kreis von Neonazis. 
Diese rekrutierten sich fast ausschließlich 
aus Strukturen der „Jungen Nationaldemokraten“ und des 
„NPD-Ordnerdienstes“. Doch auch diese Strukturen waren personellen 
Schwankungen unterworfen. Die einzige Konstante bildeten der 
kommissarische NPD-Landesvorsitzende Manfred Börm, der Vorsitzende des 
NPD-Unterbezirkes Stade Adolf Dammann, der gleichzeitig als 
Spitzenkandidat der NPD Niedersachsen auftrat, sowie Patrick Kallweit, 
Pressesprecher der NPD-Niedersachsen. 
Weitere Mitglieder der NPD
 Niedersachsen suchte man hingegen zumeist vergebens. Wenn diese dennoch
 in Erscheinung traten, dann lediglich am Rand und in abwartender 
Haltung. Einzige Ausnahme bildete Ricarda Riefling, Vorsitzende des 
NPD-Unterbezirkes Oberweser. Dass diese jedoch die Wahlkampftour dazu 
nutzte, ihren Umzug nach Rheinland-Pfalz und somit ihren faktischen 
Rücktritt zu verkünden, scheint bezeichnend für die gesamte NPD 
Niedersachsen. 
So bleibt am Ende die Feststellung, dass die NPD 
Niedersachsen trotz überregionaler Bewerbung lediglich eine Handvoll 
UnterstützerInnen zu den Kundgebungen mobilisieren konnte. Eine Ausnahme
 bildeten die neonazistische „Kameradschaft Northeim“, welche neben 
einer Veranstaltung in der Stadt Northeim auch bei der 
Abschlusskundgebung in Hannover am 19.01.2013 mit einem Dutzend 
Mitglieder zugegen war und die NPD Niedersachsen unterstützte. 
Dies
 verdankte die NPD allerdings weitaus mehr der Person Marco Borrmann als
 dem eigenen Wirken. Handelt es sich doch bei Borrmann nicht nur um 
einen Beisitzer im Landesvorstand der NPD sondern auch um eine tragende 
Säule der „Kameradschaft Northeim“. 
Damit gleicht die nun als 
"Niedersachsentour" beworbene Veranstaltungsreihe der "NPD 
Deutschlandtour", einer ähnlich strukturierten Kundgebungsreihe im 
Sommer vergangenen Jahres. Auch hier kämpfte die NPD zum größten Teil 
mit erheblichen Mobilisierungsschwächen und konnte nur in regionalen 
Hochburgen auf Unterstützung hoffen. 
Einziger Unterschied zur 
vorangegangenen "NPD-Tour" bildete der Umstand die nun durchgeführten 
Kundgebungen als NPD-Wahlkampfveranstaltungen zu deklarieren. In diesem 
Rahmen war eine behördliche Verhinderung oder Untersagung der 
Veranstaltung nahezu ausgeschlossen. Doch trotz dieser Sicherheit gelang
 es der NPD nicht die Kundgebungen mit Teilnehmern auszustatten. 
Entweder sprachen deren VertreterInnen vor leeren Marktplätzen oder 
sahen sich wütenden Protesten gegenüber, oft auch beidem. 
Ausgesuchtes Personal 
Bezeichnend
 ist allerdings, wer zum Unterstützerkreis der Wahlkampftour gehörte. 
Neben verurteilten Gewalttätern fanden sich ehemalige Mitglieder der 
verbotenen "Heimattreuen Deutschen Jugend" (HDJ) unter den 
NPD-Ordnungskräften. So auch der ehemalige HDJ-Aktivist Christian 
Fischer, der 2009 für bundesweite Schlagzeilen sorgte, nachdem bekannt 
wurde dass er zu den Organisatoren einer "Rasse-Schulung" gehörte. Auch 
der ehemalige HDJ-Aktivist Sebastian Richter nahm als Ordner an den 
Kundgebungen teil. 
Richter hat inzwischen ähnlich wie Christian 
Fischer eine neue politische Heimat bei den „Jungen Nationaldemokraten“ 
(JN) gefunden und gehört dem JN-Bundesvorstand an. Jahrelang 
koordinierte er dort die Aktivitäten der JN-Interessensgemeinschaft "IG 
Fahrt und Lager" die ähnlich wie die HDJ paramilitärisch anmutende 
Freizeitveranstaltungen und Zeltlager durchführt. 
So verwunderte
 es auch nicht, dass mit Martin Götze auch der ehemalige Einheitsleiter 
der „HDJ-Einheit Schwaben“ zum Begleitpersonal der "Niedersachsentour" 
gehörte. Dass sich der derzeitige kommissarische Landesvorsitzende 
Manfred Börm daran nicht störte, erscheint logisch, gehörte er doch 
selbst zum Umfeld der HDJ sowie zum Führungskreis von deren 
Vorgängerorganisation, der "Wiking Jugend" (WJ). 
In der WJ 
agierte Börm als "Gauleiter" der „Wiking Jugend Niedersachsen und 
Bremen" und gehörte zum Kreis der „WJ Wehrsportgruppe Theorie und 
Training“, deren Mitglieder später bei der rechts-terroristischen 
"Wehrsportgruppe Wehrwolf in Erscheinung traten. Börm selbst wurde auf 
Grund dieser Tätigkeiten zu sieben Jahren Haft wegen Mitgliedschaft in 
einer kriminellen Vereinigung verurteilt. 
Während dieser 
Personenkreis vom 07. bis zum 12.Januar das Erscheinungsbild der 
NPD-Niedersachsntour bestimmte, wurde die darauf folgenden Woche durch 
Mitglieder des NPD-Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern geprägt. 
Ehemalige HDJ-Aktivisten um den Greifswalder Neonazi Frank Klawitter 
übernahmen ab 14.01.2013 die Aufgaben als eingesetzte NPD-Ordnertruppe. 
Gewalt war ihr Hobby 
Der
 NPD-Ordnerdienst fiel allerdings nicht nur auf Grund seiner 
Unbeständigkeit auf. Für Schlagzeilen sorgte dieser vor allem durch 
einen gewaltsamen Übergriff während einer NPD-Kundgebung im 
niedersächsischen Lingen. 
NPD-Ordnungskräfte attackierten 
GegendemonstrantInnen mit Faustschlägen, nachdem diese verhindern 
wollten von den anwesenden Neonazis gefilmt zu werden. Sebastian 
Schmidtke, seines Zeichens Vorsitzender des NPD-Landesverbandes Berlin, 
schlug gar mit einem zum Schlaginstrument umfunktionierten Regenschirm 
auf die bedrängten GegendemonstrantInnen ein. Die Polizei nahm 
inzwischen Ermittlungen auf. 
Dies dürfte allerdings nicht das 
einzige Ermittlungsverfahren sein, dem sich die NPD in den nächsten 
Wochen gegenüber sieht. So rammte während einer NPD-Kundgebung in 
Hannover der Fahrer des NPD-Wahlkampf-LKWs einen Polizeibeamten mit dem 
Außenspiegel. Der Fahrer, das NPD-Mitglied Gustav Haenschke, darf sich 
nun auf ein Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung einstellen. 
Weitere
 Anzeigen zog sich die NPD Niedersachsen zu, nachdem deren Mitglieder in
 einigen Wahlkreisen die Plakate anderer Parteien abrissen oder 
überhängten. Auch gegen den NPD-Pressesprecher Patrick Kallweit 
ermitteln die Behörden und zwar wegen Beleidigung. Inwieweit die 
derzeitigen Ermittlungsverfahren noch ergänzt werden, bleibt abzuwarten.
 Mehrere Redner wie der NPD-Bundesvorsitzende Holger Apfel oder auch der
 Vorsitzende der NPD-Fraktion in Mecklenburg-Vorpommern Udo Pastörs 
bewegten sich in ihren Redebeiträgen nahe am Rande der Volksverhetzung. 
Auch
 mit dem im Wahlkampf eingesetzten Fahrzeugen hatte die NPD 
Niedersachsen kein Glück. So rammte der NPD-Wahlkampf-LKW im Anschluss 
an eine Kundgebung im niedersächsischen Northeim eine Bahnunterführung. 
Der Fahrer missachtete zuvor eine Höhenangabe der Brückenanlage. Auch 
ein Brandanschlag auf Fahrzeuge des NPD-Ordnerdienstes am 16.01.2013 im 
niedersächsischen Schneverdingen kommt der NPD teuer zu stehen. Es 
entstand ein Sachschaden von rund 25.000 Euro. 
Und Ende? 
Das
 nun erzielte Ergebnis von 0,8% der abgegeben Stimmen dürfte der NPD 
Niedersachsen weitere finanzielle Schwierigkeiten bescheren. Durch das 
Scheitern an der 1% Hürde ist die neonazistische Partei von staatlichen 
Zuwendungen ausgeschlossen. Für die ohnehin finanziell bereits arg in 
Schieflage liegende NPD bedeutet dies einen weiteren Rückschlag. 
Auch
 auf die Gemütslage der NPD-Mitglieder in Niedersachsen dürfte sich das 
nun eingefahrene Ergebnis nur wenig positiv auswirken.  Führende NPD- 
Funktionäre verkündeten bis zuletzt, dass man von einem Ergebnis von 
mindestens 2% ausgehe. Einzelne Kandidat_innen wie Martin Zaha aus dem 
Wahlkreis Stade hielten gar 3,5% der Stimmen für absolut 
realistisch. Diese Realitätsverzerrung rächt sich nun. In sozialen 
Netzwerken mehrten sich bereits wenige Stunden nach Verkündung der 
Wahlergebnisse die Stimmen unzufriedener NPD-Anhänger_innen, die ihren 
Austritt aus der NPD in Aussicht stellen. 
Angesichts des 
Wahlausganges bleibt die Zukunft der NPD Niedersachsen ungewiss. Anstatt
 gestärkt aus dem Wahlkampf hervorzugehen steht die neonazistische 
Partei einem politischen wie organisatorischen Scherbenhaufen 
gegenüber. Parteiinterne Machtkämpfe und Richtungsstreitigkeiten dürften
 bald offen zu Tage treten. Inwieweit der derzeitige, ohnehin nur 
kommissarische NPD-Landesvorstand diese zukünftigen Klippen umschiffen 
kann, bleibt fraglich, zumal dieser mit seiner radikalen Ausrichtung 
nach Ansicht vieler NPD Mitglieder ohnehin die eigentliche Ursache der 
derzeitigen Erschütterungen ist. 
Die geplante Gründung eines 
niedersächsischen Landesverbandes der Neonazipartei „Die Rechte“ dürfte 
von der NPD ebenfalls mit Unbehagen erwartet werden. Übertritte werden 
erwartet, weitere Mitgliederverluste scheinen vorprogrammiert. Im 
niedersächsischen Landtagswahlkampf versuchte die NPD als geschlossene 
Partei in Erscheinung zu treten. Es bleibt abzuwarten ,wie lange es 
dauert, bis diese Fassade zu bröckeln beginnt. 
recherche-nord 
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Sonderseite zur Landtagswahl: [HIER]
Hintergrundtext und Analyse zur niedersächsischen Landtagswahl: [HIER]
Bilder zu verschiedenen Kundgebungen der "NPD Niedersachsentour": [HIER]

